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Josef Wenz


Quelle: Adolf Eckstein (Hrsg.) Künstler-Album, 1890

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 10.12. 1826 - † 11.10.1892
Geschlecht: m
Geburtsort: Mlada Vozice
damaliger Name: Jungwoschitz, Böhmen
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
damaliger Name: Wien-Hietzing
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Baumeister und Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Josef Wenc, Maurermeister
Mutter: Ludmilla, geb. Plzensky
Ehe (1862) mit: Aloisia Weidlich (*1837)
Kinder: Aloisia (*1862), verh. Grund; Anna Maria (*1863); Rosina (*1865), verh. Hauffe; Josef Anton (*1866); Maria Josefa (*1867); Josefine (*1869) verh. Klaar; Therese (*1870), verh. Perthold; Karl Anton (1872–1927), Baumeister; Johann (*1877), Maschinist
Enkel: Adalbert v.Klaar
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Polytechnikum (möglicherweise in Prag)
o.J.Praktikum bei Baumeister Franz Schebeck
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1843in Wien tätig
1853Polier
1861Stadtbaumeister in Hietzing
1875Stadtbaumeister in Wien
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Auszeichnungen und Ämter
o.J.Hietzinger Gemeinderat
um 1870Ernst August-Orden
1873Goldenes königlich hannoveranisches Verdienstkreuz
1881Hofbaumeister
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Vita
Josef Wenz wurde 1826 als Sohn eines Maurermeisters in Böhmen geboren. Die Schreibweise des väterlichen Namens (Wenc) lässt eine ursprünglich tschechische Herkunft vermuten. Über seine Jugendzeit ist praktisch nichts bekannt. Gesichert ist, dass Wenz Anfang der vierziger Jahre nach Wien gekommen ist. Eine in der Literatur (Eckstein) angegebene Ausbildung am Polytechnikum erfolgte möglicherweise bereits in den Jahren davor in Prag, da er in den Studienbüchern des Wiener Instituts nicht angeführt ist. Jedenfalls legte er ein Praktikum bei dem Wiener Architekten Franz Schebeck ab und erreichte schließlich 1853 den Status eines Poliers. Mit dieser Ausbildung reiste er um 1856 in das damalige Palästina und leitete die mehr als drei Jahre andauernden Bauarbeiten des nach einem Entwurf von Architekt Endler errichteten österreichischen Pilgerhospizes in Jerusalem. Bei seiner Rückkehr nach Wien brachte er aus dem Tale Josaphat den Grundstein für die Wiener Votivkirche mit und dürfte sich damit eine gewisse Bekanntheit verschafft haben.

1861 erhielt Wenz für Hietzing, das in dieser Zeit noch eine eigene Gemeinde war, die Konzession als Stadtbaumeister und heiratete die Tochter des damaligen Bürgermeisters Anton Weidlich, womit er sich offensichtlich einen gewissen sozialen Status sicherte, der sich auch in seiner Funktion als Hietzinger Gemeinderat manifestierte. In der Folge war Wenz knapp dreißig Jahre sehr erfolgreich tätig. Neben der Errichtung einer größeren Zahl von Wohnhäusern, war er auch als ausführender Baumeister an verschiedensten Großprojekten in Hietzing beteiligt, unter anderem der Errichtung des Palmenhauses (1879) und den Restaurierungsarbeiten an den kaiserlichen Schlössern von Schönbrunn (ab 1871) und Hetzendorf, was ihm 1881 den Titel „Hofbaumeister“ einbrachte.

Josef Wenz, aus dessen Ehe eine Reihe von Kindern hervorging, ist im 66.Lebensjahr in Hietzing als äußerst vermögender Mann an Tuberkulose verstorben. Da er bis kurz vor seinem Tode an diversen Projekten beteiligt war, hat seine Witwe den Betrieb noch rund sechs Jahre weiter geführt (die beiden Söhne waren zu diesem Zeitpunkt noch zu jung, um das Unternehmen zu übernehmen), möglicherweise um die Fertigstellung der Arbeiten zu gewährleisten. Die Gemeinde Hietzing hat eine Gasse nach ihrem erfolgreichen Mitbürger benannt.
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Stellenwert
Josef Wenz, dessen Tätigkeit sich über knapp dreißig Jahre erstreckte und sich nahezu ausschließlich auf Hietzing konzentrierte, verkörpert dennoch nicht ganz den klassischen Typus eines „Vorstadtbaumeisters“. Insbesondere im Rahmen seiner Funktion als ausführender Baumeister war er in so bedeutende Projekte wie die Restaurierung der Schlösser von Schönbrunn und Hetzendorf eingebunden (ab 1871), aber auch die Ausführung von Hotelbauten und Palais fiel in seine Kompetenz.

Entsprechend seinem Status trat Wenz als Architekt nur bei der Planung von eher klein dimensionierten Wohnbauten hervor. Obwohl es sich zumeist um einfach strukturierte einstöckige Häuser handelt, deren periphere Lage noch zusätzlich die Anspruchslosigkeit der Gebäude unterstreicht, reflektieren sie dennoch – wenn auch in bescheidenem Maß – die aktuellen Architekturtendenzen der Zeit. Eines seiner ersten dokumentierten Gebäude, ein Wohnhaus auf der Lainzer Straße 81 (1860) ist noch von einer biedermeierlichen Einfachheit geprägt. Das einzige dekorative Element in der völlig flächig gehaltenen Fassade sind zart reliefierte Fensterparapets. Einige Jahre später (1865) macht sich beim Wohnhaus Lainzerstraße 87 eine romantisierende, eklektizistische Haltung bemerkbar, in dem er breite, abgerundete Fensterrahmungen zum Einsatz bringt und den asymmetrisch gesetzten Eingang mit dorischen Säulen flankiert, die einen bekrönenden Balkon stützen. Bei den Häusern aus seiner Spätzeit zeigt sich Wenz ganz auf der Höhe der Zeit, insofern er ein für Wohnbauten damals verbindliches Neorenaissancevokabular anwendet, das sich am Kanon des strengen Historismus orientiert. Dieser Ausrichtung entsprechen neben der symmetrischen Strukturierung, ein rustiziertes Untergeschoß, die plastisch hervortretenden Fenstergiebel und ein stark profiliertes Gesims (z.B. Wohnhaus Lainzer Straße 8, 1875).
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
um 1860Wohnhaus, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 8
um 1860Miethaus, Wien 13, Lainzer Straße 81
1865Wohnhaus Wenz, Wien 13, Lainzer Straße 87–89
1866Wohnhaus, Wien 13, Lainzer Straße 77 (ehemals 71)
1867Wohnhaus, Wien 13, Lainzer Straße 93 (verändert)
um 1870Miethaus, Wien 13, Lainzer Straße 57
ab 1871Schloss Schönbrunn, Wien 13 (Restaurierungsarbeiten)
ab 1871Schloss Hetzendorf, Wien 13 (Restaurierungsarbeiten)
1874Glashaus im Park der Villa Geitler, Wien 13, Lainzer Straße 43
1875Anbau Villa, Wien 13, Gloriettegasse 35–37
1875Villa Vilton, Wien 13, Lainzer Straße 8
1875Villa Blaimschain, Wien 13, Lainzer Straße 28 (E: Wilhelm Stiassny)
1880Wohnhaus, Wien 13, Lainzer Straße 48
1883Wohnhaus, Wien 13, Trauttmansdorffgasse 30 (verändert)
1883Villa Hugo Ernst (Borgfeldt), Kaltenleutgeben, Hauptstraße 125, NÖ (E: H. Ernst)
1886Ausbau der Residenz des Königs von Hannover, Wien 14, Penzinger Straße 11–13 (Ausf., später Palais Cumberland, jetzt Reinhardt-Seminar)
1888Gasthaus „Zum schwarzen Hahn“, Wien 13, Auhofstraße 1 (Umbau u. Vergrößerung, 1902 abgerissen)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
um 1858Österreichisches Pilgerhaus in Jerusalem, ISR (Ausf.)
1879Palmenhaus Schönbrunn (Ausführung)
1888Hotel Hietzinger Hof, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 22 (Ausf.)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1859Pfarrkirche Auersthal Markt, NÖ (Um- u. Zubauten)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
ÖBL Archiv; Pfarre Gumpendorf (Matrikenstelle); WrSTLA (Todesfallsaufnahme und Testament); Archiv der Baumeisterinnung
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Sekundärquellen

LITERATUR:
A. Eckstein (Hg.): Künstler-Album. Wien 1890
H. Scharsching: Villa Elfenhain – Villa Ernst-Borgfeldt – Villa Hönigschmid. Wien 2006
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich, Bd.1. Wien u.a. 1984
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut, 2 Bde. Wien 1996–1998

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Nord; Eisenberg

LEXIKA:
Czeike

INTERNETLINKS:
www.gv.at/kulturportal
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 27.05.2011
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