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Josef Bertha

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 16.06.1876 - † 19.03.1949
Geschlecht: m
Geburtsort: Neutal, Bgld.
damaliger Name: Neuthal, Kom. Ödenburg
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Franz B., Landwirt
Mutter: Theresia geb. Korn
Ehe (1905) mit Anna, geb. Ulbrich (1886-1946)
Kinder: Anna, verehel. Gindele (*ca.1903-1993), Zeichnerin; Willibald (1907-1929); Bautechniker
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1895Abschluss der Werkmeisterschule an der Staatsgewerbeschule Wien
1907Baumeisterprüfung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1907Baumeisterkonzession
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Mitgliedschaften
ab 1907Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister
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Vita
Josef Bertha wurde 1876 in Neutal, Bgld. (damals Westungarn) als Sohn eines Landwirts geboren. Nachdem sich Bertha für den Beruf des Baumeisters entschieden hatte, besuchte er die Werkmeisterschule an der Staatsgewerbeschule in Wien und schloss einige Praxisjahre an, bevor er die Baumeisterprüfung ablegte und die Baumeisterkonzession erwarb. Die berufliche Haupttätigkeit bestand für Bertha in der Errichtung von Gebäuden, Um- bzw. Anbauten sowie in der Ausführung kleinere baulicher Aufträge. Zwei Mietvillen sind dokumentiert, bei denen Bertha jedoch auch die Planung übernommen hatte.

Der bedeutendste und prestigeträchtigste Auftrag war indessen die Planung und Errichtung der Kirche und des Klosters für die Kamillianer in Wien 13, Versorgungsheimstraße 72 (1909).

Über die Tätigkeit Berthas liegen nur bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges Informationen vor. Er starb im Jahr 1949 im 73.Lebensjahr in Wien und ist am Hütteldorfer Friedhof begraben.
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Stellenwert
Josef Bertha schuf im Villenviertel des 14.Wiener Gemeindebezirks zwei frei stehende, von Gärten umgebene Mietvillen. Beide Gebäude sind dreistöckig konzipiert und bergen unter einem Mansarddach ein 4.Geschoss. Allein schon diese imposanten Ausmaße verleihen den Bauten ein eindrucksvolles Erscheinungsbild.

Bemerkenswert ist, dass Bertha bei der Mietvilla in Wien 14, Hüttelbergstraße 14, die er im Jahr 1913 errichtete, mit einem dreizonigen Aufbau der Fassade noch ein konventionelles Konstruktionsschema aufgreift. Bei der nur ein Jahr später errichteten Villa in Wien 14, Satzberggasse 25 orientierte sich Bertha mit einem flächigen Wandaufbau hingegen an der Moderne und verzichtete sogar auf die Ausbildung einer Sockelzone, sodass alle drei Geschosse gleichsam gleichwertig angeordnet sind. Allerdings wird bei diesem relativ hohen, freistehenden Gebäude durch diese Maßnahme empfindlich die Proportionalität gestört. Ein mächtig ausgebildetes Mansarddach sowie die Akzentuierung der vertikalen Mitte durch einen zweiachsigen Risalit konterkarieren zudem den „modernen Ansatz“ in der Gesamterscheinung, sodass letztlich auch hier der stilistische Wandel wenig gelungen erscheint.

Bei beiden Villen wird mit geschweiften Giebeln in der Dachzone sowie mit sparsam eingesetztem barockisierendem und ins Secessionistische changierendem Dekor der repräsentative Charakter der Gebäude unterstrichen.

Auch das Klostergebäude der Kamillianer in Wien 13, Versorgungsheimstraße 72 (1909) wirkt durch die Ausbildung großer Fenster, polygonaler Erker und auf Grund der Akzentuierung der Fassade mit Nutungen sowie secessionistischem Dekor zunächst wie eine breit gelagerte Mietvilla. Einzig ein Kreuz auf einer kleinen Kuppel an der linken Seite des Gebäudekomplexes lässt die integrierte Kirche und mithin den sakralen Verwendungszweck des Gebäudes erahnen.

Trotz seiner fallweisen formalen Unentschlossenheit liefert Josef Bertha mit seiner Arbeit letztlich qualitätvolle Beispiele von „Baumeisterarchitektur“. Bei den Villen konnte er dem Anspruch nach möglichst ökonomischer Ausnutzung des Baugrundes ebenso gerecht werden wie dem Bedürfnis nach Repräsentation. Mit dem Kloster der Kamillianer bewies er, dass auch diese Bauaufgabe durchaus mit den zeitgenössischen Ansprüchen an Eleganz und Repräsentation in Verbindung gebracht werden konnte. Einmal mehr zeigt sich damit, dass auch nicht akademische ausgebildete Architekten zu architektonisch plausiblen Gestaltungen fähig waren.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1913Mietvilla, Wien 14, Hüttelbergstraße 14 (Entw., Ausf.)
1914Mietvilla, Wien 14, Satzberggasse 25 (Entw., Ausf.)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1909Kamillianer Kirche „Maria, Heil der Kranken“ und Kloster, Wien 13, Versorgungsheimstraße 72
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
MA 43 (Grabauskunft); Archiv Baumeisterinnung; Pfarrarchiv Hütteldorf, Wien 14; WStLA (Verlassenschaftsabhandlung; Friedhof Hütteldorf (Grabprotokoll und Grabinschrift)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989
Festschrift zur 50 Jahrfeier der techn.gew. Bundes-Lehranstalt Wien I. 1880-1930
A. Missong: Heiliges Wien. Wien 1970⁄
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde Wien 1996-1998

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/2
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 30.04.2008
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