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Anton Dittrich sen.


ÖIAV

Persönliche Daten
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 25.01.1829 - † 10.11.1895
Geschlecht: m
Geburtsort: Bynovec
damaliger Name: Binsdorf, Böhmen
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Dietrich; Ditterich; Ditrich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Ignaz D., Maurermeister
Mutter: Franziska, geb. Stelzig
Ehe (1851) mit Leopoldine Rosina, geb. Walk
Kinder: Anton Dittrich (Dietrich), Architekt (1850–1929);
Augusta, verehel. Plechner; Paula Leopoldine Caroline (1861–1951), verehel. Bergholtz, Emma, verehel. Plechner; Ella, verehel. Bardtholdt; Leopoldine Cäcilia (*1868)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1862Baumeisterkonzession
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Mitgliedschaften
ab 1862Bau- und Steinmetzmeister Genossenschaft
ab 1864Österr. Ingenieurverein (= ab 1865 Österr. Ingenieur- und Architektenverein)
um 1886Deutscher und Österreichischer Alpen-Verein
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Vita
Anton Dittrich wurde 1829 im böhmischen Binsdorf, heute Bynovec, CZ, als Sohn eines Maurermeisters geboren. Wie in vielen Familien üblich, ergriff der Sohn den Beruf des Vaters und er erhielt 1862 die Baumeisterkonzession.

Dittrich gründete in Wien ein Bauunternehmen, mit dem er sich sehr schnell einen Namen machte. Er wurde mit Adaptierungen bereits bestehender Miethäuser beauftragt und arbeitete auch als ausführender Baumeister mit bekannten Architekten zusammen (z.B. mit Ferdinand Seif bei der Sveltinsche Privatheilanstalt, Wien 3, Leonhardgasse 3 und 5, 1883). Dittrich errichtete auch Miethäuser nach eigenen Entwürfen, zum Teil fungierte dann er selber oder seine Frau als Bauherr. Etliche Aufträge bekam er von der „Handelsgesellschaft für den allgemeinen Realitätenverkehr“. Darüber hinaus war Dittrich bei der Errichtung etlicher Ringstraßenbauten als Bauleiter beschäftigt.

Anton Dittrich heiratete 1851 Leopoldine, geb. Walk. Sein Sohn Anton wurde schon ein Jahr zuvor geboren, Dittrich bekannte sich zur Vaterschaft, die Legitimation erfolgte jedoch erst im Jahr 1860. Sohn Anton (1850–1929) ergriff ebenfalls den Architektenberuf, allerdings sind keine Bauten bzw. nur Miethäuser ohne genaue Adressenangaben von ihm bekannt.

Anton Dittrich starb „nach langem, schmerzvollen Leiden“ im 66.Lebensjahr und wurde am Hütteldorfer Friedhof bestattet, 1931 auf den Zentralfriedhof überführt.
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Stellenwert
Anton Dittrich betrieb eine gut gehende Baufirma, die vor allem Adaptierungen vornahm. Bei den Miethäusern, die er nach eigenen Entwürfen realisierte, orientierte er sich beim Konzept der Fassaden an dem schon einige Jahrzehnte üblichen dreizonigen Aufbau: Einer Sockelzone folgt das aus zwei oder drei Stockwerken bestehende Hauptgeschoss, darüber liegt das einfacher gestaltete Attikageschoss, und schließlich ein kräftiges Kranzgesimse auf Konsolen, auf dem das Dach aufruht. Die Fassaden werden durch die Fensterachsen gleichmäßig, symmetrisch unterteilt, die Fenster durch Dreiecksgiebel oder Segmentbogen plastisch überhöht. Bei Eckhäusern kennzeichnet Dittrich zumeist die äußeren Fensterachsen durch flache Risalite, die er durch Nutungen betont. Bemerkenswert ist, dass er das seit Theophil Hansen beliebte Motiv der Eck-Dachaufsätze, auf einfache Mäuerchen mit durchbrochen Balustraden reduziert. (Wien 9, Liechtensteinstraße 52 / Thurygasse 1, 1885). Ädikulafenster und Schein-Balustraden in den Fensterparapeten geben den Häusern ein repräsentatives Aussehen. Nur selten durchbricht er die gleichmäßige Fensterachsenreihung, wie etwa beim Miethaus, Wien 2, Kleine Mohrengasse 5 (1886), wo er einen flachen, abgerundeten Erker über zwei Stockwerke zieht. Mit barocken Rundfenstern und barock ornamentierten Fensterüberdachungen folgt er – nachdem er vorerst Formen der Wiener Neu-Renaissance aufgegriffen hatte – deutlich einem neuen Trend.

Insgesamt erbaute Anton Dittrich repräsentative, aber zumeist relativ einfache Miethäuser. In der Gestaltungsweise folgte er dem Zeittrend, indem er sowohl Formen der Renaissance als auch des Barock verarbeitete. Seine Bauten reihen sich ohne Auffälligkeiten in die Straßenzüge ein und er ist einer von vielen Stadtbaumeistern, die Ende des 19.Jahrhunderts das Stadtbild Wiens mitgestalteten, heute aber in Vergessenheit geraten sind.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1863Doppelwohnhaus, Wien 1, Kleeblattgasse 11 und 13 / Tuchlauben 15
1872Miethaus, Wien 5, Ramperstorffergasse 58 / Margaretenstraße 99
1872–1873Miethaus, Wien 5, Ramperstorffergasse 52 / Castelligasse 28
1872–1873Miethäuser, Wien 5, Ramperstorffergasse 54 und 56
1873Miethaus, Wien 5, Ramperstorffergasse 47 / Castelligasse 30 (Bauherrin: Ehegattin Leopoldine D.)
1875Miethaus, Wien 6, Mollardgasse 9 / Hofmühlgasse 5 (nicht erhalten)
1881Miethaus, Wien 2, Große Stadtgutgasse 26 (Adaptierung)
1884Wohnhäuser, Wien 3, Barichgasse 6 und 6a
1884Miethaus, Wien 3, Barichgasse 12
1884Miethaus, Wien 22, Bellegardegasse 3 (Umwandlung eines Eisdepots in Wohnhaus)
1884Miethaus, Wien 2, Praterstraße 14 (Adaptierung)
1885Miethaus, Wien 9, Liechtensteinstraße 52 / Thurygasse 1
1885Miethaus, Wien 3, Juchgasse 23 / Boerhavegasse 11 (1896 Neubau)
1885Miethaus, Wien 3, Barmherzigengasse 10
1885Miethaus, Wien 3, Geusaugasse 9
1886Miethaus Wien 4, Heugasse 2 (heute Prinz Eugen-Straße) (Adaptierung)
1886Miethaus, Wien 9, Grünentorgasse 13
1886Miethaus, Wien 2, Kleine Mohrengasse 5
1886Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 114 (Adaptierung)
1887Miethaus, Wien 1, Kärntnerstraße 20 (Adaptierung)
1888Miethaus, Wien 2, Praterstraße 16 (Adaptierung; Bauherr)
1888Miethaus, Wien 4, Margaretenstraße 23 u 25 (Adaptierung; Bauherr)
1888Miethaus, Wien 2, Afrikanergasse 1 (Adaptierung)
1889Miethaus, Wien 22, Kaisermühlendamm (Nr. nicht bekannt; Bauherr)
1889Miethaus, Wein 3, Obere Weißgerberstraße 7
1889Miethaus, Wien 4, Starhemberggasse 7

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1865–1866Ehem. Harmonietheater, Wien 9, Wasagasse 33 (Ausführung; Entw. Otto Wagner)
1883Sveltinsche Privatheilanstalt, Wien 3, Leonhardgasse 3 und 5 (Ausführung; Entw. Ferdinand Seif)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1885Eisgrube und Schupfen, Wien 22, Schiffmühlengasse 81
1886Stallbau, Wien 2, Vorgartenstraße (Nr. unbek.)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1886Türkische Botschaft, Wien 4, Prinz Eugen Straße 40 (Umbauten im Inneren; errichtet 1879 von Fellner & Helmer)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; Archiv Adler; WStLA; Pfarrmatrikel St.Johann Nepomuk; St.Leopold; Archiv Adler; TUAW
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
H. Pemmer / F. Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Wien 1958 (Typoskript)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez)
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Persönliche Mitteilungen
Mitteilungen von Peter Kutzer-Salm, Ururgroßenkel, 2010
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Anmerkungen
Anton Dittrich ist nicht zu verwechseln mit dem Bildhauer Anton Dietrich, der in den 1860er Jahren tätig war (u.a. Ausstattung der Staatsoper; Beethovenbüste im Musikverein).
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 15.06.2012
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