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Bruno Richter

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 13.10.1888 - † 30.01.1953
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath., ab 1917 o.rel.Bek.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Ludwig Josef (1855-1925) Architekt, Oberbaurat
Mutter: Maria Antonia Streschak (auch: Streschnack, Strzsesniak) (1858-1913)
Geschwister: Rosa (Rosl) (*ca 1882), Schriftstellerin in Dresden; Ludwig (1884-1893); Robert (*ca 1886-1925) akad. Maler; Erich (13.10.1888-1988) = Zwillingsbruder von Bruno, Architekt; Kurt (1890-1919), Fliegeroberleutnant
Ehe (1917) mit Sophie, geb. Birnbaumer (1889-1982)
Kinder: Ilse (1921-1978) Architektin, Bühnenbildnerin
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
1906Matura
1906-1912Technische Hochschule Wien
19122.Staatsprüfung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1914selbständiger Architekt
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Mitgliedschaften
1919-1934Österreichischer Ing.- und Architektenverein
ab 1924Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Bruno Richter wurde 1888 als Sohn des Architekten und Oberbaurats Ludwig Josef Richter in Wien geboren. Von seinen sechs Geschwistern war sein Zwillingsbruder Erich ebenfalls Architekt. Über dessen Tätigkeit bzw. eine etwaige Zusammenarbeit ist jedoch nichts bekannt. Richter Bruno besuchte die Realschule in Wien, legte 1906 die Matura ab und studierte danach Architektur an der Technischen Hochschule in Wien. 1912 beendete er mit der 2.Staatsprüfung seine Studienzeit. Vermutlich aus politischen Gründen, trat er, eine Woche vor seiner Hochzeit (1917), aus der katholischen Kirche aus.

Um 1910 war er mit zahlreichen Adaptierungs- und Innendekorationsarbeiten von Botschaftspalais in Den Haag, Konstantinopel und Bukarest sowie mit der Adaptierung von Schloss Rückersdorff in der Nähe von Nürnberg beschäftigt.

1914 begann er seine Tätigkeit als selbständiger Architekt und baute zunächst Villen im 19.Wiener Gemeindebezirk und eine Wohnhausanlage in Wien 7, Burggasse 25, in der er auch sein Büro hatte. Zu den bekanntesten Beispielen seiner Wiener Bauten zählt die Gemeindebauanlage in Wien 3, Dietrichgasse 32-34/Drorygasse von 1926.

Richter Bruno starb 1953, im Alter von 65 Jahren im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien.
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Stellenwert
Richter Bruno zeichnet vor allem eine umsichtige Flexibilität im Eingehen auf die jeweilige Bauaufgabe aus. So konnte er neben seinem baukünstlerischen Potential bei den Adaptierungs- und Sanierungsaufgaben im Ausland auch innenarchitektonisches Können unter Beweis stellen.

Bei den beiden noch erhaltenen vorstädtischen Villenbauten in Wien 19 zeigt sich einerseits die um 1900 typische Stilvielfalt, andererseits auch das Anliegen, die Bauten in die jeweilige Umgebung einzubinden. So ist das großzügig angelegte Doppelhaus in der Langackergasse 7a in Wien 19 aus dem Jahr 1912 durch die Eingliederung in das hügelige Terrain in gestaffelte Baukörper gegliedert, die jeweils durch verschiedene Dachformen (Dachgiebel, Mansarden- und Pultdachformen) bekrönt sind, was wiederum zu einer eher malerischen Gesamtwirkung beiträgt.

Ein Rückgriff auf klassizistische Formen findet man in der 3-geschossigen freistehenden Mietvilla in der Zehenthofgasse 11 von 1913, die durch einspringende Achsen und einem über der dominanten Eingangsfront konvex vortretenden Mittelrisalit akzentuiert wird. Gitterbalkone flankieren den Mittelteil.

Das für Richter Bruno typische Merkmal der vor- und rückspringenden Bauteile setzte er besonders kühn in der 5-geschossigen Eckverbauung der Wohnhausanlage in Wien 3, Dietrichgasse 32-34 / Drorygasse von 1926 um. Die Portalachse wird von expressiv-dynamischen, spitzwinkeligen Erkerfolgen sowie Fensterachsen im Zickzack-Muster und Gesimsbänderungen flankiert. Besonders auffällig ist die schräge Ecklösung mit den verschränkt eingegliederten Erkern, die dem ohnehin expressiven Bau eine zusätzliche Steigerung verleihen.

Richter Bruno gehört zu jenen Architekten, die auf aktuelle Strömungen im Baugeschehen reagierten und sowohl traditionelle als auch expressive Gestaltungsmittel in ihren Werken vereinten. Der Anspruch auf Repräsentation und Monumentalität, ein Merkmal, das die im späthistoristischen Kanon ausgeführten Werke seines Vaters Ludwig Richter auszeichnet, kam nun in neuen architekturästhetischen Ausdrucksmitteln zur Geltung.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1912Villa, Wien 19, Langackergasse 7a
1913Villa, Wien 19, Zehenthofgasse 11 (mit Ludwig Richter)
1914Miethaus, Wien 7, Burggasse 25
1926WHA d.Gem. Wien, Wien 3, Dietrichgasse 32-34

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
um 1910Österr.-ungar. Botschaftspalais in Konstantinopel, T
o.J.Botschaftspalais, Den Haag, NL
o.J.Spitalszubau in Kropolc, CZ
o.J.Schlossadaptierung Rückersdorff, Nähe Nürnberg, D

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
diverse Innendekorationsaufträge für Bukarest, R, Den Haag, NL
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Pfarrarchiv Alservorstadt Wien 8; Evangel. Stadtpfarramt HB Wien 1; MA 43 (Grabstellendatenbank, Grabprotokoll) Zentralfriedhof Grabinschrift); WStLA (Todesfallaufnahme, Verlassenschaftsabhandlung)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
Kommunaler Wohnbau in Wien. Aufbruch 1923-1934, Ausstrahlung (Ausst.Kat.). Wien 1978
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
36.1916, S.161, T.21 (Wohnhaus, Wien 19, Zehenthofgasse 11)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB; Weihsmann 05
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Anmerkungen
Eingegeben von: Petra Schumann
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 06.06.2008
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