A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Gustav Gugitz


Foto privat

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 10.05.1836 - † 17.07.1882
Geschlecht: m
Geburtsort: Klagenfurt
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien, 19.Bez.
damaliger Name: Oberdöbling
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Gustav Adolf Franz Xaver
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Josef Anton G. (1798–1872), Kaufmann
Mutter: Maria Elisabeth Decrignis (1803–1874)
Geschwister: Josef (1827-1884); Marie (1831–1875); Anselm
Ehe (1874) mit Susanna, geb. Martinetti-Isella (1849–1929)
Kinder: Marie (1876–1959); Susanna (1877–1891); Antonia (1878–1957); Josefine (*1879); Gustav (+1880)
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1846–1852Gymnasium und Schule d. Landwirthschafts-Gesellschaft (später in Unter-Realschule umgewandelt), Klagenfurt
1852–1857Polytechnikum Wien (Vorläufer der Technischen Hochschule bzw. Universität)
1858–1861Akademie der bildenden Künste (August Sicardsburg und Eduard van der Nüll)
1859–1861Universität Wien (außerordentl. Hörer bei Rudolf Eitelberger)
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca. 1852bautechn. Praxis im landschaftl. Bauamt, Klagenfurt
1857–1858bei Baumeister Andreas Kranner
um 1859bei Baumeister Peter Gerl
ab 1860im Atelier von August Sicardsburg und Eduard van der Nüll
ab 1868Bauleitung bei der Wiener Staatsoper
ab 1869eigenes Atelier
1871–1873Bauten für Wiener Weltausstellung unter Leitung Carl v. Hasenauers
1875–1882Professor und Direktor der Bau- und Maschinengewerbeschule in Wien (1880 in Staatsgewerbeschule umgewandelt)
top
Auszeichnungen und Ämter
1860Rosenbaum-Preis
1869Ritterkreuz d. Franz Joseph-Orden
1873Orden d. Eisernen Krone 3.Kl.
top
Mitgliedschaften
ca. 1859photograph. Verein
ab 1860Albrecht Dürer-Verein
ab 1865Wr. Bauhütte
ab 1868Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1879Niederösterr. Gewerbeverein
top
Vita
Gustav Gugitz wurde 1836 als jüngster Sohn des Kaufmannes Josef Anton G. in Klagenfurt geboren. Nach seinen Schuljahren kam er 16-jährig nach Wien, um hier am Polytechnischen Institut (dem Vorläufer der Technischen Universität) seine Ausbildung zu beginnen. Fünf Jahre später hatte er sie beendet und fing bei Baumeister Josef Andreas Kranner (1801–1871), der beim Bau der Votivkirche tätig war, praktisch zu arbeiten an. In dieser Zeit verfasste er sein erstes Wettbewerbsprojekt. Da der Versuch, sich selbständig zu machen, am benötigten Betriebskapital scheiterte, entschloss sich Gugitz, stattdessen an der Akademie der bildenden Künste Architektur zu studieren. Er hatte August Sicardsburg und Eduard van der Nüll als Lehrer. Auch die Praxis vernachlässigte er nicht, er war nun „Lehrjunge“ bei Baumeister Peter Gerl und für den Baumeister und Architekten Hlavka konnte er bei der Ausarbeitung von Plänen (für die Bischöfliche Residenz in Czernowitz) mitarbeiten. Um seine Kenntnisse in der architektonischen Kunst zu vervollkommnen, besuchte Gugitz zusätzlich noch als außerordentlicher Hörer Vorlesungen des Kunsthistorikers Rudolf Eitelberger an der Universität Wien und unternahm Reisen nach Italien, Frankreich, Schweiz und Deutschland.

Als begabter Student, der den Rosenbaum-Preis der Akademie erhalten hatte, wurde Gugitz gegen Ende des Studiums von seinen Lehrern zur Mitarbeit am Projekt der Wiener Hofoper in ihr Atelier aufgenommen, wo er zunächst für das Technisch-Konstruktive zuständig war. Später war er noch für die Ausarbeitung anderer Projektpläne des Ateliers van der Nüll und Sicardsburg verantwortlich, wie für das Warenhaus Philipp Haas (1865, Wien 1, Stock im Eisen-Platz, zerstört) oder für das Palais Larisch (1867, Wien 1, Johannesgasse 26). Nach dem Tod seiner beiden Akademielehrer im Jahr 1868 wurde ihm die Leitung des Opernbaus übertragen, gemeinsam mit dem Architekten Josef Storck, der als künstlerischer Berater fungierte, und Josef Hlawka als ausführenden Baumeister. Erfolgreich konnte er den Bau des Opernhauses, des ersten Monumentalgebäudes der Ringstraße, vollenden und wurde dafür mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet.

1869 eröffnete Architekt Gugitz sein eigenes Atelier. Er errichtete einige Landhäuser und Villen und erhielt vor allem von dem Unternehmer Philipp Haas immer wieder Aufträge, u.a. den Bau eines Miet- und Warenhauses in Mailand. Ab 1872 beginnt er unter der Oberleitung des Architekten Carl Hasenauer für die Weltausstellung in Wien 1873 zu arbeiten. Neben den verschiedenen Expositionsbauten war vor allem der Kaiserpavillon fast ausschließlich sein Werk und Gugitz wurde für seine Verdienste mit dem Orden der Eisernen Krone 3.Klasse ausgezeichnet. Ab 1876 folgte er einer Berufung als Direktor der Bau- und Maschinengewerbeschule in Wien. Als Lehrer und Direktor setzte er sich engagiert für eine zeitgemäße Neuorganisation des technischen und kunstgewerblichen Schulwesens ein, 1880 wurde das Institut in die Staatsgewerbeschule umgewandelt. Gugitz arbeitete daneben auch weiterhin als Architekt und konnte für seine Geburtsstadt Klagenfurt eine Schule und das Landesmuseum errichten. Auf Grund seiner profunden Kenntnisse im Ausstellungswesen und Theaterbau war er auch ein gesuchter Juror bei der Beurteilung solcher Projekte (Theaterprojekte Karlsbad, 1876 und Reichenberg, 1880).

Gustav Gugitz war verheiratet mit Susanna Martinetti-Isella, Tochter des Architekten Martin Martinetti, die der akadem. Maler Pietro Isella und seine Frau Susanna adoptiert hatten. Pietro Isella (1827–1887), ein Tessiner, war als Ornament- und Groteskenmaler häufig an der Ausstattung von Bauten des Ateliers van der Nüll und Sicardsburg beteiligt, u.a. auch bei der Wiener Oper. Gugitz und Frau hatten vier Töchter, die Kinder waren zwischen 6 und 3 Jahren alt, als Gugitz mit 46 Jahren an einer Herzlähmung verstarb. Er wurde am Grinzinger Friedhof in der Familiengruft, deren Grabmal er entworfen hatte, beerdigt.
top
Stellenwert
Das Bauschaffen von Gustav Gugitz fällt in die siebziger Jahre des 19.Jh.s. In den Jahren davor hatte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Formenrepertoire vergangener Stile stattgefunden. Ziel war die Übernahme und zugleich schöpferische Anpassung jener idealtypischen Stilform, die mit dem Zweck und dem repräsentativen Anspruch der jeweiligen Bauaufgabe am Besten in Einklang zu bringen war. Für diese stilistische Auffassung bot vor allem die Renaissance günstige Vorbilder.

Auch Gugitz wählte für die Fassadengestaltung seiner Bauten Formen der italienischen Renaissance, betonte fast immer die Mitte als Symmetrieachse und hatte eine Vorliebe für das Portikusmotiv. Beim eingeschossigen Kaiserpavillon (1873) der Weltausstellung orientierte er sich mit der erhöhten Mittelhalle und den niederen Eckpavillons, welche „flach gewölbte Louvre-Dächer“ trugen, am Palastbau. Die Mitte akzentuierte ein übergiebelter, von Säulen getragener Portikus. Bei der herrschaftlichen Villa Lana (Gmunden, 1872–1875) lässt die Hoheitsform einer doppelten, übergiebelten Bogentrias die Mitte dominieren, trotz Eckturms und einer betonten Abschrägung an der anderen Ecke. Und auch das Kärntner Landesmuseum (Klagenfurt, 1879–1883) erhielt mit dem über beide Hauptgeschosse reichenden Portikus, ausgestattet mit Doppelsäulen und Dreieckgiebel, die effektvolle Mittelbetonung. Der für die Zeit typischen starken Horizontalgliederung, betont von den Fensterreihen und ausladenden Gesimsen, wurde hier mit der großen Ordnung der Doppelsäulen ein Vertikalmoment entgegengesetzt. Der Ausgleich, der hiemit erreicht wurde, entsprach der zeitgemäßen künstlerischen Auffassung von Ausgewogenheit.

Die Vorliebe Gustav Gugitzs für das Motiv des übergiebelten Portikus zeigt auch das Grabmal des Familiengrabes am Grinzinger Friedhof (1875), wo es eine sitzende Sybille umrahmt. Neben Grabmälern umfasste der Aufgabenbereich des Architekten auch Adaptionen und Ausstattungen vieler Wohnungen, die er oft gemeinsam mit dem Architekten Josef Storck (1830–1902), dem führenden Ausstattungsfachmann der Kunstgewerbeschule, ausführte.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1870–18712 Landhäuser in Döbling und Meidling (heute Wien 19.Bez. und 12.Bez.)
1870–1871Villa Haas, Bad Vöslau, NÖ (Innenausstattung mit Josef Storck, Adresse unbekannt)
1871Miet- und Warenhaus f. Philipp Haas u. Söhne, Via Manzoni, Mailand, I (Fassade i. Galleria Vittorio Emanuele vorgegeben)
1872–1875Villa Lana, Gmunden, OÖ
um 1874Wohnhaus f. Frau Wittgenstein, Wien 13 (Adresse unbekannt)
um 1875Villa Grobecker, Grobeckerplatz 1, Althofen, Ktn.
o.J.Arbeiterhauszeile f. Fa. Haas, Ebergassing, NÖ

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1866–1869Staatsoper, Wien 1, Opernring, Mitarbeit, ab 1868 Bauleitung (mit Josef Storck)
1875Grabdenkmal f. Familiengrab, Grinzinger Friedhof, Wien 19
1877Schule für Acker- und Bergbau, Klagenfurt
1879–1884Landesmuseum für Kärnten „Rudolfinum“, Museumsgasse 2, Klagenfurt (von Architekt Wilhelm Heß fertiggestellt)
1880Grabmal für Großindustriellen Philipp Haas, Zentralfriedhof, Arkaden, Wien 11

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1872–1873Bauten für Wiener Weltausstellung, Kaiserpavillon, Wien 2, Prater (nicht erhalten)
o.J.Teilumbau Fabrik Haas, Wien 6, Gumpendorf (nicht erhalten)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1870Ausstattung d. Sultanpalastes Tschiragan, Istanbul, Türkei (im Auftrag Philipp Haas, nur teilweise ausgeführt)
um 1871Adaptierungsarbeiten Theater a.d.Wien (mit Josef Storck)
um 1871Wohnungsausstattungen im Annexbau des Grandhotel, Wien 1, Maximilianstraße (heute Mahlerstraße)
um 1874Wohnungsausstattungen für Palais Baronin Haber (Adresse unbekannt)
1879Ausstellungsarrangement für Wr.Frucht- und Mehlbörse in Rotunde, Wien 2
1880Gewerbe-Ausstellung in Rotunde, Wien 2
o.J.Wohnung Dr. Max Friedländer, Wien 1, Kolowratring (heute Schubertring, mit Josef Storck)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1857Konkursprojekt für herzogl.-sächs. Landesbank, Altenburg, D (Auszeichnung)
1858Stadterweiterungsplan für Wien (Akademiezeit)
1859Entwürfe für Holzbauten (Akademiezeit)
1860Wandelbahn im Heilbad von Karlsbad, Böhmen (Akademiezeit)
1881–1882Projekt S. Pietro di Stabio (Thema unbekannt)
top
Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
G. Gugitz, J. Storck, F. Paulick: Die Thür- und Fensterverschlüsse in ihrer techn. Entwicklung i. den versch. Ländern bis auf die neueste Zeit. Wien 1876
G. Gugitz: Neue u. neueste Wr. Bauconstructionen, I–III. Wien 1881–1883
G. Gugitz: Das neue Wr. Opernhaus i. Wien v.d. Architekten van der Nüll u. Sicardsburg. Wien

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WSt.LA; Pfarre St. Augustin Wien 1 und St.Peter und Paul, Döbling, Wien 19; TUAW; ABK
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
Carinthia 74.1884, Nr.6, S.7ff: Nekrolog
R. Eitelberger: Kunst und Künstler Wiens. Wien 1878
A. Kieslinger: Die Steine d. Wr. Ringstraße. Die Wr. Ringstraße. Bd.IV, Wiesbaden 1972
Klagenfurter Zeitung v. 20.7.1882, S.1407 und v.22.7.1882, S.1423: Nekrologe
Neue Freie Presse v. 19.7.1882 (Nr. 6427), S.4: Nekrolog
J Pemsel: Die Wiener Weltausstellung von 1873. Wien, Köln 1989
K. Roschitz: Wr. Weltausstellung 1873. Wien, München 1989
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951
E. Springer: Geschichte u. Kulturleben d. Wr. Ringstraße. Die Wr. Ringstraße. Bd.II, Wiesbaden 1979

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Ktn.

LEXIKA:
ThB; Czeike; ÖBL; AKL

INTERNETLINKS:
Wikipedia
top
Anmerkungen
Irreführende Angaben im AKL: Die Maximilianstraße befand sich nicht am Alsergrund, dem 9. Bezirk, sondern war die heutige Mahlerstraße in Wien 1. Unklar ist die verwandtschaftliche Beziehung zu „Schwager“ Wilhelm Heß, der das Landesmuseum in Klagenfurt fertigstellte. Die Schwester Gugitzs, Marie, war mit Michael Andrievics, k.k. Rittmeister, verheiratet, die älteste Tochter Gugitzs, Marie, mit einem Adolf Heß, Oberinsp. d. Österr. Nationalbank.
Falsches Todesjahr bei ThB.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 23.05.2011
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung