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Arthur Baron

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 15.05.1874 - † 30.08.1944
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
damaliger Name: Sterbeort Mauritius
Titel: Ing.
weitere Namen: Artur
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Wilhelm B., Kaufmann
Mutter: Ernestine, geb. Nehfleisch
Ehe mit Kitty/Katharina Kassowitz (1882-1957), Malerin
Bürogemeinschaft: 1901-1904 mit Oskar Neumann
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Oberrealschule
1892-1899Technische Hochschule Wien (u.a. bei Karl König und Karl Mayreder)
1899Strenge Prüfung (Frühform der Diplomprüfung)
1899-1900Studienreise im Rahmen des Ghega-Stipendiums
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1899-1900Assistentenstelle an der Technischen Hochschule Wien (Lehrkanzel für Darstellende Geometrie)
1901-1904Freier Architekt in Wien, in Zusammenarbeit mit Oskar Neumann
1904-1918Selbständiger Architekt
um 1918 Rückzug ins Privatleben
1940Emigration
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Auszeichnungen und Ämter
1899Ghega-Stipendium
o.J.Steigersches Stipendium
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Mitgliedschaften
ab 1903Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Arthur Baron stammte aus einer ungarisch-jüdischen Kaufmannsfamilie, die in den 1860er oder 70er Jahren nach Wien gezogen ist. Bereits in Wien geboren und aufgewachsen besuchte Baron die Oberrealschule und studierte nach der Absolvierung des Militärdienstes an der Technischen Hochschule Wien, wo unter anderen Karl König und Karl Mayreder seine Lehrer waren. Nach einem erfolgreichen Abschluss des Studiums (Baron war einer der wenigen der die „strenge Prüfung“ - eine Vorwegnahme der Diplomprüfung - abgelegt hatte) erhielt er vom Österr. Ingenieur- u. Architektenverein das sehr prestigeträchtige Ghega-Stipendium, das ihm einen längeren Studienaufenthalt im Ausland ermöglichte.

Nach Wien zurückgekehrt war Baron kurze Zeit als Assistent an der Technischen Hochschule tätig und arbeitete ab 1900/1901 als selbständiger Architekt, anfangs in Zusammenarbeit mit Oskar Neumann. In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg war sein Büro sehr gut ausgelastet, er realisierte zahlreiche Villen, Wohn- u. Geschäftshäuser und Druckereianstalten, wobei er nicht selten auch als Bauherr seiner eigenen Projekte auftrat. In seinem Atelier arbeitete unter anderen auch Karl Limbach, der sich später selbständig machte.

Baron ging eine Ehe mit der Malerin Kitty Kassowitz ein, die kinderlos geblieben sein dürfte.

Als nach dem Ersten Weltkrieg die Aufträge auf Grund der schlechten Wirtschaftslage ausblieben, zog sich Arthur Baron relativ früh ins Privatleben zurück - aus der Zwischenkriegszeit sind keinerlei Bauvorhaben nachweisbar. Nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland wurde er als Jude zur Emigration gezwungen und ist 1940 nachweislich nach Palästina ausgewandert. Baron ist nachweislich im 70sten Lebensjahr gestorben, sein Sterbeort ist allerdings nicht bekannt. Seine Witwe ist 1948 wieder nach Wien zurückgekehrt und einige Jahre später, nachdem sie einen Teil seines Besitzes restituiert erhielt, auch hier gestorben.
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Stellenwert
Arthur Baron war - wie viele der Schüler Karl Königs - trotz einer traditionsverhafteten Ausbildung, der zeitgenössischen Moderne gegenüber äußerst aufgeschlossen, insbesondere was den Einsatz neuester Bautechniken und Materialien betraf.

Das Frühwerk von Arthur Baron, das in Zusammenarbeit mit Oskar Neumann entstand, ist noch von einem kurvilinearen, barockisierenden Secessionismus geprägt. Das markanteste Beispiel ist das Miethaus Wien 4, Schikanedergasse 2. In der Folge gelang es ihm in Auseinandersetzung mit den aktuellen Tendenzen der Wagnerschule, insbesondere in Hinblick auf eine flächige, tafelförmige Fassadengestaltung, mittels der Technik der Curtainwall eine eigenständige Formensprache zu entwickeln. Diese Kriterien wurden vor allem beim „Residenzpalast“ in Wien 1, Fleischmarkt 1, kongenial umgesetzt, wo er auch der komplexen Multifunktionalität des Baus (Büros, Wohnungen, Geschäfte, ein Kino und ein Theater) mit einer ausgereiften Grundrisslösung gerecht wurde.

Die Anwendung neuer Techniken, wie die Betonständerbauweise, und der Einsatz von Glas und Metall, dürfte Baron insbesondere bei der Errichtung von Druckereigebäuden erarbeitet haben. Solche Kriterien kommen dann auch bei seinen Wohn- u. Geschäftshäusern zum Einsatz und verleihen ihnen den Charakter von großer Transparenz und Funktionalität, beispielhaft für diese Tendenz ist das Geschäftshaus Wien 7, Zollergasse 13. Entsprechend dem Zeitgeist wird aber auch der repräsentative Anspruch nicht vernachlässigt. Sowohl die Fassaden als auch die oftmals sehr eleganten Vestibüle und Stiegenhäuser zeigen eine äußerst qualitätvolle dekorative Durchgestaltung, wobei die Details, wie Putti und floraler Dekor, oft eine Nähe zur Wiener Werkstätte zeigen.

Mit seiner impliziten Ausformung funktionalistischer Tendenzen gehört Arthur Baron zu einem der bedeutendsten Vertreter der frühen Wiener Moderne der letzten Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Der Schwerpunkt von Barons Tätigkeit lag bei Druckereigebäuden, Wohn- u. Geschäftshäusern und Villen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1900Sparkassengebäude in Friedek, Mähren / Frydek, CZ (Wettbewerb, 1.Preis, mit Oskar Neumann)
1901Miethaus, Wien 8, Kupkagasse 4
um 1902diverse Villen
1903-1904Miethaus u. Hotel, Wien 4, Schikanedergasse 2-4/Margaretenstraße 24 (mit Oskar Neumann)
1904Villa, Wien 13, Stadlergasse 13 (mit Oskar Neumann)
1905Miethaus, Wien 8, Hamerlingplatz 4
1905Miethaus, Wien 8, Klesheimgasse 4
1906Miethaus, Wien 8, Florianigasse 55
1907Miethaus, „Stadtparkhof“, Wien 3, Vordere Zollamtsstraße 11
1909-1910Wohn- und Geschäftshaus „Orendihof“, Wien 1, Fleischmarkt 1 (auch „Residenzpalast“)
1911Miethaus, Wien 2, Gredlerstraße 4
1911Miethaus, Wien 3, Invalidenstraße 5-7
1911-1912Wohn- und Geschäftshaus, Wien 7, Zollergasse 13
1912Miethaus, Wien 6, Marchettigasse 14
1912Miethaus, Wien 4, Margaretenstraße 22
1912Portalbereich d. „Grillparzerhofes“, Wien 1, Bauernmarkt 10
1912-1913Miethaus, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 64
1913-1914Villa, Wien 18, Sternwartestraße 61
1914Miethausgruppe, Wien 14, Tiefendorfergasse 11-13
o. J.Wäschegeschäft Herzfeld, Wien 1, Kärntnerstraße 4
o. J.Juweliergeschäft, Wien 1, Graben 16
o. J.Wäschegeschäft Herzfeld , Wien 1, Bauernmarkt 10
o. J.Villa Wien 13, Stadlergasse

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
um 1902Buchdruckerei Werthner, Wien 5, Spengergasse
1913Druckereigebäude Steyrermühl, Wien 1, Fleischmarkt 3
1913-1914Druckereigebäude, Wien 1, Fleischmarkt 5

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1899Bauakademiegebäude (Schulentwurf ?)
1901Deutsches Vereinshaus, Mährisch-Schönberg, Mähren / Sumperk, CZ (Wettbewerb, 2.Preis, mit Oskar Neumann)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA (Personalakt); WStLA (Meldearchiv, Verlassenschaftsakt Katharina Baron)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
Neubauten in Österreich. Bd.2. Wien o.J.
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
U. Prokop: Wien. Aufbruch zur Metropole. Wien/Köln/Weimar 1994

HINWEISE AUF WERKE:
Architektur d. XX. Jhdts.
12.1912, T.100 (Geschäftshaus Wien 1, Fleischmarkt 1)

Der Architekt
14.1908, T.37 (Wohn- Geschäftshaus Wien 3, Vordere Zollamtstr. 11)

Der Bautechniker
31.1911, Nr.1, S.1ff u. T.1 (Geschäftshaus Wien 1, Fleischmarkt 1)
33.1913, Nr.1, S.1ff u. T.1 (Wohn- u. Geschäftshaus Wien 3, Invalidenstr. 5-7).
34.1914, Nr.1, S.1ff u. T.1 (Wohn- u. Geschäftshaus Wien 4, Wiedner Haupstr. 64.) / Nr.12, S.187ff u. T.12 (Geschäftshaus Wien 2, Gredlerstr. 4. ) / Nr.46, S.749 ff, T.46 (Wohn- u. Geschäftshaus Wien 7, Zollerg. 13)
35.1915, Nr.13, S.97ff u. T.13 (Miethaus Wien 5, Margarethenstr. 22) / Nr.26, S.21ff u. T.26 (Miethäuser Wien 13, Tiefendorferg. 11-13)
37.1917, Nr.7, S.49ff u. T.7 (Villa Wien 18, Sternwartestr. 61)

Moderne Wiener Geschäftsportale, Wien o. J.:
T.1a (Wäschegeschäft Herzfeld, Wien 1, Kärntnerstr. 4) / T.1b (Juweliergeschäft, Wien 1, Graben 16) / T.2 (Wäschegeschäft Herzfeld , Wien 1, Bauernmarkt 10)

Neubauten in Österreich. Wien o.J.:
Bd.2, T.3f (Miethaus Wien 3, Vordere Zollamtstr. 11)

Neue Architektur, Eine Auswahl der beachtenswerten Neubauten moderner Richtung in Deutschland und Österreich. Wien- Leipzig. o. J,:
Serie 3, T.59 (Villa Wien 13, Stadlergasse)

WBIZ
25.1907/8 (Beilage) S.41ff (Wohnhaus Wien 8, Florianig. 55 - fälschl. Urban)
26.1908/9 T.67 u. 27.1909/10, T.63 (Wohnhaus Wien 3, Vordere Zollamtstr. 11)
31.1914, Nr.31, S.1 (Wohn- Geschäftshaus Wien 3, Invalidenstr. 5-7)

Wiener Neubauten im Styl der Sezession
Bd.3,1906, S.38ff (Miethaus Wien 4, Margarethenstr. 24)
Bd.4,1908, S.8 (Wien 8, Florianig. 55) / S.9 (Miethaus Wien 8, Klesheimg. 4)
Bd.5,1910, S.14 (Miethaus Wien 3, Vordere Zollamtsstr. 11)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
AKL 7
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 11.07.2023
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