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Hugo Wiedenfeld


Foto privat

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 03.04.1852 - † 27.01.1925
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: New York
weitere Namen: Ritter von Wiedenfeld
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater Eduard v. W. (+1892), Hof- und Gerichtsadvokat
Mutter: Pauline, geb. Karnicki (+1852)
Ehe (1882) mit:Wilhelmine Anna, geb. Eisler (*1856), geschieden
Kinder: Erich Hugo (1881-1916), Elsa (*1883), Friederike (*1886)
ein unehelicher Sohn
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Oberrealschule Wieden
1869-1874Studium a.d. Technischen Hochschule Wien (u.a. bei Heinrich Ferstel )
1874-1876Technische Hochschule Aachen
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1877-1883Bauleiter bei der Wr. Union Baugesellschaft
1884-1897freiberuflicher Architekt in Wien
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Auszeichnungen und Ämter
1888kaiserl. türkischer Medjidwe-Orden
1889königl. serbischer Takowo-Orden
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Mitgliedschaften
ab 1885Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
1885-1889Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Hugo von Wiedenfeld kam aus einer sehr angesehenen Beamten- und Unternehmerfamilie, die ursprünglich aus Schlesien stammte. Der Großvater, der sich um den Handel in Schlesien verdient gemacht hatte, wurde in den 60er Jahren des 19.Jh.s nobilitiert. Als Sohn eines Hofadvokaten wuchs Wiedenfeld nach dem frühen Tod der Mutter als Halbwaise auf. Dieser Umstand ist möglicherweise eine Erklärung für seine offensichtlich problematische Persönlichkeitsstruktur.

Nach seinem Studium in Wien und Aachen arbeitete Wiedenfeld einige Jahre bei der Wiener Union-Baugesellschaft, eine Tätigkeit auf dem Balkan in dieser Zeit scheint nicht ausgeschlossen. Gegen Mitte der 1880 Jahre machte er sich schließlich selbständig. Innerhalb kurzer Zeit realisierte er mehrere bedeutende Projekte, unter anderen den türkisch-sephardischen Tempel in der Leopoldstadt und die Zacherl-Fabrik in Wien-Döbling, wobei bei letzterem Projekt die Freundschaft seines Vaters mit Johann Zacherl (beide waren im Ortsschulrat von Döbling) bei der Auftragsvergabe eine Rolle gespielt haben könnte. Hugo Wiedenfeld, der Mitte der 80er Jahre recht erfolgreich war, lebte allerdings dermaßen verschwenderisch, dass sich sein Vater genötigt sah ihn zu enterben. Nach häufigem Wohnungswechsel, der auf eine wirtschaftlich prekäre Situation deuten lässt, verschwand er schließlich 1897 aus Wien, wo er neben einem Schuldenberg seine Ehefrau mit drei unmündigen Kindern hinterließ, um sich mit seiner Geliebten über Italien in die USA abzusetzen. Ab 1898 lebte Wiedenfeld in New York, wo er wieder als Architekt tätig war, und schließlich im 73. Lebensjahr verstorben ist
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Stellenwert
Hugo von Wiedenfeld, der ein Spezialist für einen maurisch-orientalisierenden Stil war, nimmt eine Sonderstellung unter den Vertretern des Späthistorismus ein. Ein längerer Aufenthalt auf dem Balkan ist nicht gesichert, könnte aber eine Erklärung für seine Kenntnis dieses Formenrepertoires sein.

Von den wenigen Bauten, die Wiedenfeld in Wien innerhalb nur weniger Jahre realisierte, sind fast alle von einer orientalisierenden Note geprägt. Sein Hauptwerk, der türkisch-sephardische Tempel in der Zirkusgasse, Wien 2, in einem reich dekorierten maurischen Stil errichtet, war von der damals noch selbständigen, begüterten sephardischen Gemeinde in Auftrag gegeben worden und galt als einer der prachtvollsten Synagogenbauten Mitteleuropas. Als beispielhafter Kultbau diente er als Vorbild für zahlreiche andere sephardische Tempel, u.a. wurde die Synagoge in Sophia nach seinem Vorbild errichtet.

Wiedenfeld erhielt für diesen Bau einige hochrangige Auszeichnungen und Ehrungen. Einer seiner wichtigsten Mitarbeiter bei diesem Projekt, Jakob Gartner, errichtete später eigenständig mehrere Synagogen. Der Tempel wurde 1938 beim großen Reichspogrom (sog. „Reichskristallnacht“) zerstört.

Auch der zweite bedeutende Bau Wiedenfelds ist ein Paradigma eines orientalisierenden Stiles. In einer Art von architecture parlante konzipierte er die sog. „Zacherl-Fabrik“ (Wien 19, Nusswaldgasse 15) für den Insektenpulverfabrikanten Johann Zacherl, der seinen Rohstoff aus Persien bezog, im „persischen Stil“. Der außen aufwändig mit bunten Fliesen dekorierte Bau, dessen Innenräume in gleicher Weise spektakulär gestaltet sind, ist ein bedeutendes Beispiel für die Phantastik des Späthistorismus. Bemerkenswerterweise ist auch das einzig erhaltene Miethaus Wiedenfelds (Wien 4, Starhemberggasse 7) mit völlig unüblichen maurischen Dekorationen versehen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1888Miethaus Moritz Szeps Wien 9, Waisenhausgasse 16 (jetzt Boltzmanngasse, realisiert?)
1889Miethaus Wien 4, Graf Starhemberggasse 7
1894Villa Carola, Kahlenberg b. Wien
1894Miethaus Wien 9, Glasergasse 4A
1896Villa in Wien-Döbling
um 1895Villa Lovasy-Breyer in Lussin Piccolo, Küstenland / Maly Losin, HR
1902Haus Raub, Brooklyn, New York, 111 Clarkson

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1885-1887Türkisch-sephardischer Tempel, Wien 2, Zirkusgasse 22 (zerstört)
1885-1887Untersuchungsanstalt für Lebensmittel, Wien 9, Kinderspitalgasse 15 (völlig abgerissen)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1892-1893Insektenpulverfabrik Zacherl, Wien 19, Nusswaldgasse 15-16 (Ausführung Fa. Mayreder)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; Archiv d. ÖIAV; Künstlerhausarchiv; MA 8; WrSTLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
P. Genée: Wiener Synagogen. Wien 1987
P. Genée: Synagogen in Österreich. Wien 1992
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2.Bd. Wien 1906
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910, S.283
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984

HINWEISE AUF WERKE:
ABZ (Allgemeine Bauzeitung)
1895, S.24, T.30f (Zacherlfabrik )

Der Architekt
1.1895, S.12, T.15 (Villa Carola auf dem Kahlenberg)
3.1897, T.91 (Villa in Döbling)

WBIZ
16.1899, S.95ff (Villa Breyer in Lussinpiccolo)

Zeitschrift f. bildende Kunst
23.1888 (Kunstchronik), S.17ff (türk. israelit. Tempel)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio 2; Dehio 3
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
E. Guglia: Wien, Führer durch die Stadt. Wien 1908
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB 35/36
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Persönliche Mitteilungen
Freundliche Auskunft Mrs. Suzanne Morris (Urenkelin Wiedenfelds)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.11.2005
Zuletzt geändert: 11.07.2023
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