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Johann Fischer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 1772 - † 29.11.1849
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Erzherzogtum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Religionsbekenntnis: unbekannt
Berufsbezeichnung: Architekt
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1792Akademie der bildenden Künste Wien (Hohenberg v.Hetzendorf)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Direktions-Adjunkt der k.k. N.Ö. Civil-Baudirektion
o.J.Professor an der Hauptschule in der Josefstadt
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Auszeichnungen und Ämter
1794Goldener Hofpreis
ab 1806Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste Wien
o.J.Große goldene Civil-Ehrenmedaille
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Vita
Johann Fischer wurde 1772 in Wien geboren. Über sein familiäres Umfeld ist nichts bekannt. Weder weiß man etwas über seine Eltern, noch ob er verheiratet war. Im Jahr 1792 inskribierte Fischer an der Akademie der bildenden Künste bei Hetzendorf von Hohenberg.

Nach dem Studium hat Fischer eine Beamtenkarriere durchlaufen. Zunächst als Praktikant aufgenommen, wurde er schließlich Direktions-Adjunkt bei der N.Ö. Civil-Baudirektion. Daneben war er auch als Professor an der Hauptschule in der Josefstadt tätig, einem Vorort Wiens, in dem er auch lebte (heute Wien 8). Im Jahr 1828 erhielt Fischer vom Stadtmagistrat den prestigeträchtigen Auftrag, Pläne für ein neues Landesgerichtsgerichtsgebäude zu erstellten, das sodann in den Jahren 1831–1839 errichtet wurde (Wien 8, Landesgerichtsstraße 9–11). Über eine weitere Tätigkeit als Architekt ist nach heutigem Forschungsstand nichts bekannt.

Johann Fischer war Ehrenmitglied der Akademie und wurde mit der Großen goldenen Civil-Ehrenmedaille ausgezeichnet. Er starb im Alter von 77 Jahren an Altersschwäche.
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Stellenwert
Das ursprüngliche Gebäude des Wiener Stadtgerichtshaus, die sogenannte Bürgerschranne, befand sich von 1440 bis 1839 am Hohen Markt 5. Im Jahr 1773 wurde die Schranne unter Kaiser Joseph II. vergrößert und das Stadt- und Landesgericht des Wiener Magistrats in diesem Haus vereinigt. Ab diesem Zeitpunkt trug es die Bezeichnung „Kriminalgericht“.

Da das alte Gericht veraltet und zu klein war, wurde 1818 ein Neubau beschlossen. Um einen genügend großen Bauplatz bereitstellen zu können, war man gezwungen, das Gebäude außerhalb der Stadt zu situieren. In der damaligen Alservorstadt, heute Teil des 8.Bezirks, Josefstadt, wurde an der Stelle der bürgerlichen Schießstätte sowie des benachbarten Friedhofs schließlich ein geeigneter Baugrund gefunden, und ein Entwurf, den Johann Fischer 1828 erstellt hatte, wurde in den Jahren 1831–1839 realisiert.

Das Gebäude wurde auf einem 21.872 qm großen Baugrund mit einer Länge von 223 Metern errichtet. Bereits wenige Jahre später fanden jedoch mehrere Umbauten bzw. Vergrößerungen statt und in den Jahren 1906–1907 wurde auf dem ursprünglich zweigeschossigen Bauwerk ein weiteres Stockwerk aufgesetzt. Der Hof ist in drei Trakte unterteilt, in denen sich das Gefangenenhaus, das Gefängniskrankenhaus (Inquisitenspital) sowie eine Kapelle befinden.

Das groß dimensionierte, in schlichten klassizistischen Formulierungen errichtete Gebäude lässt in seiner Gestaltung zweifellos den Einfluss Peter Nobiles erkennen, der als ein führender Architekt des Spätklassizismus in Wien gilt.

Die massiven, stereometrisch geformten und sparsam gegliederten Bauteile sowie der Einsatz von markantem, bossiertem Quaderwerk zeigen jedoch ebenso eine verblüffende Nähe zur französischen Revolutionsarchitektur, die in den 1780er Jahren aufkam und als deren wichtigste Vertreter Claude N. Ledoux und Étienne-Louis Boullée gelten. Auch deren – allerdings zum Teil ins Extrem übersteigerter – Ausdruck einer „architecure parlante“ findet sich in Fischers Landesgericht: der geböschte, hohe Sockel, die wehrhafte Umrahmung der Fenster mit Quadersteinen, die aus dem Festungsbau bekannten Turmaufsätze an den Ecken des Gebäudes sowie die geböschte rustizierte Portalanlage weisen als fortifikatorische Motive allesamt auf den Zweck des Gebäudes hin. Allerdings ist eine direkte Beeinflussung durch die französische „Revolutionsarchitektur“ nicht anzunehmen, da diese in Österreich erst Anfang des 20.Jh.s breiter bekannt wurde. Interessant ist daher, dass Johann Fischer in seinem Werk eine ähnliche Grundhaltung – der Bruch mit der barocken Tradition und das Propagieren eines kargen, monumentalen Klassizismus – erkennen lässt.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1831–1839Landesgericht und Gefangenenhaus, Wien 8, Landesgerichtsstraße 9–11 (1906–1907 Aufstockung)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Adler; ABK
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Sekundärquellen

LITERATUR:
"Bürgersinn und Aufbegehren. Biedermeier und Vormärz in Wien 1815-1848". (Ausst.Kat.) Wien 1988A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße - ihre technische und künstlerische Bedeutung. Die Wiener Ringstraße Bd.4
Klassizismus in Wien. Architektur und Plastik. Historisches Museum der Stadt Wien 1978 (Ausst.Kat.)
P. Kortz: Wien am Anfang des 20.Jh.s. 2 Bde. Wien 1906
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
R. Wagner-Rieger (Hg.): Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Wiesbaden 1969ff, Bd.3, 4
Wiener Zeitung 7.12.1849, S.3414 (kurze Meldung über Tod)
O. Wittenhofer: Die Fassaden der Wiener Wohnhäuser in der ersten Hälfte des 19.Jh.s. Wien 1948

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
Czeike; AKL

INTERNETLINKS:
http://de.wikipedia.org/wiki/Landesgericht_f%C3%BCr_Strafsachen_Wien
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 15.12.2012
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