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Eduard Frauenfeld jun.

Portraitbild
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 10.07.1853 - † 31.10.1910
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Eduard F. (1816-1874), Baumeister
Mutter: Rosa, geb. Sauer
Ehe mit Anna Maria, geb. Dworak (1855-1922)
Tochter: Gertrude Rosa, verehel. Potyka (*1889)
Bürogemeinschaft: Frauenfeld & Berghof
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1879Baumeisterprüfung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1879Baumeisterkonzession
1879Gründung der Firma Frauenfeld & Berghof
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Auszeichnungen und Ämter
1898Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens
1898 Goldenes Verdienstkreuz
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Mitgliedschaften
ab 1879Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister
ab 1884NÖ Gewerbeverein
ab 1891Allgemeiner Bautechnikerverein (unterstützendes Mitglied)
ab 1905Verein der Baumeister in Niederösterreich
ab 1906Zentralverband der Baugewerbetreibenden Niederösterreichs (Kassenverwalter)
um 1907Reichsverband der Baugewerbe Österreichs (Gründungsmitglied)
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Vita
Eduard Frauenfeld war der Sohn von Eduard Frauenfeld sen., der in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s. ein äußerst erfolgreiches Bauunternehmen betrieben hat. Frauenfeld jun. ergriff ebenfalls den Baumeisterberuf und arbeitete zunächst in der Firma seines Vater, die er nach dessen Tod weiter führte. Nach Erlangung der Baumeisterkonzession im Jahr 1897 gründete er die Firma Frauenfeld & Berghof. Das viel beschäftigte Unternehmen errichtete vor allem Gebäude, die von anderen Architekten geplant wurden, darunter mehrere bedeutende öffentliche Bauten wie Spitäler (z.B. die Svetlinische Heilanstalt, Wien 3, Leonhardgasse 3 und die Allgemeine Polyklinik, Wien 9, Mariannengasse 8-10) oder die k.k. Konsularakademie, Wien 9, Boltzmanngasse 16 sowie das k.k. Staatsgymnasium Hietzing, Wien 13, Fichtnergasse 15. Auch für zahllose Umbauten wurde die Firma herangezogen. Sie führte zudem eine Vielzahl an kleineren Aufträgen aus, wie Stallbauten, Abortanlagen, Stiegenhäuser, Hofüberdachungen etc.

Etliche Bauten, vor allem Wohn- und Geschäftshäuser sowie Villen wurden aber auch nach den Entwürfen von Frauenfeld & Berghof ausgeführt. Da es seinerzeit üblich war, den Bauleitern bzw. Bauführern die jeweiligen Bauten – häufig ohne Nennung des planenden Architekten – zuzuschreiben, ist es heute allerdings nicht immer möglich, eine klare Trennung zwischen eigenständig geplanten und als Baufirma ausgeführten Werken zu vollziehen.

Frauenfeld genoss seinerzeit hohes Ansehen und war „eine der markantesten Persönlichkeiten aus den hauptstädtischen baugewerblichen Kreisen“ (L. Hirsch 1912). Er setzte sich insbesondere für die Interessen und die Organisation der österreichischen „Bauarbeitgeber“, aber auch die Reform der Arbeiterversicherung ein und soll ein „glänzender, temperamentvoller Versammlungsredner“ (Das Baugewerbe, 1910) gewesen sein. Eduard Frauenfeld jun. starb nach langer Krankheit im 58. Lebensjahr. In der nach wie vor bestehenden Fa. Frauenfeld & Berghof war kein Nachkomme von Frauenfeld mehr tätig.
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Stellenwert
Die Firma Eduard Frauenfeld & Berghof bediente sich bei der Errichtung der Wohn- und Geschäftshäuser des gängigen stilistischen Repertoirs und erzielte auf diese Weise gestalterisch sehr abwechslungsreiche Ergebnisse. Die Fassaden wurden zum Teil mit barockisierendem Dekor (z.B. Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 84), zum Teil mit geometrischem Pflanzendekor (z.B. Landstraßer Hauptstraße 81) belebt. Nach der Jahrhundertwende griffen Fauenfeld & Berghof auch Motive aus der Schule Otto Wagners auf. Sie ließen nunmehr nicht nur secessionistische Elemente in ihre Gestaltungsweise einfließen, sondern verwendeten etwa auch das damals überaus beliebte Motiv der Löwenmasken (z.B. Wien 4, Schlüsselgasse 9). Die Gebäude sind unterschiedlich reich dekoriert, zum Teil erhielten sie durch die Ausbildung von Erkern und dem Besatz mit ionischen oder korinthischen Säulchen bzw. Pilastern sowie durch die Überdachung der Fenster mit Segmentgiebeln ein betont repräsentatives Erscheinungsbild (z.B. Wien 4, Wiedner Hauptstraße 74).

Sämtliche Gebäude zeichnen sich durch eine sorgfältige Durchbildung der Details sowie eine solide Ausführung aus, und nicht zuletzt dieser Umstand hat dem Büro zu einer Vielzahl von auch bedeutenderen Bauausführungen verholfen. Mit den selbst entworfenen Bauten reiht sich das Büro in die große Zahl der Baumeister ein, deren Werke das Stadtbild um die Jahrhundertwende entscheidend prägten und die qualitativ häufig in nichts den Bauten akademischer Architekten nachstanden.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1882Miethaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 84
1883Miethaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 81 (Adaption)
1884Villa Stein-Pollak, Wien 13, Braunschweiggasse 4 / Auhofstraße 16 (Adaption und Umbau)
1888Jagdhaus Hochreith f. Karl Wittgenstein, Rohr am Gebirge, NÖ, Tiefental 2 (1906 Inneneinrichtung von Josef Hoffmann)
1890Miethaus, Wien 4, Lambrechtgasse 1 / Wiedner Hauptstraße 74
1893Villa Schratt, Wien 13, Gloriettegasse 9 (Umgestaltung, mit Andreas Streit)
1896Miethaus, Wien 5, Gartengasse 17
vor 1899Villa Winter, Semmering, NÖ
1900Miethaus, Wien 6, Theobaldgasse 8
1900Miethaus, Wien 4, Gußhausstraße 20 (Aufstockung und Neufassadierung, Dekor reduziert)
1902Miethaus, Wien 5, Ramperstorffergasse 39
1902Villa, Wien 4, Weyringergasse 8 (eigenes Wohnhaus und Büro)
1903-1908Schloss des Erzherzogs Leopold Salvator, Wien 16, Savoyenstraße 2 (mit Ignaz Sowinsky, heute Hotel Wilhelminenberg)
1903Miethaus, Wien 5, Schloßgasse 16
1910Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 4, Mayerhofgasse 8
1909Miethaus, Wien 4, Schlüsselgasse 6
1914-1916Miethaus, Wien 4, Weyringergasse 9 / Mommsengasse 28 (Adaptierung für das Provisionsinstitut für Arbeiter der der k.k. priv. Südbahn)
o.J.Schloss Dir. Kupelwieser, Lunz, NÖ

als Baufirma:
1885-1886Wohn- u. Geschäftshaus „Mattoni-Hof“, Wien 1, Tuchlauben 12 (E: G. Kotompay)
1887Miethaus, Wien 2, Nordbahnstraße 20 (E: Arch. Schimitzek)
1891Miethaus „Zum Schlosserjung“, Wien 4, Margaretenstraße 41-43 / Große Neugasse 46 (E: W. Jelinek)
1894Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 6, Mariahilferstraße 3 (E: A. Lotz)
1894-1895Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Schulerstraße 20 (E: F. Seif)
1895Miethaus, Wien 6, Mariahilferstraße 29 (E: Arnold Lotz)
1899Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Wipplingerstraße 20 (E: W. Jelinek)
1900-1901Wohn- u. Geschäftshaus „Zum Herrenhuter, Wien 1, Neuer Markt 17 (E: Julius Mayreder)
1901Miethaus, Wien 4, Argentinierstraße 38 (E: H. Adam)
1905Miethaus, Wien 4, Schönburgstraße 17 (E: H. Schneider)
1910Miethaus, Wien 4, Karolinengasse 5 (E: Rudolf Krausz)
1910-1911Miethaus, Wien 5, Laurenzgasse 6 / Gassergasse 20 (E: Ernst Epstein)
1911Miethaus, Wien 5, Laurenzgasse 12 (E: Ernst Epstein)

Ausführung und/oder Planung zahlreicher Villen, Landhäuser, Arbeiterhäuser, Wohn- und Geschäftshäuser auch außerhalb Wiens im Bereich der Donaumonarchie.

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
um 1894Aufstockung eines Traktes der Technischen Hochschule, Wien 4, Karlsplatz 13 (mittels eines besonderen technischen Verfahrens wurde das bestehende Dach angehoben)
1905Post- und Telegraphenamt 1100, Wien 11, Hauffgasse 4, 4A
1909Handelsakademie I, Wien 1, Akademiestraße 12 (Aufstockung)

als Baufirma:
1884Svetlinische Heilanstalt, 3, Leonhardgasse 3 (E: F. Seif)
1891-1892Allgemeine Polyklinik, Wien 9, Mariannengasse 8-10 (E: A. Streit)
1894-1896Hochschule für Bodenkultur, Wien 18, Gregor Mendelstraße 33 (E: A. Koch)
1897-1899Gymnasium, Wien 2, Zirkusgasse 46-48 (E: Gustav Sachs)
1897-1899Fernsprechbetriebsamt der Post, Wien, Berggasse 35 (E: F. Neumann)
1899-1900k.k. Staatsgymnasium Hietzing, Wien 13, Fichtnergasse 15 (E: E. Artmann)
1900Windhag‘sches Stiftungshaus, Wien 8, Blindengasse 33-35 (E: I. Sowinsky)
1903-1904k.k. Konsularakademie, Wien 9, Boltzmanngasse 16 (E: L. Baumann, heute Amerikanische Botschaft)
1909-1910Vereins- und Schulhaus des Wiener Frauen Gewerbs-Vereins, Wien 4, Wiedner Gürtel 68 / Blechturmgasse 2-4 (E: P. Hoppe, heute Bundesgymnasium)
1909-1910Urania, 1, Uraniastraße 1 (E: Max Fabiani)
1909-1913ehem. Kriegsministerium, Wien 1, Stubenring 1 (E: Ludwig Baumann)
1913Ehem. Karolinen-Kinderspital, Wien 9, Sobieskigasse 31 (E: E. Fassbender)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1909Schokolade- und Zuckerwarenfrabrik V. Schmidt & Söhne, Wien 11, Geiselbergstraße 26-32 (Hoftrakt als Senffabrik)
1909Firma Schönthaler, Wien 4, Weyringergasse 15-17 (Adaptierung eines bestehenden Doppelhauses als Fabrik)

als Baufirma:
1901-1902Mälzerei, Rannersdorf, NÖ, Hähergasse 12 (E: F. Krauss und J. Tölk)
1904-1908Staustufe „Kaiserbad“, Wien 2, Obere Donaustraße 26 (Schützenhaus E: O. Wagner)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA; Archiv Künstlerhaus; Archiv Wiener Ringstraße; Archiv Baumeisterinnung
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Nachruf. In: Das Baugewerbe 4.1910, Nr.12
Anonym: Schloss Wilhelminenberg. In: Planen–Bauen–Wohnen 1988, Nr.123, S.21ff
K. Eggert: Der Wohnbau der Ringstraße im Historismus. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße. Bd.7, Wiesbaden 1976
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße. Bd.4, Wiesbaden 1972
Kunsthist. Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts. Wien 1976
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20. Jh.s. 2.Bd. Wien 1906.
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde, Wien 1996-1998

HINWEISE AUF WERKE:
WBIZ
16.1899, S.155 (Villa Winter am Semmering)

Wiener Neubauten im Style der Sezession. 5 Bde. Wien 1902ff
4.Band, T.65 (4, Mayerhofg.8)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
L. Hirsch: Der kaiserl. österr. Franz Joseph Orden und seine Mitglieder. Wien 1912

LEXIKA:
Czeike; ÖBL; AKL; Weihsmann 05
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Persönliche Mitteilungen
der Familie Potyka (Nachkommen der Tochter Frauenfelds) 2005/06
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Anmerkungen
Bei Weihsmann 05 Angaben zum Teil irreführend und falsch (z.B. Alfred Eduard Frauenfeld ist nicht Frauenfelds Sohn sondern Neffe)
In ÖKT 44 wird zwischen den Werken Frauenfelds sen. und jun. keine Unterscheidung getroffen.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 30.04.2008
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