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Josef Wenzel Sejvel

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 19.03.1880 - † 20.03.1939
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Neulerchenfeld bei Wien, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
weitere Namen: Seyvel, Seijvel
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt u. Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Wenzel S. (1847-1911) Drechselmeister
Mutter: Amalie, geb. Welt (1848-1903)
1.Ehe (1912) mit Leopoldine Fuchs, verw. Gruber (1880-1931)
Kinder: Augustine und Elfriede (Zwillinge, *1913)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1901Abschluss Staatsgewerbeschule Wien (Werkmeisterschule)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1906Baumeisterkonzession
um 1920Generalvertretung für „Duromit“ Bodenbelag (Baumaterialienhandel und Kanalverlegungen)
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Auszeichnungen und Ämter
1926-1930Bauaufsichtsrat für den 15. u. 16.Bezirk
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Vita
Josef Sejvel wurde 1880 in Neulerchenfeld (damals noch eine eigene – nicht zu Wien gehörende – Gemeinde) als Sohn eines aus Nordböhmen zugewanderten Drechslermeisters geboren. Über sein familiäres Umfeld ist nichts Näheres bekannt. Seine Ausbildung erhielt Sejvel an der Staatsgewerbeschule in Wien, wo er die dreijährige Werkmeisterschule besuchte. Nach einigen Jahren Praktikum erwarb er die Baumeisterkonzession und machte sich selbständig, wobei er sich weitgehend auf den Wohnbau spezialisierte.

Die gute Konjunktur in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg nutzend, trat er in der Folge auch als Bauunternehmer auf und war neben der Ausführung manchmal auch für die Planverfassung zuständig. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste er sich mit kleineren Umbauten und Adaptierungen begnügen. Obwohl auch nach dem Zusammenbruch der Monarchie das Baugewerbe weiterhin stagnierte, war Sejvel tüchtig genug, sich in der Zwischenkriegszeit auf den Baumaterialienhandel und den Tiefbau (Kanalverlegungen) zu verlegen, so dass er die schlechte Auftragslage im Wohnbau weitgehend kompensieren konnte. Seine Reputation in diesen Jahren reflektiert auch seine Funktion als Bauaufsichtsrat für den 15. und 16. Bezirk. Sejvel, der im 59.Lebensjahr in Wien gestorben ist, konnte seinen beiden Zwillingstöchtern ein beachtliches Vermögen hinterlassen.
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Stellenwert
Josef Sejvel gehört der Generation von Baumeistern an, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Wien – zumeist auf dem Gebiet des Wohnbaus – erfolgreich tätig waren, um nach dem Ende der Monarchie weitgehend in der Anonymität zu verschwinden.

Sejvel, der eher als ausführender Baumeister tätig war, ist bei einigen seiner Miethäuser, die sich durch eine bemerkenswerte Qualität auszeichnen, jedoch auch als Planverfasser aufgetreten. Obwohl sich in der formalen Durchgestaltung der Wohnhäuser, für die Sejvels Büro verantwortlich war, durchaus eine gewisse Homogenität beobachten lässt, ist dennoch nicht auszuschließen, dass nicht Sejvel selbst, sondern ein ungenannter Mitarbeiter daran Anteil hatte. So zeigt das Miethaus Wien 15, Herklotzgasse 18 (1910) mit einem stark vorkragenden Dach und einer sehr flächigen Fassade eine große Nähe zur sog. Wagnerschule (wie man das Umfeld von Otto Wagner landläufig bezeichnet). Dem entspricht auch der elegante Dekor in Mörtelschnitt in der Art der Wiener Werkstätte. Da Sejvel des öfteren mit dem Wagner-Schüler Alfred Nicoladoni zusammengearbeitet hat, ist ein Einfluss oder überhaupt eine stille Mitarbeit Nicoladonis auch bei diesem Bau nicht auszuschließen, obwohl Sejvel offiziell als Planverfasser firmiert.

Ein ähnliches Problem der exakten Zuschreibung stellt sich auch bei dem größten der bekannten Bauvorhaben Josef Sejvels, bei dem er als Bauherr und ausführender Baumeister aufgetreten ist. Es handelt sich um die Errichtung eines größeren Komplexes im Kontext der Verbauung des sog. „Nibelungenviertels“ auf der Schmelz im 15. Bezirk. Im konkreten Fall geht es um vier aneinander grenzende Wohnhäuser, die U-förmig entlang der Langmaisgasse / Markgraf-Rüdiger-Gasse und Alberichgasse situiert sind. Obwohl die Bauten in formaler Hinsicht sehr einheitlich sind (u.a. durch den Einsatz von halbrund vorschwingenden Erkern und einem sehr eleganten Dekor), zeichnet Sejvel nur für drei der Häuser als Planverfasser, während ein Bau (Langmaisgasse 7) offiziell von Franz Gessner (Schüler Otto Wagners) entworfen wurde. Angesichts dieses Umstandes erhebt sich auch in diesem Fall die Frage ob Franz Gessner nicht für alle Bauten (möglicherweise nur für die Fassaden) die Entwürfe angefertigt oder zumindest Sejvel sehr beeinflusst hat.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1907Miethaus, Wien 16, Grundsteingasse 43 (Entw. Alfred Nicoladoni)
1908Miethaus, Wien 15, Goldschlagstraße 10 (stark verändert)
1910Miethaus, Wien 16, Paletzgasse 32 (verändert )
1910Villen, Wien 2, Rustenschacheralle 38-40 (ehem. Prinzenallee)
1910-1911Miethaus, Wien 15, Herklotzgasse 18 / Fünfhausgasse 11 (Entw. Alfred Nicoladoni ?)
1911Miethaus „Haus am Rain“, Wien 16, Schinaglgasse 7
1911Miethaus, Wien 12, Pohlgasse 54
1912Miethaus, Wien 15, Alberichgasse 8 (Mitarbeit Franz Gessner ?)
1912Miethausgruppe, Wien 15, Langmaisgasse 5-7 / Markgraf-Rüdiger-Straße 12-14 (Entw. Franz Gessner)
1916Gebäude des Wirtschaftsbundes der Taschner, Wien 6, Schmalzhofgasse 28 (Umbau)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1920Druckerei d. graphischen Gesellschaft (Adaptierung) Wien 6, Gumpendorferstraße 87

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1902Amtshaus Wien 20 (Wettbewerb)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Verlassenschaftsabhandlung); Matrikenstelle Pfarre Neulerchenfeld; MA 43 (Grabprotokoll)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Festschrift zur 50-Jahrfeier der gewerbl.techn. Bundes-Lehranstalt Wien 1. Wien 1930

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
38.1918, S.401f (Miethaus Wien 12, Pohlg. 54)
39.1919, S.33 (Miethaus Wien 15, Fünfhausg. 11)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 02.06.2008
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