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Ferdinand Schindler

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 11. od.17.08.1854 - † 27.11.1924
Geschlecht: m
Geburtsort: Opava
damaliger Name: Troppau, Öster.Schlesien
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Ferdinand Sch., Bäckermeister
Mutter: Josefa, geb. Runk
Ehe (1876) mit Aloisia geb. Leitzinger (1847-1935)
Kinder: Frederike Josefa (1875-1945) verehel. Rojkowski; Anna Maria (1876-1958); Ferdinand Martin (1877-1877); Anton (ca.1878-1924), Stadtbaumeister; Johanna (ca.1879-1952) verehel. Klammerth; Adele (ca.1886-1924) verehel. Klügel
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Baugewerbeschule (Ort unbekannt)
1881Baumeisterprüfung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Tätigkeit als Bauzeichner und Bauführer
1884Baumeisterkonzession
o.J.Inhaber der Fa. Ferdinand Schindler, Stadtbaumeister (Sohn Anton Mitgesellschafter)
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Auszeichnungen und Ämter
1899Comiteemitglied d. Allgemeinen Österr. Baumeister-Tages in Wien
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Mitgliedschaften
ab 1892Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1897Verein der Baumeister in NÖ
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Vita
Ferdinand Schindler wurde 1854 als Sohn eines Bäckermeisters in Troppau, heute Opava, CZ geboren. Nach eigenen Angaben besuchte er die Baugewerbeschule und war anschließend als Bauzeichner und Bauführer tätig (genauere Angaben fehlen). In Wien wird Schindler erst durch seine Baumeisterprüfung, die er im Jahr 1881 ablegte, fassbar.

Nachdem Schindler die Baumeisterkonzession erhalten hatte, führte er eine sehr erfolgreiche Bauunternehmerfirma, wobei er auch etliche Gebäude nach eigenen Entwürfen ausführte. Er war auch Besitzer eines Ziegelwerks im 10.Bezirk in Wien.

Schindler starb im Jahr 1924 im 70.Lebensjahr an Verkalkung der Herzkranzgefäße in Wien und hinterließ ein beträchtliches Vermögen. Sein Sohn Anton, der Mitgesellschafter in der Firma seines Vaters war und wahrscheinlich für die Weiterführung des Unternehmens vorgesehen war, starb ebenfalls im Jahr 1924.
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Stellenwert
Die ersten Objekte, die von Ferdinand Schindler als planender Architekt bekannt sind, stammen aus den 1890er Jahren. Schindler konzipierte traditionelle Hausfassaden, die sparsam mit Neorenaissanceformen, kombiniert mit feingliedrigem barockem Vokabular, dekoriert sind, wie etwa das repräsentative Eckhaus in Wien 1, Teinfaltstraße 6 / Schreyvogelgasse 2 (1894). Das Gebäude ist 4-stöckig und mit einem steilen Mansarddach versehen, bei dem die dicht gesetzten Dachgaupen auf die Verwendung als weiteres Stockwerk hindeuten. An der abgeschrägten Ecke befindet sich ein vorspringender Erker, der in einen barocken Turmhelm mündet. Die Seitenfassaden sind hingegen flächig mit sich gleichmäßig wiederholenden Fensterachsen konzipiert.

Dieses Gestaltungsprinzip findet sich auch bei dem Miethaus in Wien 18, Währinger Straße 131 (1896) konsequent angewendet: Additive Fensterreihen rhythmisieren die Fassade des 3-stöckigen Gebäudes, die nur durch Dreiecksgiebel- bzw. gerade Fensterüberdachungen eine gewisse Plastizität erfährt.

Nach 1900 wendet sich Schindler einer moderaten Moderne zu. Die eintönige Fensterreihung wird nun zu Gunsten einer mit Nuten betonten Mitte (Miethaus Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 115, 1908) bzw. durch ein vorschwingendes Erkerband aufgegeben (Miethaus Wien 7, Kirchengasse 15, 1912). Auch die Fensterformen und das sehr sparsam gesetzte Dekor entstammen nun dem modernen Repertoire.

Noch einmal lässt Schindler einen – diesmal markanten – Stilwandel erkennen. Bei der Mietvilla in Wien 18, Eckpergasse 39-41, die im Jahr 1930 entstanden ist, zeigt sich, dass sich Schindler auch der allgemein üblich gewordenen Versachlichung in der Formensprache anpassen konnte. Bei dem 3-stöckigen Gebäude ist die Mitte durch seichte Loggien mit Gitterbrüstungen akzentuiert. Das auffallendste Merkmal dieses Gebäudes sind jedoch runde, turmartig vorspringende Eckausbildungen. In diesen Runderkern sind die Fenster durch genutete Bänder verbunden, wie der ansonsten völlig dekorlose Bau anstatt der kräftigen Gesimse bei Schindlers früheren Bauten auch sonst nur schmale horizontale Nutungen als Akzentuierungselemente aufweist.

Mit seinem Œuvre erweist sich Ferdinand Schindler als flexibler Architekt, der sich den jeweils vorherrschenden Strömungen im Baugeschehen anzupassen verstand. Letztlich zeigte er damit ein baukünstlerisches Potenzial, das er ebenso erfolgreich wie seine unternehmerische Befähigung einzusetzen verstand.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1892Miethaus, Wien 4, Große Neugasse 8 / Mostgasse 3
1894Miethaus, Wien 1, Teinfaltstraße 6 / Schreyvogelgasse 2
1896Miethaus, Wien 18, Währinger Straße 131
1904Wohn- u.Geschäftshaus „Weyringerhof“, Wien 4, Weyringergasse 37
1908Miethaus, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 115
1912Miethaus „Zu den drei Schweizern“, Wien 7, Kirchengasse 15
1930Mietvilla, Wien 18, Eckpergasse 39-41

nur Ausführung:
1911Miethaus, Wien 7, Neubaugasse 8 (Entw. Leopold Fuchs)
1912Miethaus, Wien 7, Seidengasse 4 (Entw. Ignaz Reiser)
1912-1913Miethaus, Wien 7, Lindengasse 65 (Entw. Karl und Wilhelm Schön)
1912-1913Miethaus, Wien 7, Neubaugasse 10 (Entw. Leopold Fuchs)
1914Miethaus, Wien 7, Kirchengasse 13 (Entw. Glaser &Scheffel)
1914Miethaus, Wien 7, Mariahilferstraße 70 (Entw. Leopold Fuchs)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Todesfallsaufnahme); Trauungsmatrik Pfarre Mariabrunn; ÖIAV
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Sekundärquellen

LITERATUR:
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Petra Schumann/Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 06.06.2008
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