A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Paul Oberst

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 00.00.1851 - † 05.02.1910
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Währing
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: alt-kath.
Berufsbezeichnung: Maurermeister
Familiäres Umfeld: Ehe mit Magdalena Glaser (*1848)
Kinder: Pauline; Magdalena; Leopold (1874-1942), Maurer- u. Baumeister
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Ausbildung zum Maurermeister
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1878Baumeisterkonzession
1910zurückgelegt
top
Mitgliedschaften
1878Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister i. Wien
top
Vita
Paul Oberst wurde im Jahr 1851 in Währing geboren. Er wuchs dort auch auf und blieb Zeit seines Lebens diesem Vorort und später eingemeindeten Bezirk von Wien besonders verbunden. Nach den Pflichtschuljahren absolvierte er eine Maurerlehre und arbeitete als Maurerpolier. Als sich in Gersthof ein Verein zur Gründung einer Cottage-Kolonie etablierte, trat ihm auch Paul Oberst bei. Man konnte günstig einen Baugrund erwerben und mit eigenen Mitteln ein Haus darauf errichten. Oberst baute sich mit bescheidenen 500 Gulden sein erstes Haus auf den Vereinsgründen (Wien 18, Ladenburggasse 22, heute Thimiggasse). Die Sparkasse belehnte es jedoch mit dem dreifachen Wert und legte damit den Grundstock zu Paul Obersts Karriere und Vermögen. Er machte sich als Maurermeister selbständig, erwarb die Baumeisterkonzession und begann äußerst erfolgreich zu arbeiten. Sein Tätigkeitsbereich, in dem er auch als Bauunternehmer auftrat, erstreckte sich vor allem auf Gersthof, wo er eine Vielzahl von Miet- und Wohnhäusern errichtete.

Sein Sohn Leopold, der ebenfalls Maurermeister war, trat später in den väterlichen Betrieb ein und führte ihn nach dem Tod des Vaters, der im 59.Lebensjahr verstorben war, fort.
top
Stellenwert
Paul Obersts erste Häuser waren, wie sein eigenes Haus in Gersthof (18, Thimiggasse 22), einfache, meist einstöckige Vorstadthäuser mit geraden Fensterverdachungen als einzigem plastischen Element der Fassade. Er übernahm jedoch sehr bald die Gepflogenheiten der „Cottage-Bauweise“, einer für dieses Gebiet bevorzugten Bauform. Das Cottage-Haus war meist ein für ein oder zwei Familien geplantes villenartiges Wohnhaus, plastisch gegliedert mit Giebelrisaliten, Balkonen und Veranden. Motive aus dem Villenbau wurden in Form von Laubsägewerk, Fachwerk, auch Spalieren übernommen und setzten ländliche Akzente. Bei freistehenden Cottage-Häusern bevorzugte Paul Oberst die asymmetrische Formgebung mittels eines seitlich angesetzten, überhöhten Giebelrisalits. Standen die Häusern im Zeilenverband, erschien ihm dafür die symmetrische Erscheinung mit dem Giebelrisalit in der Mitte vorteilhafter. Bei den von ihm erbauten Miethäusern hielt er sich an die konventionelle historistische Gliederung und Formensprache.

Die Fassaden sowohl der Miet- wie Cottage-Häuser waren eher zurückhaltend mit den jeweils gängigen Schmuckformen dekoriert. Zu den anfänglich sehr schlichten Renaissancemotiven gesellten sich bald barocke Schmuckelemente, die in den 90er Jahren mit Rokokoformen und später klassizierenden Blumen- und Fruchtgehängen bereichert wurden. Paul Oberst war wandlungsfähig genug, sich dem Zeitgeschmack wie auch Bauherrenwünschen anzupassen. Bei seinen Gebäuden sind altdeutsche Stilelemente, nach 1900 auch die neuen secessionistischen Dekor- und Bauformen zu entdecken (Wien 18, Eckpergasse 16).

Herausragend aus seiner doch eher einfachen und konventionellen Bautätigkeit ist ein 1908 erbautes Eckhaus (Wien 18, Messerschmidtgasse 23). Das Haus wurde von Oberst als Familienhaus für die Familie Newald („Newald-Heim“), in die seine Tochter Pauline eingeheiratet hatte, errichtet und mit ausgewähltem Dekor- und Bauelementen ausgestattet. Pilaster gliedern die Fassade, eine Kuppel über dem Eckerker und eine Adlerskulptur krönen den Bau. Antikisierende Schmuckformen – gräzisierende Reliefs in den Attikafeldern – mischen sich mit secessionistischen, die sich als zarter floraler Dekor über die Wandflächen ausbreiten. Secessionistisch sind auch die Gitterbalkone, die Eingangstür und der Zaun.

Abgesehen von diesem Sonderfall entsprechen Paul Obersts Bauten aber ideal den Ansprüchen des Mittelstandes nach einem durchaus gediegenen und bequemen Wohnen, ohne dass ein pompöser und überladener Dekor einen aufwändigen, prunkenden Lebensstandard vortäuschte.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
o.J.Wohnhaus, Wien 18, Thimiggasse 22 (ehem. Ladenburggasse)
1885Miethaus, Wien 18, Salierigasse 9
1887Wohnhaus, Wien 18, Gersthoferstraße 39
1890Wohnhaus, Wien 18, Scheidlstraße 26 (1906 Aufstockung)
1892Miethaus, Wien 18, Bischof Faber-Platz 11
1893Miethaus, Wien 18, Wallrißstraße 71
1894Miethaus, Wien 18, Czatoryskigasse 38
1894Miethaus, Wien 18, Thimiggasse 48 (Dekor teilw. abgeschlagen)
1895Wohnhaus, Wien 18, Alseggerstraße 36 (verändert, aufgestockt)
1897Miethaus, Wien 18, Schindlergasse 33
1898Wohnhaus, Wien 18, Alseggerstraße 10 / Scheidlgasse 39
1898Miethaus, Wien 18, Ferrogasse 19 (teilw. verändert)
1899Miethaus, 18, Czatoryskigasse 36
1900Miethaus, Wien 18, Schindlergasse 32
1902-1903Miethaus, Wien 18, Scheibenberggasse 27
1903Wohnhaus, Wien 18, Naaffgasse 21
1904Wohnhaus, Wien 18, Eckpergasse 3
1904Wohnhaus, Wien 18, Wallrißstraße 108
1904Wohnhäuser, Wien 18, Gersthoferstraße 25 und 27
1905Wohnhaus, Wien 18, Eckpergasse 16
1907Wohnhaus, Wien 18, Naaffgasse 11
1907Wohnhaus, Wien 18, Naaffgasse 17
1907Wohnhaus, Wien 18, Wallrißstraße 106
um 1907Wohnhaus, Wien 18, Wallrißstraße 80 (völlig überwachsen)
1908Miethaus „Newald-Heim“, Wien 18, Messerschmidtgassse 23 / Bastiengasse 35
1909Wohnhaus, Wien 18, Wallrißstraße 116
top
Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; WStLA-Meldearchiv
top
Sekundärquellen

HINWEISE AUF WERKE:
Moderne Kleinbauten. Kleinere Wohn- und Geschäftshäuser, Villen, Schulen, Gasthäuser. Serie 1-3, Wien 1909-1911
Bl.68 (Wohnhaus, Wien 18, Wallrißstr. 80, heute völlig überwachsen)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
top
Persönliche Mitteilungen
von Dkm. Ingeborg Newald, Verwandte der Tochter Pauline, Sommer 2006
top
Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung