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Donat Zifferer


Foto: Gemeinderath der Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien, 1896

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 02.10.1845 - † 29.09.1909
Geschlecht: m
Geburtsort: Bystrice pod Hostinem
damaliger Name: Bistritz, Mähren
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Bernhard Z. (Pächter)
Ehe mit Rosa, geb. Schüler (1851–1911), Frauenrechtlerin
Kinder: Elsa (1874–1965) verh. mit Ernst Gotthilf, Architekt; Erwin (1876–1929); Dr. Hans (1883–1929)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1860Abschluss Oberrealschule Brünn
1861–1867Polytechnikum Wien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o. J.Baupraxis in der Allgemeinen Österreichischen Baugesellschaft
ab 1872Direktor der Leopoldstädter Baugesellschaft
1875Baumeisterkonzession
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Auszeichnungen und Ämter
1895–1906Gemeinderat (für die liberale Partei)
um 1883im Verwaltungsrat der Erzherzog Albrecht-Bahn
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Mitgliedschaften
ab 1883Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Donat Zifferer wurde 1845 in Bystrice im damaligen Kronland Mähren als Sohn eines jüdischen Pächters von Landgütern geboren. Die Realschule besuchte er noch in Brünn, um dann in Wien an der Technischen Hochschule zu studieren. Nach Abschluss seiner Ausbildung praktizierte er in der Allgemeinen Österreichischen Baugesellschaft. Anfang der 1870er Jahre macht er sich selbständig und erwarb die Baumeisterkonzession. Darüber hinaus arbeitete er eng mit der Leopoldstädter Baugesellschaft zusammen, der er als Direktor vorstand. In der Folge war er rund dreißig Jahre sowohl als Baumeister als auch als Bauunternehmer sehr erfolgreich tätig. Zifferer, der in diesen Jahren ein beachtliches Vermögen erworben hatte, unterstützte zahlreiche humanitäre Institutionen. Neben seinem Engagement in der Wohlfahrt und der Armenfürsorge, trat Zifferer auch anderweitig immer wieder als großzügiger Spender auf. U.a. beteiligte er sich an der Finanzierung eines Spitals in seinem Heimatort Bystrice oder er verzichtete beim Bau der Synagoge in der Hubergasse (Wien 16) auf sein Honorar. 1895 wurde Zifferer als Vertreter der Liberalen in den Wiener Gemeinderat gewählt und hatte dieses Mandat rund zehn Jahre inne. Als engagierter Freimaurer war er auch Ehrenmitglied zahlreicher in- und ausländischer Logen.

Anfang der 1870er Jahre war Donat Zifferer eine Ehe mit Rosa Schüler eingegangen, die gleichfalls politisch aktiv war und sich später als Frauenrechtlerin in Österreich einen Namen machte. Aus dieser Verbindung gingen drei Kinder hervor. Die älteste Tochter Elsa heiratete den Architekten Ernst v. Gotthilf, mit dem Zifferer in seiner Spätzeit mehrmals zusammen arbeitete.

Zifferer, der auch ein gefragter Juror war, zog sich um 1905 – möglicherweise krankheitsbedingt – aus dem Berufsleben zurück und ist nach langem Leiden im 64.Lebensjahr in Wien an einer Lungenentzündung verstorben.
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Stellenwert
Donat Zifferer, der im letzten Viertel des 19.Jh.s tätig war, arbeitete nahezu ausschließlich als Baumeister. Als Architekt agierte er nur höchst selten und das zumeist am Beginn seiner Tätigkeit, wie beim Miethaus Wien 1, Wipplingerstraße 30, das klassischen Neorenaissanceformen verpflichtet war.

Als ausführender Baumeister arbeitete Zifferer allerdings mit den namhaftesten Architekten seiner Zeit zusammen, wie Ludwig Tischler oder Fellner & Helmer. Auch mit Max Fleischer, mit dem er einige Bauten für die Wiener Kultusgemeinde errichtete, war er freundschaftlich verbunden. In seiner Spätzeit kooperierte er insbesondere mit seinem Schwiegersohn Ernst v.Gotthilf. Schwerpunkt seiner Tätigkeit war vor allem der Wohnbau für den gehobenen Bedarf, in diesem Bereich trat er auch als Bauunternehmer hervor. Insbesondere in den 1880er Jahren arbeitete er äußerst erfolgreich, in dem er Baulose des Stadterweiterungsfonds aufkaufte, die Demolierungsarbeiten an den zum Abriss vorgesehenen Objekten selber durchführte und schließlich den frei gewordenen Grund verbaute. Zifferer soll mehr als 250 Gebäude errichtet haben, viele davon befinden sich im Viertel rund um Votivkirche und Rathaus. Zifferers bedeutende Stellung in der Baubranche manifestiert auch die aufwändige Feier anlässlich seines 25-jährigen Berufsjubiläums, die im großen Stil im Jahr 1900 im Wiener Hotel „Metropol“ gefeiert wurde.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
Auswahl:
1872Miethaus, Wien 9, Maria Theresienstraße 7 (Entw. Heinrich Ferstel)
1877Miethaus, Wien 1, Hohenstaufengasse 7/ Rockhgasse 3 (Entw. Johann Mayr)
1879Miethaus „Janushof“, Wien 1, Wipplingerstraße 30 / Renngasse 11
1879Miethaus, Wien 9, Hahngasse 1 / Türkenstraße 33 (Entw. Ludwig Tischler)
1879Miethäuser, Wien 9, Hahngasse 3-5 (Entw. Karl Schumacher )
1879Miethaus, Wien 9, Kolingasse 10 (Entw. Ludwig Tischler)
1879Miethaus, Wien 9, Maria Theresienstraße 9 (Entw. Ludwig Tischler)
1879Miethaus, Wien 9, Roßauer Gasse 5 (Entw. Ludwig Tischler)
1879Miethaus, Wien 9, Roßauer Gasse 2 / Türkenstraße 31 (Entw. Ludwig Tischler)
1880Miethaus Zifferer, Wien 9, Maximilianplatz 6 (heute Rooseveltplatz) (Entw. Ludwig Tischler)
1880Miethaus, Wien 9, Maximilianplatz 10–12 (heute Rooseveltplatz) (Entw. Ludwig Tischler)
1880Miethaus, Wien 9, Günthergasse 1 (Entw. Ludwig Tischler)
1880Palais Kranz, Wien 4, Argentinierstraße 25 (Entw. G. Korompay)
1880Miethaus, Wien 9, Roßauergasse 6 (Entw. Ludwig Tischler)
1881Miethaus, Wien 1, Bartensteingasse 14 (Entw. Ludwig Tischler)
1881-1882Miethaus, Wien 1, Universitätsstraße 3 / Reichsratstraße 31 (Entw. Ludwig Tischler)
1882Warenhaus Wahliss, Wien 1, Kärntnerstraße (Entw. Gustav Korompay)
1883Miethaus, Wien 4, Prinz Eugen-Straße 14–18 (Entw. Wurm-Arnkreuz)
1883Miethaus, Wien 1, Bartensteingasse 9 / Stadiongasse 7 (Entw. Ludwig Tischler)
1888Miethaus, Wien 4, Schwindgasse 3 (Adaptierung)
1880Mietpalais Henckel-Donnersmarck, Wien 3, Metternichgasse 7 (Entw. Boguslawski)
1886Miethaus, Wien 2, Hollandstraße 8
1887Miethaus, Wien 7, Schottenfeldgasse 7 (Entw. Max Fleischer)
1891Miethaus, Wien 4, Graf Starhemberggasse 26 (Entw. Fellner & Helmer)
1891Miethaus, Wien 4, Prinz Eugen-Straße 70 (Entw. Fellner & Helmer)
1892Miethaus, Wien 4, Favoritenstraße 54 (Entw. Heinrich Adam)
1895Palais Lana, Wien 4, Argentinierstraße 20 (Entw. Ernst v. Gotthilf)
1893Miethaus, Wien 4, Favoritenstraße 62 (Entw. Ernst v. Gotthilf)
1894Palais Albert Rothschild, Wien 4, Prinz Eugen-Straße 26 (Entw. Fellner u. Helmer)
1896Miethaus „Dreylaufer Haus“, Wien 9, Alserstraße 38 (Entw. Ernst v. Gotthilf)
1896Miethaus, Wien 7, Lerchenfelder Straße 71 (Entw. Ernst v. Gotthilf)
1897Miethaus, Wien 1, Spiegelgasse 13 (Entw. Wurm-Arnkreuz)
1898Miethaus, Wien 4, Schelleingasse 20 (Entw. A. Neumann)
1899Miethaus, Wien 7, Burggasse 30 (Entw. Viktor Siedek)
1901Miethaus, Wien 1, Stubenring 20 (Entw. Wurm-Arnkreuz)
1902Miethaus, Wien 4, Pressgasse 1–3 (Entw. Ernst v. Gotthilf)
1903Miethaus, Wien 8, Albertgasse 37 / Florianigasse 61 (Entw. Wurm-Arnkreuz)
1903Miethaus, Wien 7, Kaiserstraße 22
1905Miethaus, Wien 6, Otto Bauer-Gasse 4 (Entw. Ernst v. Gotthilf)
1905Miethaus, Wien 6, Kasernengasse 4–6 (Entw. Ernst v. Gotthilf)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
vor 1883Gefängnis in Stanislau, Galizien / Stanislaw, UA (Ausführung)
1886Synagoge, Wien 16, Hubergasse 8 (Entw. Ludwig Tischler)
1887Theater in Odessa (Rußland) / Ukraine (Entw. Fellner u. Helmer)
1889–1891israelitisches Mädchenwaisenhaus, Wien 19, Ruthgasse 19 (Entw. Max Fleischer)
1892israelit. Vereinshaus Wien 2, Große Schiffgasse 8 (Entw. Wilhelm Stiassny)
1895Landwehrkaserne, Wien 5, Siebenbrunnengasse 41 (Entw. Friedrich Schön)
1903Spitalssynagoge des Allgemeinen Krankenhauses, Wien 9 (Entw. Max Fleischer)
o.J.Rothschildspital, Wien 18, Währinger Gürtel (Erweiterung)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WrSTLa (biograph. Sammlg.); IKG (Matrikenstelle); TUWA; ÖIAV (Anmeldeformular); Archiv der Baumeisterinnung
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Der Bautechniker 29.1909, S.800 (Nachruf)
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
Neue freie Presse 1.10.1905 (Zum 60.Geburtstag)
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
Pemmer / Englisch: Landstraßer Häuserchronik (unpubl. Typoskript). Wien 1958
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984

HINWEISE AUF WERKE:
Allgemeine Bauzeitung
50.1885, S.32, T.19 (Miethaus Zifferer, Wien 9, Maximilianpl. 6)

Architektonische Rundschau
12.1896, H.7, T.52 (Miethaus Wien 9, Alserstr. 38)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bezirk); S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
Weihsmann: In Wien gebaut.2005; Biograph. Lexikon der böhmischen Länder

INTERNETLINKS:
www.gv.at/kulturportal
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Anmerkungen
Bei Weihsmann teilweise falsche Angaben zur Ausbildung, ebenso über eine angebliche Zusammenarbeit mit Karl Stephann.
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 11.12.2013
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