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Karl Högel

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 03.08.1789 - † 11.05.1865
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Habsburger Monarchie
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Karl Philipp, Högl
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Philipp H. (1755–1800) Steinmetz
Mutter: Barbara Eckmayr (1754–1821)
Geschwister: Josef (1782–1843); Antonia (1796–1864); Franz Josef (*1783); Johann Baptist ((1784–1856) Steinmetz; Anton 1886–1800) Wirt; Alois Karl (*1787); Theresia (1791–1796)
1.Ehe (1816) mit ?
2.Ehe mit Klara, geb. Schindlmüller (1821–1877)
kinderlos
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1803–1806Maurerlehre bei Franz Wipplinger
1804Akademie der bildenden Künste Wien
1817Meisterstück d. Maurerpoliers Karl Högel
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1817Stadtbaumeister
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Mitgliedschaften
ab 1817Bau- und Steinmetzmeister-Genossenschaft
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Vita
Karl Philipp Högel (meist nur Karl genannt) wurde als jüngster Sohn des Steinmetz Johann Philipp Karl H. (meist nur Philipp genannt) 1789 in Wien geboren. Taufpate war der Stadtbaumeister Josef Gerl. Schon Großvater Andreas, der aus Eggenburg stammte, war Steinmetz gewesen, und der Beruf wurde in der Familie immer wieder ausgeübt. Auch andere bemerkenswerte Karrieren hatte die Familie aufzuweisen, so war ein Bruder von Vater Philipp, k.k. Generalmayor und geadelt (Franz Högel v. Hochheim) und die Schwester Theresia war Gattin des Direktors des Leopoldstädter Theaters, Karl v.Marinelli. Die Familie Högel war in der Rossau (Teil des 9.Bezirks) ansässig, wo Philipp H. auch Grundrichter war. Als er 1800 an Faulfieber verstarb, war Sohn Karl noch keine 11 Jahre alt. Mutter Barbara H. führte nach dem Tod ihres Mannes seine Geschäfte als Witwenbetrieb weiter.

Karl absolvierte ab seinem 14.Lebensjahr eine dreijährige Maurerlehre bei Baumeister Franz Wipplinger und besuchte auch kurz die Akademie der bildenden Künste. Wo er danach als Geselle arbeitete, ist nicht bekannt. Unter der Obhut des Stadtbaumeisters Johann Meissl legte er 1817 sein Meisterstück ab und wurde in die Innung der Bau- und Steinmetzmeister als Stadtbaumeister aufgenommen. In der Folge entwickelte er sich zu einem vielbeschäftigten Baumeister, der in den Vorstädten wie auch der Inneren Stadt baute, zum Teil gemeinsam mit anderen Meistern. Schwerpunkt seiner Tätigkeit war der Wohnbau und ein Großteil seiner Häuser entstand in seinem Heimatbezirk, dem 9.Bezirk.

In den verschiedenen Lexika und der einschlägigen Literatur wird zwischen einer Bautätigkeit von Vater und Sohn Högel unterschieden, bei einigen Häusern ist Philipp H. als Baumeister angeführt, bei den anderen wiederum Karl H. Diese Bauten sind jedoch alle erst ab 1822 entstanden, Philipp H. war da aber bereits seit über 20 Jahren tot, auch der Witwenbetrieb existierte nicht mehr, Barbara H. war 1821 verstorben. Urheber all dieser Högelschen Bauwerke kann nur Karl Philipp H. gewesen sein, seine Unterschrift wurde falsch interpretiert, da er manchmal auch mit „Karl Philipp Högel“ (ÖKT 44, 1980) unterschrieben hatte.

Karl Högel war zweimal verheiratet, die 1.Ehe schloss er 1816, doch ist nicht bekannt mit wem, seine zweite Frau war die wesentlich jüngere Klara Schindlmüller, beide Ehen blieben kinderlos. Karl starb im 76.Lebensjahr an Urämie und wurde am Friedhof St.Marx in der Familiengruft bestattet.
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Stellenwert
In den 20er Jahren des 19.Jh.s kam es zu einem enormen Aufschwung der bürgerlichen Bautätigkeit und der Wohnbau war eine der wichtigsten Bauaufgaben. Schlichte Baukörper und auf Zweckmäßigkeit ausgerichtete Lösungen bestimmten das Aussehen. Die Fassaden dieser Miethäuser weisen meist eine rustizierte oder gebänderte Sockelzone auf, über der sich die Stockwerke mit gleichmäßig gereihten Fenstern und zum Teil auch geschoßtrennenden Kordon- und Sohlbankgesimsen erheben. Dieser einfache Raster mit den gleichförmigen Fensterreihen bot viele Möglichkeiten zur formalen Erweiterung, je nach Anspruch, ob es sich um ein repräsentativeres Wohnhaus oder nur um ein einfaches Miethaus handelte. Das Rasternetz der Fassade konnte mit unterschiedlich ausgebildeten Rahmungen und Fensterverdachungen (gerade oder giebelförmig) oder Bekrönungen mit Lünetten (glatt oder geschmückt) belebt werden, nach oben hin nahm die Plastizität aber rasch ab.

Der Typus der Zinskaserne ist im Bauschaffen von Karl Högel wenig vertreten. Die extreme Schmucklosigkeit und im Inneren eine Aneinanderreihung kleinster Wohneinheiten findet sich nur bei dem zu einem monotonen Baublock zusammengefassten Häusern Wien 4, Wiedner Hauptstraße 40–42 (1837–38 mit Franz Lössl). Seine Bauten, ob es sich nun um ein Miethaus oder das kleinere, bürgerliche Wohnhaus handelte, dominierte eher der „Charakter gepflegter Baukultur“ (R. Wagner-Rieger, 1970). Die Fassade des Miethauses „Newald-Hof“ (9, Währingerstraße 22, 1828) ist beispielweise durch Risalite dreigeteilt. Diese treten nur wenig vor, da ihnen eine ästhetische Aufgabe zufiel, die in der Unterteilung der Fassade in kleine Partien und in einer unterschiedlichen Oberflächenbehandlung des Mauerwerks lag. Riesenpilaster über dem 1. und 2.Stock und eine genutete Wand zeichnen hier die Risalite aus, außerdem wurde im 3.Stockwerk das mittlere Fenster mit rahmenden Doppelpilastern und einem mehrfach gestuften Rundbogen besonders hervorgehoben, bekrönenden Abschluss bildet der flache Dachgiebel. Ähnliche Schmuckelemente, Nutung der Wand und ein höheres Rundbogenfenster mit Reliefplastik, hatte Högel bereits für die dekorative Gestaltung eines Mittelrisalits bei einem kleinen Miethaus (Wien 7, Kirchberggasse 24, 1824) angewendet. Neue Möglichkeiten für die abwechslungsreiche und auch repräsentative Fassadengestaltung, besonders bürgerlicher Wohnhäuser, boten plastischer Schmuck, aber auch den Fensterbekrönungen kam eine wichtige Funktion zu. Das Haus Wien 9, Liechtensteinstraße 21 (1825) zeigt architektonisch gegliederte Fenster. Die der seitlichen Risalite wandeln das Palladiomotiv ab, mit eingestellten Säulen und skulptural geschmückten Lünetten im 1.Stock, im 2.Stock nur mit eingestellten Säulen. Die Mitte des Gebäudes wird von einem Ädikulafenster mit Doppelpilasterrahmung und Dreieckgiebel betont. Eine besonders reiche Ausstattung wurde für die schmale Fassade des Hauses „Zur kleinen Maria Hilf“ (Wien 8, Auerspergstraße 7, 1838) gewählt, das damals noch exponiert am Glacis gegenüber der Inneren Stadt gelegen war. Eine Supraposition der Ordnung mit pilasterartigen Wandvorlagen im 1. und Pilastern im 2.Stock zeichnet es aus, und ein über die ganze Fassade reichender Dreieckgiebel schließt diesen dekorativen Mittelteil des Hauses ab. Die mittlere Wandvorlage, das Giebelfeld und die Gitterbalkone zieren zarte Empiremotive. Darüber erhebt sich noch ein einfaches glattes 4.Geschoss und den Abschluss bilden Kranzgesims und Attika. Die später errichteten Bauten Karl Högels passen sich immer mehr neuen Gestaltungskriterien an. Die Dekorelemente konzentrieren sich dabei um die Fenster, beschränken sich auf einfache Felder, wie die Parapete, und bestehen meist aus vegetabilen Ranken und abstrakten Motiven. Die Intervalle zwischen den Fenstern werden nicht mehr dekorativ gestaltet (Wien 1, Desider Friedmann-Platz 1, 1844).

Ab den 1850er Jahren sind keine Wohnhäuser Karl Högels mehr bekannt. Er hatte sich anscheinend aus der Bautätigkeit für private Auftraggeber zurückgezogen und ein neues Tätigkeitsfeld bei verschiedenen Bauvorhaben des kaiserlichen Hofes gefunden. Seine Stärke, die eines phantasievollen und variantenreichen Entwerfers, war vor allem bei dem Bautypus des bürgerlichen Wohnhauses („Biedermeierhauses“) zum Tragen gekommen und nicht mehr zeitgemäß.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1822Miethaus, Wien 2, Afrikanergasse 7 (1874 neue Fassade, abgetragen)
1822Miethaus, Wien 9, Sobieskigasse 20 (mit Johann Preschofsky, abgetragen )
1822–1823Wohnhaus, Wien 2, Franzensbrückenstraße 11 / Czerningasse 29 (1845 v. Josef Kastan u. Phillip Brandl verändert; durch einen Neubau der 1960er Jahre ersetzt)
1824Miethaus, Wien 7, Kirchberggasse 24
1824Miethaus, Wien 9, Hahngasse 11 (1. u. 2.Stock aufgesetzt; erbaut vor 1802)
1824Miethaus, Wien 9, Berggasse 11 (abgetragen und 1876 neu erbaut)
1825Wohnhaus, Wien 9, Liechtensteinstraße 21
1827Miethaus, Wien 9, Berggasse 9 (abgetragen)
1827Wohnhaus, Wien 9, Sobieskigasse 9 / Canisiusgasse 4 (abgetragen)
1827–1828Miethaus, Wien 9, Thurngasse 10
1828Miethaus, Wien 1, Seitenstettengasse 1a–3 / Ruprechtsplatz 4 (mit Josef Klee)
1828Miethaus „Newald-Hof“, Wien 9, Währingerstraße 22 / Thurngasse 2
1829Miethaus, Wien 4, Kettenbrückengasse 14 (Veränderungen; erbaut 1827 v. Joef Klee)
1837Miethaus „Zur kleinen Maria Hilf“, Wien 8, Auerspergstraße 7 (später mit Atelier aufgestockt)
1837–1838Miethaus „Zur goldenen Kugel“, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 40–42 (mit Franz Lössl)
1838–1844Miethaus, Wien 1, Judengasse 7 / Sterngasse 1
1838Miethaus, Wien 4, Schleifmühlgasse 20 / Kühnplatz 6
1840Miethaus, Wien 9, Michelbeuerngasse 5 (abgetragen)
1843Miethaus, Wien 1, Bauernmarkt 18 / Lichtensteg 5
1844Miethaus, Wien 1, Desider Friedmann-Platz 2
1846Miethäuser, Wien 2, Schreygasse 6 und 8
1846Miethaus, Wien 9, Michelbeuerngasse 7 (abgetragen)
1847Miethaus, Wien 9, Hahngasse 17 (Fassade abgeschlagen)
1850–1854Mitarbeit bei der Umgestaltung der Hofstallungen, Wien 1, Museumsplatz 1 (Leitung Leopold Mayer)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1848Ausführung des Turmhelms St.Augustin Wien 1, Augustinerstraße (nach Entwurf Paul Sprengers)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; ABK; Pfarren Rossau Wien 9, St.Leopold Wien 2, St.Peter Wien 1; WSt.LA; MA 39, Baupolizei
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Sekundärquellen

LITERATUR:
R. Banik / W.Pircher: Zur Wohnsituation der Massen i. Wien d. Vormärz. In: F.Czeike: Wien im Vormärz. Verein f. Geschichte d. Stadt Wien. Wien 1980
F. Czeike: 8, Josefstadt. Wiener Bezirkskulturführer. Wien 1980
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
O. Wittenhofer: Die Fassaden der Wiener Wohnhäuser in der ersten Hälfte des 19.Jh.s. Wien 1948

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)
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Anmerkungen
Karl Högel hatte einen Cousin gleichen Namens (Karl / Carl Högl, 1812–1872), Sohn von Anton Högl (Bruder des Philipp H.), der Steinmetz war.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 01.12.2011
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