A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Arnold Goldberger

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 10.03.1872 - † 30.11.1950
Geburtsort: Krnov
damaliger Name: Jägerndorf, Ö-Schlesien
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: unbekannt
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Moritz G., Bankier
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
1891-1898Technische Hochschule Wien (bei K. Mayreder, K. König)
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1903Anmeldung als selbständiger Architekt
1937Befugnis zum Ziviltechniker
1940-1948Befugnis zum Ziviltechniker entzogen
o.J.Sachverständiger für Städtebau
top
Mitgliedschaften
ab 1911NÖ Gewerbeverein
ab 1917Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
ab 1937Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, NÖ und Bgld.
o.J.Österreichischer Künstlerbund
top
Vita
Arnold Goldberger wurde 1872 in Jägerndorf, Österreichisch-Schlesien, dem heutigen Krnov in Tschechien, geboren. Seine Ausbildung zum Architekten erhielt er jedoch an der Technischen Hochschule in Wien. Während seines Studiums lernte er Leopold Ettmayr kennen, mit dem er später in den Jahren 1901-1904 einige Miethäuser errichtete. In alleiniger Verantwortung erbaute Goldberger in dieser Zeit für die Gemeinde Wien die Gebäude für die Elektrizitätswerke Simmering (1900-1902). Anschließend scheint Goldberger Wien verlassen zu haben, denn vor dem Ersten Weltkrieg sind nur mehr Arbeiten außerhalb Wiens dokumentiert.

Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete Goldberger wiederum für die Gemeinde Wien das Umspannwerk in Ottakring (1926).

Goldberger legte im Jahr 1937 seine Ziviltechnikerprüfung ab. Nachdem ihm im Jahr 1940 die Befugnis entzogen worden war, erlangte er sie im Jahr 1948 wieder. Aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sind jedoch keine Werke bekannt. Im Dunkel bleibt auch, wie und wo er als Jude die Naziherrschaft überleben konnte. Arnold Goldberger starb 1950 im 78.Lebensjahr.
top
Stellenwert
Das erste Gebäude, das Arnold Goldberger im Jahr 1894 in Wien 6, Bienengasse 2 / Gumpendorferstraße 24 / Laimgrubengasse 23 errichtete, ist ein großer Wohnhausblock, der von drei Straßenzügen begrenzt wird. Das Gebäude ist mit barockisierendem Formenvokabular geschmückt und wird durch kräftige Gesimse in der Horizontale akzentuiert. Die Fassade an der Gumpendorferstraße wird durch flache, symmetrisch angeordnete Erker aufgewertet. Mit diesem repräsentativen und vornehmen Erscheinungsbild entspricht die Fassade dem architektonischen Umfeld, das durch die Lage nahe dem Ring vorgegeben ist.

Die Miethäuser, die Arnold Goldberger mit Leopold Ettmayr in den Jahren 1901-1904 im 15.Bezirk jenseits des Gürtels errichtete, sind hingegen weitaus schlichter gestaltet. Bei einem einzigen Haus, Wien 15, Kranzgasse 9, unterbricht ein Erker in der Beletage die glatte Fassade. Die ersten Häuser, die Goldberger mit Ettmayr ab dem Jahr 1901 erbaute, zeigen noch schlichte barockisierende Motive. Zum Teil ist die Fassade durch Putzfelder akzentuiert, wie etwa beim Haus Wien 15, Kellinggasse 9. In weiterer Folge zeigen sich Einflüsse der Wagner-Schule, indem modifizierte Barockmotive mit secessionistischen Details verbunden wurden, wie etwa beim Haus Wien 15, Ullmannstraße 52.

Die Gebäude, die Goldberger ohne seinen Studienkollegen außerhalb Wiens errichtete, stellen größere Bauaufgaben dar, wie beispielsweise die Hotelpension und die Orthopädisch-chirurgische Anstalt in Grado, Italien (1905). Das Hotel ist ein großer, symmetrisch angelegter Gebäudekomplex, der mit Rundbogenfenstern ein romantisierendes Erscheinungsbild erhielt.

Bei der Gestaltung des Arbeiterheims in Jägerndorf (vor 1905) versuchte Goldberger ostentativ die Zweckwidmung der Bauaufgabe zur Schau zu stellen, wie er in der Zeitschrift „Der Bautechniker“ erläutert. „Eine einfache Putzfassade mit stellenweise roter Verkachelung und das wiederkehrende Nelkenmotiv sollte auch äußerlich das Arbeiterheim kennzeichnen.“ In dem Bau waren Volkswohnungen, Amtsräume für zwei Krankenkassen und ein Saal für „politische Meetings und Unterhaltungszwecke“ vorgesehen.

Eine bedeutende Bauaufgabe stellte auch die Arbeiterkolonie L.&C. Hardtmuth in Budweis dar. Die zwei- bis dreistöckigen Häuser sind durch Vor- und Rücksprünge sowie durch Giebel in unterschiedlicher Gestaltung akzentuiert, Balkone beleben die Fassaden, und zum Teil sind im Erdgeschoss Spaliere angebracht. Insgesamt hat Goldberger Motive des Einfamilienhauses auf die Mehrfamilienhäuser, die zum Teil bis zu zehn Wohnungen enthielten, übertragen und der Arbeiterkolonie damit eine wohnliche und kleinbürgerlich geprägte Atmosphäre verliehen.

Die Gebäude des Elektrizitätswerks in Simmering – dem damals größten kalorischen Kraftwerk Österreichs – führte Goldberger als Sichtziegelbau aus, d.h. er folgte damit der für Industriebauten üblichen Materialwahl. Durch die Gestaltung mittels romantisierend-neoromanischer Motive wie Rundbogenfriese sowie Giebelausbildungen, entsprach Goldberger dem Zeittrend, wichtige Industrieanlagen mit vertrauten Attributen zu versehen, um auf diese Weise die Ablehnung der oft als bedrohlich empfundenen neuen Technologien zu mildern und die Industrieanlage mit einem malerischen Erscheinungsbild zu versehen. Insbesondere die Schornsteine sind ein Musterbeispiel für diese Vorgehensweise, indem Burgenromantik mit Motiven, die aus dem Sakralbau bekannt sind, diesen Nutzbau zum manieristischen Kunstwerk erheben: Die Sockel sind mit romanisierenden Blendarkaden geschmückt und am oberen Ende erhielten die Schornsteine sogar einen mit Zinnen bekrönten Umgang.

In Arnold Goldberger zeigt sich ein typischer Späthistorist, der frei über alle Stilmittel verfügte. Seine Stärke lag zweifellos in seiner Fähigkeit, sich in der formalen Gestaltung sehr einfühlsam auf die unterschiedlichen Bauaufgaben einstellen zu können, wobei er dem „erzählerischen Mehrwert“ von Architektur offenbar einen bedeutenden Anteil zuerkannte.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1894Miethaus, Wien 6, Bienengasse 2 / Gumpendorferstraße 24 / Laimgrubengasse 23
1901Miethaus, Wien 15, Kellinggasse 9 / Rauchfangkehrergasse (mit Leopold Ettmayr)
1902Miethaus, Wien 15, Sechshauserstraße 28 (mit Leopold Ettmayr)
1904Miethaus, Wien 15, Ullmannstraße 52 (mit Leopold Ettmayer)
um 1910Arbeiterkolonie L. u.C. Hardtmuth in Budweis, Böhmen / Ceske Budejovice, CZ

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
vor 1905Hotelpension Dr. Oransz in Grado, I
vor 1905Orthopädisch-chirurgische Anstalt in Grado, I
vor 1912Kurhotel Gmunden, OÖ
um 1905Arbeiterheim in Jägerndorf, Ö-Schlesien / Krnov, CZ

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1900-1902Wiener Stadtwerke-Elektrizitätswerk Simmering, Wien 11, Haidequerstraße / Simmeringer Lände
1926Umspannwerk Ottakring, Wien 16, Degengasse 3-5 (nicht erhalten)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1906Kunstausstellung Mödling (3 Ausstellungsräume)
top
Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
A. Goldberger: Das Arbeiterheim in Jägerndorf. In: WBIZ 22.1905, S.219ff
A. Goldberger: Die Hotelpension Dr. Orancz in Grado. In: WBIZ 22.1905, S.242, 245
A. Goldberger: Die orthopädisch-chirurgische Heilanstalt in Grado. In: WBIZ 22.1905, S.249, 251
A. Goldberger: Zur Korrektur des Stadtplanes von Krems a.d. Donau. WBIZ 37.1919/20, S.163f

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUAW; Archiv der KAIK
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
W. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861-2001. Bd.1, Wien 2003
Kunsthist. Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jahrhunderts. Wien 1976

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
25.1905, S.297ff (Hotelpension Dr.Oransz in Grado)
30.1910, S.677ff, T.36f (Arbeiterkolonie L.u.C. Hardtmuth in Budweis)

profil
1.1933, S.285ff (Elektrizitätswerk Simmering, Umspannwerk Ottakring)

WBIZ
22.1904/05, S.219f (Das Arbeiterheim in Jägerndorf) / S.242f (Hotelpension Dr.Oransz in Grado) / S.249f (Die orthopädisch-chirurgische Anstalt in Grado)
22.1905, S.269 (Wohnhaus XIV, Ullmannstr.) / S.277 (Wohnhaus 14, Ecke Kellingg. und Rauchfangkehrerg.) / S.311, T.87 (Wohn- und Geschäftshaus XV, Sechshauser Hauptstr. 28)
29.1912, S.140 (Kurhotel Gmunden, Vestibül)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/2
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
top
Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 18.08.2008
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung