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Karl Jonas Mylius


Adolf Eckstein (Hrsg.) Künstler-Album

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 06.09.1839 - † 27.04.1883
Geburtsort: Frankfurt am Main
Land: Deutschland
damaliger Name: Kurfürstentum Hessen
Sterbeort: Frankfurt am Main
Land: Deutschland
damaliger Name: Deutsches Reich
Familiäres Umfeld: Vater: Möller, Kaufmann
Ehe (1872) mit Rosita, geb. Möller
Bürogemeinschaft: 1871–1881Architektengemeinschaft Mylius & Blunschli
1881–1883Architekturbüro Mylius und Nehrer
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Städelschule Frankfurt am Main (bei Hessemer)
1858–1861ETH Zürich (bei Gottfried Semper)
1863–1865Studienreise nach Italien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
um 1862Praxis im Atelier Stehlin
o.J.selbständiger Architekt in Frankfurt am Main
1871–1881Architekturbüro Mylius und Bluntschli
1881–1883Architekturbüro Mylius und Nehrer
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Vita
Karl Jonas Mylius wurde 1839 in Frankfurt am Main als Sohn einer gut situierten Kaufmannsfamilie geboren. Er besuchte in seinem Heimatort zunächst die Städelschule, heute Hochschule für Bildende Kunst, um sodann an der ETH Zürich ein Studium bei Gottfried Semper anzuschließen.

Nach seinem Studium war er bereits als Architekt tätig, als er mit einem Kollegen der ETH, Alfred Bluntschli, der zwei Jahr nach ihm das Diplom erlangt hatte, zusammentraf. Die beiden Architekten beschlossen, ein gemeinsames Architekturbüro zu begründen. Sehr bald erzielten sie namhafte Erfolge, indem sie einerseits bei zahlreichen Wettbewerben mit Preisen reüssieren und andererseits auch interessante Aufträge verzeichnen konnten.

Im Jahr 1881 folgte allerdings Alfred Bluntschli dem Ruf der ETH Zürich als Professor und Mylius ging mit Ludwig Nehrer eine neue Partnerschaft ein. Über die Tätigkeit dieser Architekturgemeinschaft ist jedoch nichts bekannt. Sie dauerte nur bis ins Jahr 1883, als Mylius im Alter von 44 Jahren verstarb.
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Stellenwert
Das erste Großprojekt, dem sich Karl Mylius und Alfred Bluntschli im Rahmen der neu gegründeten Bürogemeinschaft widmeten, war der Wettbewerb für die Bauten am Zentralfriedhof in Wien im Jahr 1870.

Nachdem von Kaiser Josef II. Ende des 18.Jh.s die Auflassung der Friedhöfe innerhalb des Linienwalls verfügt worden war, zeigte sich bereits Mitte des 19.Jh.s, dass die verbliebenen Friedhöfe in den Vororten durch die wachsende Bevölkerungszahl an die Grenzen ihrer Kapazität stießen. 1863 beschloss daher der Wiener Gemeinderat die Errichtung eines interkonfessionellen Zentralfriedhofs, der auf Grund seiner Lage außerhalb der Stadt in Zukunft auch die Möglichkeit einer Erweiterung bieten sollte. Gleichzeitig wurde die bisherige alleinige Zuständigkeit der Kirche für Begräbnisstätten aufgehoben, damit war der Weg geebnet für einen von der Gemeinde verwalteten Friedhof, die allerdings auch für die Finanzierung zuständig wurde.

Mylius und Bluntschli entwarfen für das vorgesehene Areal das Wegesystem in Form eines griechischen Kreuzes und im Schnittpunkt den Kapellenhof mit einer Friedhofskapelle. Um den Kapellenhof und an den Eckpunkten des griechischen Kreuzes, die in halbrunden Plätzen mündeten waren Arkadengrüfte vorgesehen. Darüber hinaus entwarfen die beiden Architekten die Portalanlage mit flankierenden Administrations-, Wohn- und Leichenhäusern sowie die Umfassungsmauer. Die Gebäude waren in schlichten Renaissanceformen und ebenso wie die Mauer in Sichtziegelbauweise geplant. Obwohl Mylius und Bluntschli mit ihrem Projekt bei dem damals ausgeschriebenen Wettbewerb wie gesagt den ersten Preis errungen hatten, verlangte die Friedhofskommission noch achtzehn Planänderungen, wobei die wichtigste darin bestand, dass die Leichenhäuser von den an der Straßenfront situierten Administrations- und Wohngebäuden getrennt und in eigenen Gebäuden zurückversetzt angelegt werden sollten.

Obwohl die Architekten vertraglich verpflichtet wurden, zur Überwachung der Baufortschritte zumindest gelegentlich nach Wien zu kommen, hielt diese Abmachung nicht und es kam zu Missverständnissen und Bauverzögerungen. Als der Friedhof schließlich 1874 eröffnet wurde, bestand das Hauptportal nur als hölzernes Provisorium und die Kapelle war nicht einmal noch in Angriff genommen worden. Die Architekten wurden gekündigt und es kam zum Baustopp. Erst 30 Jahre später wurden das Portal, die Friedhofskirche und die Adaptierungen der bestehenden Bauten von Max Hegele ausgeführt.

In der Architektengemeinschaft Mylius und Bluntschli war von Anfang an eine relativ klare Trennung erfolgt: Mylius war eher für die kaufmännischen Belange zuständig, während Bluntschli vor allem die die künstlerische Leitung über hatte. Inwieweit Mylius auch an Planungsarbeiten beteiligt war, lässt sich heute nicht mehr feststellen, zumal kein Werk dokumentiert ist, das der Architekt in Eigenverantwortung bzw.in der Arbeitsgemeinschaft mit Ludwig Nehrer realisierte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
o.J.Villa in Frankfurt, D
1874Villa Kosel, Offenbach, Frankfurterstraße, D (mit Alfred Blunschli)
1875–1878Schloss Rauischholzhausen, Ebsdorfergrund, D (mit A.Blunschli, heute Tagungshotel d.Universität Gießen)
1876Villa de Fernex, Turin, via Bernardino Galliari 28, I (mit A.Blunschli)
1880–1881Schloss Langenzell bei Neckargemünd, D (mit A.Blunschli)
1880–1885Wohnbauten in Frankfurt am Main, D (mit A.Blunschli)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1870Zentralfriedhof Wien, Wien 11, Simmeringer Hauptstraße 232–246 (Wettbewerb, 1.Preis, mit Alfred Bluntschli)
1872Hotel Frankfurter Hof, Frankfurt am Main, D (mit A.Bluntschli)
1872Bankhaus Goldschmitt, Frankfurt am Main, D (mit A.Bluntschli)
1876Rheinische Creditbank, Mannheim, Schillerplatz, D (mit A.Bluntschli)
1881–1888Hauptbahnhof Frankfurt am Main, D (mit A.Bluntschli)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1872Reichstagsgebäude Berlin, D (Wettbewerb, Ankauf, mit Alfred Bluntschli)
1876Rathaus in Hamburg, D (Wettbewerb, 1.Preis, Mitarbeit von Alfred Bluntschli nicht gesichert)
1878Kollegiengebäude in Salzburg (Wettbewerb, 2.Preis, mit A.Bluntschli)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
J. Mylius, u.a.: Handbuch der Architektur, Vierter Teil, 4.Halbband: Gebäude für Erholungs-, Beherbergungs- und Vereinszwecke, 2.Heft, Baulichkeiten für Cur- und Badeorte, Gebäude für Gesellschaften und Vereine, Baulichkeiten für den Sport, hg. von Josef Durm, 2.Aufl., Darmstadt 1894
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Sekundärquellen

LITERATUR:
B. Altmann: Mein Motto füs Leben bleibt Renaissance. Der Architekt Alfred Bluntschli (1842–1930). Phil.Diss.Uni.Trier 2004
W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989, S.231f
G. Berger: Sieben erhaltene Konkurrenzprojekte zur Anlage des Wiener Zentralfriedhofs (1870–1871). In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Bd.38, 1982, S1ff
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
H. Pemmer: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien 1924

INTERNETLINKS:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Zentralfriedhof
http://www.viennatouristguide.at/Friedhoefe/Zentralfriedhof/Z_Startseite/z_start.htm
http://www.planet-vienna.com/spots/Zentralfriedhof/zentralfriedhof.htm
http://www.friedhoefewien.at/fhw/ep/channelView.do/channelId/-26733/pageTypeId/13576
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 04.11.2011
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