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Julius Hecht

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 09.06.1879 - † 10.11.1945
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Eltern: Josef u. Barbara Hecht
Ehe mit Maria Horejschi (1886-1955)
Kinder: Josef (1909-1938), Maria (1908), Otto (1917), Ing. Kurt (1919-1976) Baumeister
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
nicht bekannt
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Baumeisterkonzession
1918Gewerbe zurückgelegt
1919Wiederaufleben der Konzession
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Vita
Über Julius Hechts Herkunft und Ausbildung fehlt jegliche Information. Bekannt ist lediglich, dass er 1879 in Wien geboren wurde. Ungewiss ist, ob seine Fachausbildung theoretischer oder praktischer Art war, es gibt keinen Nachweis über den Beginn seiner beruflichen Tätigkeit, ebenso scheint sein Name bei keiner der Standesvertretungen oder -organisationen auf.

Julius Hecht besaß jedoch die Baumeisterkonzession und auch einen eigenen Betrieb. Er war neben der Erledigung von Auftragsarbeiten vor allem gemeinsam mit seiner Frau unternehmerisch als eigener Bauherr tätig und errichtete in der kurzen Zeitspanne von sieben Jahren etliche Wohn- und Geschäftshäuser in verschiedenen Wiener Bezirken. In den wirtschaftlich schlechten Zeiten des Ersten Weltkriegs kam es zu einer Stagnation im Baugewerbe, die offensichtlich auch Baumeister Hecht betroffen hatte, da ab 1914 keine Bauten von ihm mehr registriert sind. Ende 1918 legte er seinen Baubetrieb gänzlich still, ließ seine Konzession jedoch bald wieder aufleben, um als Baumeister für andere Unternehmungen tätig sein zu können. Julius Hecht agiert dann später als Geschäftsführer der „Unternehmung für Hoch-, Tief- und Eisenbetonbau Ges.m.b.H.“ mit Sitz in Wien 3, deren Firmensitz mit seinem Wohnsitz identisch war. Diese Firma scheint sich vor allem mit Auftragsarbeiten befasst zu haben, denn nur ein einziges Mal, in den 30er Jahren, wurde sein Name für einen Wohnbau nochmals genannt.

1945, bald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, starb Julius Hecht im 67.Lebensjahr. Er wurde am Friedhof Neustift am Walde beerdigt. Seine Frau Maria führte das Unternehmen noch eine Zeitlang als Witwenbetrieb weiter, da von den beiden überlebenden Söhnen keiner die Nachfolge des Vaters antreten konnte. Jeder hatte wohl eine bautechnische Ausbildung erhalten, doch war der eine noch zu jung und der andere befand sich in englischer Kriegsgefangenschaft.
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Stellenwert
In der Vielfalt der Dekorationsmöglichkeiten, die zu Beginn des 20.Jahrhunderts im Wiener Baugeschehen zur Verfügung standen, fand bald ein Mischstil besonderen Anklang, der historisierende und von der Secession beeinflusste Formen miteinander verband. Auch Julius Hecht wandte bei der Gestaltung seiner Fassaden diese stilistische Kombination vielfach an. Anfangs gab er jedoch noch bei den Wohngebäuden, die er als eigener Bauherr errichtete, überwiegend neobarocken, zum Rokoko hin tendierenden Dekorformen und Elementen den Vorzug, da diese als Garant der repräsentativen Erscheinung angesehen wurden. Blickpunkte an den Hausfronten sind dabei die vorschwingenden Erker mit breiten, dreiteiligen Rundbogenfenstern, die ebenfalls konvex vorgewölbt sind und deren Versprossung die Bogenform aufnimmt (Wien 8, Florianigasse 60, und 9, Liechtensteinstraße 130 und 130a, 1909). In der Folge lösten dann klassizierende Schmuckelemente in der Verbindung mit dem neuen, secessionistischen Formengut den barocken Dekor mehr und mehr ab. Kontrastierend setzte Julius Hecht an den Fassaden klassizierende, vegetabile Girlanden gegen geometrische secessionistische Ornamente und verwendete rauen und glatten Verputz, um unterschiedliche Effekte bei der Wandgestaltung zu erzielen (Wien 8, Strozzigasse 24, 1910). Etwa ab 1910 begann allgemein die neoklassizistische Dekoration die secessionistische Formgebung zu überlagern. Auch Baumeister Hecht verlieh dem Wohn- und Geschäftshaus in Wien 6, Linke Wienzeile 64 (1913) mit Säulen, Pilastern, Dreieckgiebeln und Skulpturen ein klassizierendes Gepräge. Vorbild für die Schmuckmotive waren nun Erzeugnissen des Wiener Kunstgewerbes, die applikenhaft der glatten Wand aufgesetzt wurden.

Der einzige für die 30er Jahre dokumentierte Bau Julius Hechts (Wien 8, Feldgasse 11) ist ein schlichtes, schmuckloses Wohnhaus, das den Kriterien des sachlichen, funktionellen Bauens folgte.

An Julius Hechts Bauten lassen sich die wechselnden stilistischen Strömungen im Wiener Baugeschehen gut nachvollziehen. Bemerkenswert sind die qualitätvollen handwerklichen Details und die gediegene Durchführung, die seine Bauwerke auszeichnen und auf eine fundierte Ausbildung schließen lassen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1907Miethaus, Wien 4, Blechturmgasse 16-22 (mit Johann Würzl und Friedrich Pietschmann)
1909Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 8, Florianigasse 60
1909Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 4, Rainergasse 31
1909-1910Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 9, Liechtensteinstraße 130, 130a, 132 / Augasse 21
1910Miethaus, Wien 8, Zeltgasse 14 / Strozzigasse 24
1912Miethaus, Wien 19, Reithlegasse 5
1913Miethaus „Vier Jahreszeiten“, Wien 6, Linke Wienzeile 64 oder 60 / Dürergasse 11
1914Miethaus, Wien 15, Costagasse 7 (Ausf., Entw. Richard Esriel)
um 1932Miethaus, Wien 8, Feldgasse 11
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; MA 43, GA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19. Jahrhuderts, Wien 1976
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
Neubauten in Österreich. 3 Bde., Wien o.J.

HINWEISE AUF WERKE:
Österr. Kunst
8.1933, H.7, S.28 (Wohnhaus, Wien 8, Feldgasse 11)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 08.04.2008
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