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August Engelbrecht


Foto Österr. Ing. und Architektenverein 1872

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 1807 - † 11.05.1887
Geschlecht: m
Geburtsort: Eltmann, Bez.Bamberg, Bayern
Land: Deutschland
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Augustin
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: bürgerl. Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Kaspar E., Maurer
Mutter: Kunigunde, geb. Waier
Ehe (1836) mit Josepha, geb. Treyßler (*1818)
Kinder: Maria (*1843); Leopoldine (*1847); Auguste (*1853), verehel. Fikl; Wilhelm (*1856); August
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1829–1833Akademie der bildenden Künste (Sonntagsunterricht, Graveurschule, zuletzt bei Pietro Nobile)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Tätigkeit als Bauleiter
1845Baumeisterkonzession
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Auszeichnungen und Ämter
ab 1845Bürger von Wien
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Mitgliedschaften
ab 1845Bau- und Steinmetzmeister-Genossenschaft
ab 1866Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
August Engelbrecht wurde 1807 in Eltmann, Bezirk Bamberg in Bayern, als Sohn eines Maurers geboren. Wann er nach Wien kam, ist nicht bekannt. Jedenfalls besuchte er in den Jahren 1829–1833 die Akademie der bildenden Künste und absolvierte anschließend wahrscheinlich eine Baumeisterlehre, denn im Jahr 1845 wurde er in die Baumeisterzunft aufgenommen. Gleichzeitig erhielt er das Bürgerrecht von Wien.

Engelbrecht wurde schnell zu einem erfolgreichen Baumeister, wobei er häufig auch als Bauherr auftrat. Zumeist verkaufte er die Häuser nach Fertigstellung, nur im Wohnhaus Wien 4, Belvederegasse 12 / Mommsengasse 7 (1847) lebte er bis zu seinem Tod mit seiner Familie und weiteren Familienangehörigen. Er war verheiratet und hatte fünf Kinder.

Er war Mitglied der Bau- und Steinmetzmeister-Genossenschaft und ab 1866 des Österreichischen Architektenvereins. Engelbrecht war mit dem Baumeister Franz Reumann befreundet, allerdings gingen sie keine Arbeitsgemeinschaft ein, vielmehr Reumann trat vor allem als Geldgeber bei Engelbrechts Häuserspekulationen auf.

Als aus Bayern zugewanderter Sohn eines einfachen Maurers hat er in Wien eine erstaunliche Karriere gemacht. Er hat es zu Wohlstand und Besitz gebracht und genoss nicht nur als Baumeister, sondern auch als Realitätenbesitzer hohes Ansehen. (Die „Hausherren“, also Besitzer von Zinshäusern, erfreuten sich damals höchster bürgerlicher Reputation.)

August Engelbrecht starb im 80.Lebensjahr an einem Lungenödem in Wien.
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Stellenwert
August Engelbrechts Tätigkeit war breit gefächert. Sie reichte vom einfachen, kleinen Vorstadthaus über das repräsentative Zinshaus in der Inneren Stadt bis zu öffentlichen Gebäuden, wie der Pfarrhof und die Schule im 4.Bezirk.

Dementsprechend variationsreich zeigt sich seine Gestaltungspalette: bei dem Haus Wien 8, Josefstädterstraße 41 (1854) gestaltete er ein einfaches Vorstadthaus mit schlichter Putzgliederung und geraden Fensterverdachungen. Während das Miethaus- und Geschäftshaus, Wien 1, Domgasse 1 / Schulerstraße 4 (1857–1858) an der schmalen Fassade in der Schulerstraße mit einem breiten, über drei Geschosse reichenden Erker mit Säulchen, Konsolen und zartem geometrischen Dekor nobilitiert wird. Interessant ist, dass Engelbrecht das ursprünglich frei stehende Haus in der Domgasse wesentlich schlichter mit Rundbogenfenstern, Fenstern mit geraden Verdachungen und Geschoss trennenden Gesimsen instrumentiert.

Eine seiner ersten größeren Arbeiten waren jedoch 1847–1848 die Miethäuser, Wien 7, Lerchenfelder Straße 13 und Neustiftgasse 16 bei denen er selbst als Bauherr auftrat. Ab den 30er Jahren des 19.Jh.s entstanden in Wien durch Neuparzellierungen viele Durchhäuser, die zumeist ehemaligen Fußwegen folgten, die durch tiefe Hausgärten führten und größtenteils zwei Straßenzüge verbanden. Beim von Engelbrecht erbauten Durchhaus soll sich vorher eine „Wäscherstiege“ befunden haben, die zum damals noch nicht überwölbten Ottakringerbach geführt hat. Der neue Durchgang führte durch drei mittels Quertrakte getrennte Innenhöfe, zu beiden Seiten nützen Seitentrakte das Grundstück optimal aus. Das Erdgeschoss war für kleine Geschäfte und Handwerksbetriebe vorgesehen. Engelbrecht gestaltete die beiden Fassaden verschieden, wohl um sein ganzes Können zeigen. Bei dem Haus in der Neustiftgasse erhielten die Fenster im ersten Stockwerk Dreieckgiebelüberdachungen und in den Parapeten plastischen Dekor. Die zwei darüberliegenden Stockwerke zeigen Dekor über den geraden Fensterverdachungen. Nur das 4.Geschoss ist einfacher gestaltet. Deutlich erkennt man an dieser Konzeption, dass durch die drei gleichwertig gestalteten Stockwerke des Hauptgeschosses ein möglichst hoher Zinsertrag erzielt werden sollte. Auch die Fassade des Hauses in der Lerchenfelderstraße 13 ist repräsentativ gestaltet, die Beletage ist hier durch einen Mittelbalkon mit Schmiedeeisenbrüstung und stark ausgeprägten Konsolen betont.

Ganz anders präsentieren sich die Miethäuser, Wien 4, Argentinierstraße 40 / Belvederegasse 22 (1861) und Wien 4, Argentinierstraße 45 / Belvederegasse 20 (1861–1862), bei denen Engelbrecht ebenfalls als Bauherr auftrat. Die beiden Eckhäuser sind relativ schlicht mit geraden Fensterüberdachungen akzentuiert, strahlen jedoch durch die rhythmisierenden Achsenreihen und ihre beachtlichen Dimensionierungen Monumentalität aus.

Engelbrechts Gestaltungsvielfalt wird auch an dem Pfarrhof der Pfarre St. Elisabeth und der Volksschule Wien 4, Elisabethplatz 8 und 9 (1867–1868) sichtbar. Es war zwar üblich, die Pfarrhöfe stilistisch den neu errichteten Pfarrkirchen anzupassen und in diesem Sinne ist der Pfarrhof mit neogotischem Vokabular zu sehen. Allerdings wurde das Gebäude äußerst repräsentativ mit einem polygonalen Mittelturm mit spitzem Pyramidendach konzipiert, was der üblichen Sparsamkeit bei dieser Bauaufgabe widerspricht. Darüber hinaus war Engelbrecht scheinbar bestrebt, die Volksschule mit der Kirche und dem Pfarrhof in ein gemeinsames Ensemble einzubinden. Denn auch die Schule wurde, wenngleich sparsamer, mit neogotischem Dekor akzentuiert.

August Engelbrechts Gebäude zeigen bezüglich der Fassadengestaltungen eine bemerkenswerte Vielseitigkeit. Mit immer neuen Konzeptionen ist es ihm gelungen, repräsentative Miethäuser zu errichten, deren Wohnungen einträglich zu vermieten waren, was für ihn als „Realitätenbesitzer“ von besonderer Wichtigkeit war.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1844–1845Miethaus, Wien 8, Lange Gasse 40 / Schmidgasse 18
1845Miethaus, Wien 9, Nußdorfer Straße 88
1847–1848Miethäuser, 7, Lerchenfelder Straße 13 und Neustiftgasse 16 (mit Durchhaus verbunden; Bauherr)
1847Miethaus, Wien 4, Wohllebengasse 9 (Adaption, 1804 erb., 1833 Seitentrakt v. Lechner)
1847Miethaus, Wien 8, Lenaugasse 19 (Straßentrakt der Wallishauserischen Buchdruckerei)
1847Miethaus, Wien 4, Argentinierstraße 43 (1863 durch Neubau von M.A.Werdoljak ersetzt)
1847Wohnhaus, Wien 4, Belvederegasse 12 / Mommsengasse 7 (eigenes Wohnhaus sowie weiterer Familienangehöriger; ca.1887/1889 durch Neubau ersetzt)
1850Miethaus, Wien 6, Webgasse 15 (nicht erhalten)
1850Miethaus, Wien 9, D’Orsaygasse 6 (nicht erhalten)
1851Miethaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 6
1851Glashausbau bei Wohnhaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 102
1851Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 61 / Luftbadgasse 16 (mit Durchhaus, nicht erhalten)
1853Miethaus, Wien 3, Krieglergasse 3 (1961 abfassadiert)
1853Miethaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 51 / Rasumofskygasse 31 / Erdbergstraße 1 (durch Bombeneinwirkung zerstört, 1951 Neubau von Alfred Dreier und Otto Nadis)
1854Miethaus „Zur Maria Treu“, Wien 8, Josefstädter Straße 41 (Adaption und Umbau; 1733 erbaut)
1857–1858Miet- und Geschäftshaus, Wien 1, Domgasse 1 / Schulerstraße 4
1861Miethaus, Wien 4, Argentinierstraße 40 / Belvederegasse 22 (Bauherr)
1861–1862Miethaus, Wien 4, Argentinierstraße 45 / Belvederegasse 20 (Bauherr)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1844Josefstädter Gemeindehaus, Wien 8, Schmidgasse 18/Lange Gasse 40 (heute Bezirksmuseum Josefstadt)
1851Voll- und Wannenbad, Wien 6, Gumpendorfer Straße 59 / Luftbadgasse 14 (nicht erhalten)
1867–1868Pfarrhof der Pfarre St.Elisabeth und Volksschule, Wien 4, Elisabethplatz 8 und 9
1870St.Joseph-Kinderspital, Wien 4, Kolschizkygasse 9–11 (Erweiterung; nicht erhalten)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv ÖBL; Wr. Ringstraßenarchiv; Archiv Baumeisterinnung; WSt.LA; Archiv Adler
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Sekundärquellen

LITERATUR:
A. Caravias: Wiener Baukunst 1848-1859. Diss. TH Wien 1944
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
R. Hartmann: Das „Schottendurchhaus“. Das Durchhaus Lerchenfelderstraße 13 – Neustiftgasse 16, ein frühkapitalistisches Wiener Zinshaus im Wandel der Zeit. In: Wiener Geschichtsblätter 60.2005, H.2, S.17ff
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
H. Pemmer / F. Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Wien 1958 (Typoskript)
O. Wittenhofer: Die Fassaden der Wiener Wohnhäuser in der ersten Hälfte des 19.Jh.s. Diss.Uni.Wien 1948 (mit Verzeichnis der Bauten im 1.–9.Bez.)
R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 22.12.2011
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