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Friedrich Paul


Foto Österr. Ing. und Architektenverein 1872

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 02.03.1830 - † 02.12.1900
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Hernals bei Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Städt. Baurat
weitere Namen: Friedrich August P.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Oberingenieur
Familiäres Umfeld: Vater: Karl P. (*ca.1785), Gürtlermeister aus Königsberg / Kaliningrad, RUS
Mutter: Theresia, geb. Wollauf (ca.1800)
1.Ehe (1867) mit Maria Anna Karoline Brandmayer (1838–1891)
Sohn: Eduard Friedrich (*1868)
2.Ehe (1894) Josefine Hornung (1861–1936)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1843–1850Polytechnisches Institut Wien (1848/49 Unterbrechung)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1850Praktikant im Wr.Stadtbauamt
1851definitive Anstellung
1876Oberingenieur (im Stadtbauamt)
1891als Baurat I.Kl. pensioniert
o.J.Registrator u. Expeditor im Wr.Stadtbauamt
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Auszeichnungen und Ämter
1882Goldene Medaille bei der österr.ungar. Ausstellung in Triest
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Mitgliedschaften
1880Verband deutscher Heiz- und Gesundheits-Techniker (Vorstandsmitglied)
o.J.Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Friedrich Paul wurde 1830 in Hernals bei Wien (heute Wien 17) als Sohn eines Gürtlermeisters geboren. Nach der Normalschule inskribierte Paul noch sehr jung, 1843, am Wiener Polytechnikum. 1850, gleich nach dem Studienabschluss (der sich Revolutionsbedingt um ein Jahr verzögerte), trat er ins Wiener Stadtbauamt als Praktikant ein.

Schon 1851 war er in der Hochbauabteilung des Stadtbauamts fix angestellt und begann seine 40-jährige Karriere im öffentlichen Dienst. Ihm oblagen Bauleitungen bei Brückenbauten (wie z.B. 1873 der Augartenbrücke) und die Aufsicht bei der Planung und Ausführung diverser Projekte. Wichtige von ihm entworfene Bauten sind die Detailmarkthallen (davon existiert heute nur mehr die in Wien 9), einige Schulen und das Amtshaus in Wien 10 (1881–1882 mit J. Pürzl erbaut).

Daneben war Paul ein beachtlich aktiver Publizist, wobei seine Aufsätze in den führenden Fachzeitschriften (Zeitschrift des österr. Ing.- und Architektenverein, Allgemeine Bauzeitung, Der Bautechniker) Platz fanden.
1891 erfolgte seine Pensionierung als Baurat I.Klasse.

Friedrich Paul starb 1900 im 71.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Friedrich Paul entwickelte seine umfangreiche Tätigkeit ausschließlich im öffentlichen Dienst. Als Oberingenieur in der Hochbauabteilung beschäftigte er sich zunächst mit der Bauleitung wichtiger Wienfluss- und Donaukanalbrücken (1870–1872 Tegetthoffbrücke am Wienfluss; 1872–1873 Augartenbrücke, 1873 Kaiser Josef-Brücke u. 1884–1886 Stephaniebrücke am Donaukanal). Von diesen Brückenbauten ist allerdings keiner erhalten geblieben.

Nachdem das Reichsvolksschulgesetz 1869 die Verlängerung der Schulpflicht bis zum vollendeten 14 Jahre angeordnet hatte, setzte sich das Wiener Stadtbauamt intensiv mit der Notwendigkeit der Vermehrung sowie der Verbesserung der Schulbauten auseinander. Seit 1874 beschäftigte sich damit hauptsächlich Friedrich Paul. In seinen von ihm entworfenen bzw. mitentworfenen Schulbauten wurden Neuerungen, insbesondere bezüglich der Größe und natürlichen der Belichtung, Heizung und Ventilation der Lehrräume sowie der Einrichtung und der Schulbänke eingeführt. Von den nach diesen Gesichtspunkten neu errichteten Schulen wurden lediglich die 1876–1877 erbaute ehem. k.k. Staatsrealschule, Wien 1, Schottenbastei 7–9, sowie die 1882 erbaute Volksschule Wien 10, Viktor-Adler-Platz 5–6 mit Sicherheit von ihm geplant.

Nachdem der Versuch gescheitert war, in Wien nach Pariser Vorbild Markthallen in Leichtbauweise (Eisen-Glas-Konstruktionen) zu etablieren, erfolgte 1879 ein Gemeinderatsbeschluss zum Bau von vier Markthallen in der herkömmlichen Ziegelbauweise. Das Wiener Stadtbauamt entwickelte daher unter der Leitung Paul ein neues System, das von einer Massivbauweise ausging. 1880 wurden die Markthalle am Phorusplatz im 4. Bezirk, die im 7. Bezirk zwischen Neustiftgasse und Burggasse (etwa gegenüber der Bandgasse), die neben dem Rathaus im Bereich Bartensteingasse / Stadiongasse / Doblhoffgasse sowie die im 9. Bezirk an der Kreuzung Nußdorfer Straße / Alserbachstraße eröffnet.

Die letztgenannte ist die einzig erhaltene Markthalle. Die heute noch widmungsgemäß benutzte Halle ist ein auf einem dreieckigen Grundstück freistehender, aus mehreren in Breite und Höhe variierenden Blöcken entlang einer Längsachse entwickelter Bau in strenghistoristischen Formen. An der Nußdorfer Straße ist die charakteristische fünfeckige Verkaufshalle mit Zeltdach zu sehen, die Fassaden erhielten zwischen gequaderten Kanten verglaste Rundbogenarkaturen.

Für die Vielseitigkeit Pauls sei noch das Amtshaus, Wien 10, Gudrunstraße 130 (1881–1882, mit J. Pürzl erbaut) erwähnt. Der Ziegelrohbau wurde im neogotischen Formenvokabular errichtet, vielleicht in Anlehnung an das zu gleicher Zeit im Bau befindliche Wiener Rathaus. Das Amtshaus bildet mit dem angrenzenden städtischen Waisenhaus, dem städtischen Schulhaus und dem Pfarrhof der Keplerkirche (Keplerplatz 6) eine vollständig geschlossene, weitgehend einheitlich ausgeführte, monumentale Gebäudegruppe.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1870–1872Tegetthoffbrücke, Wien 1, 3 (1903 durch die Wienfluss-Einwölbung ersetzt)
1871Schule, Wien 10, Keplerplatz (Entw. Stadtbauamt; Oberleitung, mit J. Pürzl)
1872–1873Maria Theresien-Brücke (heute Augartenbrücke), Wien 1, 2, 9, Donaukanal (städtische Bauleitung; 1931 durch Neubau ersetzt)
1873Kaiser Josef-Brücke (dann Schlachthausbrücke, 1936 durch Neubau ersetzt, heute Rotundenbrücke) Wien 2, 3
1876–1877Bundesrealgymnasium (ehem. Kommunal-Unterrealschule), Wien 1, Schottenbastei 7-9
1879Pfarrhof, Wien 10, Keplerplatz 6 (Entw. Stadtbauamt; Oberleitung, mit J. Pürzl)
1880Detailmarkthalle am Paradeplatz, Wien 1, Stadiongasse 11 (Planung und Oberleitung; abgetragen)
1880Detail-, dann Blumengroßmarkthalle, Wien 4, Phorusplatz 5 (abgetragen)
1880Detailmarkthalle, Wien 7, Burggasse 78–80 (abgetragen; heute Karl-Farkas-Park)
1880Detailmarkthalle, Wien 9, Nußdorfer Straße / Alserbachstraße
1881–1882Amtshaus, Wien 10, Gudrunstraße 130 (Bauleitung, mit J. Pürzl)
1882Volksschule, Wien 10, Viktor-Adler-Platz 5-6
1884–1886Stephanie-Brücke, Wien 1, 2 (städtische Bauleitung; zerstört)(heute Salztorbrücke)

Bauleitung von etlichen Schulbauten
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
F. Paul: Vorträge über Heizung und Ventilation in Unterrichts-Anstalten. In: Zeitschrift des österr. Ing.- und Architektenverein (ZÖIAV) 30.1878, S.135–144, 151–169, T.25-30
F. Paul: Die Augartenbrücke über den Wiener Donaukanal. In: Allgemeine Bauzeitung (ABZ) 46.1881, S.68–69, T.50-53
F. Paul: Die Kaiser Josefs-Brücke über den Wiener Donaucanal. In: Der Bautechniker 2.1882, S.1ff
F. Paul: Die städt.Volksschule in Wien am Eugenplatze im 10. Bez. in: Der Bautechniker 2.1882, S.59–60
F. Paul: Die neuen Gemeindehäuser im 3. und 10. Bezirke Wiens. In: Der Bautechniker 2.1882, S. 371f, 407f, 425f
F. Paul: Lehrbuch der Heiz- und Lüftungstechnik. Wien 1885
F. Paul: Die Detail-Markthallen in Wien. In: ABZ 50.1885, S.31–32, T.22–27

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUAW; Wr.Ringstraßenarchiv; WStLA; Archiv Adler; Pfarren Hernals u. Margareten (Matrikenstelle)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße, Die Wr.Ringstraße, Bd.4, Wiesbaden 1972
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 1.Bd., Wien 1905
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2.Bd., Wien 1906
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
M. Wehdorn: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße, Die Wr.Ringstraße, Bd.11, Wiesbaden 1979
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984
S. Wellisch: Die geschichtliche Entwicklung des Wiener Stadbauamtes von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Wien 1908
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

INTERNETLINKS:
http://www.wien.gv.at/wirtschaft/marktamt/maerkte/geschichte/detailmarkt.html
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Anmerkungen
Friedrich Paul ist nicht zu verwechseln mit Martin Paul, dem Herausgeber von „Technischer Führer durch Wien“, Wien 1910.
In DEHIO Wien/1 wird F. Paul mit M. Paul verwechselt (Schule Schottenbastei 7-9)
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 01.10.2012
Zuletzt geändert: 24.04.2014
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