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Franz Schlierholz

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 12.09.1808 - † 17.03.1876
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Währing bei Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Nikolaus S. (1780–1855), Tischlermeister
Mutter: Katharina, geb. Machan (ca.1786–1818)
Ehe (1846) mit Thekla Seitl (*ca.1821)
Kinder: Gustav (1846–1923), Architekt; Leopoldine, verehel. Kappitsch (*1851); Alfred (1851–1928), Hofrat
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
vor 1823Praktikant bei Baumeister Jakob Hainz, 1823 Freisprechung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Ab Anf.1840Tätigkeit als Stadtbaumeister
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Vita
Franz Schlierholz wurde 1808 in Währing (heute Wien 18) als Sohn eines Tischlermeisters geboren. Er wurde Praktikant bei Baumeister Jakob Hainz und 1823 von ihm freigesprochen. Unerklärlicherweise ist aber sein Name in der Wiener Baumeisterinnung nicht zu finden, obwohl er ein Stadtbaumeister in Wien war (wie auch aus den zeitgenössischen Baufachleute-Verzeichnissen zu ersehen ist).

Anfang der 1840er Jahre begann Schlierholz seine Karriere – wie viele seiner Kollegen – als privater Baumeister und errichtete etliche Wohnhäuser sowohl in der Innenstadt als auch in den ehemaligen Vorstädten. Wendepunkt in seinem beruflichen Leben wurde die Begegnung mit dem Stift Melk als Bauherr, von dem er große Bauaufträge bekam: er leitete die Aufstockung des Melker Hofes in der Innenstadt (1862), den Bau der gleichnamigen Wohnhausanlage in Wien 8 (1853–1858) und der Pfarrkirche in Melk, OÖ (1868).

Schlierholz konnte sich als Baumeister so erfolgreich profilieren, dass er am Ende seiner Karriere ein Zinspalais als Bauherr in der eleganten Schwindgasse im 4.Wiener Bezirk errichten konnte. Seine florierende Baufirma wurde von seinem Sohn Gustav übernommen.

Franz Schlierholz starb im 68.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Franz Schlierholzs bedeutendste Werke wurden im Auftrag vom Stift Melk realisiert. Schon in den 1840er Jahren dürfte er im Kontakt mit dem Stift gewesen sein, da er drei Häuser auf der Mölker Bastei errichtete, auf deren Bauentwicklung das Stift Melk Einfluss genommen hat. Die Wohnhäuser, die zwischen 1841 und 1846 ausgeführt wurden, existieren noch (Wien 1, Mölkerbastei 10–14) und definieren die homogene klassizistische Front, die von dem Pasqualati Haus von P. Mollner initiiert wurde.

Nach diesen Bauaufträgen sollte er sich mit einem aufwändigen Projekt auseinandersetzen, und zwar mit der Realisierung des Melker Hofes in der Josefstadt, eines Mammutwohnbaukomplexes (der seinerzeit den Spitznamen „Zum Elephant“ trug) heute in Wien 8, Lederergasse 23. 1852 erwarb das Stift Melk das Areal von Graf Dietrichstein, 1853–1858 dauerte die Errichtung des Melker-Hofes, der aus 4 Höfen und 7 Trakten auf einem T-förmigen Grundriss besteht und Haustore in drei Gassen besitzt (Lederergasse 23, Florianigasse 40 und Laudongasse 33). Die 4 bis 5-geschossigen Zinshäuser haben spätklassizistische, genutete Fassaden. Die Fenster sind im 1.Stock mit geraden Verdachungen auf Konsolen verziert. Ansonsten gibt es einfache, gerade Verdachungen bzw. mit Putzfaschen gerahmte Fenster als sparsamen Dekor.

In den folgenden Jahren beauftragte das Stift Melk Schlierholz mit der Instandsetzung des Melker Hofes in der Innenstadt (Wien 1, Schottengasse 3–3a), der 1769–1774 von Josef Gerl errichtet worden war und 1862 von einem Brand heimgesucht wurde. 1862–1863 erfolgte der Wiederaufbau mit der Aufstockung des 4.Geschosses.

1868 folgte der Auftrag für den Umbau der Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt in Melk, deren Vorbau im Westen nach Schlierholzs Plänen im neugotischen Stil errichtet wurde.

Seine private Bautätigkeit in der Ringstraßenzeit beschränkt sich auf die Errichtung seines Zinspalais, Wien 4, Schwindgasse 13 (1875). Hier realisierte Schlierholz ein streng historistisches Wohngebäude in Formen eines römischen Renaissancepalais, mit üppiger Dekoration in der Beletage (Ädikulafenster mit Halbsäulen und Segmentgiebeln), in einer ähnlichen Weise wie die benachbarten Zinshäuser in der Schwindgasse 15 und 17. Es besitzt allerdings ein Geschoss mehr im Vergleich mit den benachbarten Häusern, doch bewahrt es durch eine entsprechende Proportionierung der Geschosse die Hauslinie und die Einheitlichkeit der Gasse.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1839Miethaus, Wien 8, Schmidgasse 3
1841Miethaus, Wien 1, Mölkerbastei 10
1842Miethaus, Wien 3, Salesianergasse 24
1842Miethaus, Wien 3, Salesianergasse 26/Rennweg 19
1844Miethaus, Wien 4, Karolinengasse 25/Viktorgasse 11
1845Miethaus, Wien 1, Naglergasse 3
1845–1846Miethaus, Wien 1, Mölkerbastei 14
1845–1847Miethaus, Wien 1, Wollzeile 9
1846Miethaus, Wien 1, Mölkerbastei 12 (nicht gesichert)
1846Miethaus, Wien 1, Bäckerstraße 6
1853–1858Melker-Hof bzw. „Zum Elephant“, Wien 8, Lederergasse 23
1846–1848ehem. Palais Metternich, Wien 3, Rennweg 27 (Ausf.; Entw. Romano & Schwendenwein)
1858Schwindhof, Wien 1, Fleischmarkt 15 (Adaptierung)
1862–1863Melker-Hof, Wien 1, Schottengasse 3–3a (Instandsetzung, Aufstockung)
1875Zinspalais, Wien 4, Schwindgasse 13

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1868Pfarrkirche, Melk, OÖ (Umbau)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
OESTA; Wr.Ringstraßenarchiv; TUAW; WStLA; Archiv Adler; Pfarren Rossau, St.Karl, Schotten (Matrikenstelle)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
ThB
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Anmerkungen
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 15.06.2012
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