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Otto Hieser

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 24.05.1850 - † 07.02.1892
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Hallstatt, OÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: unbekannt
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Joseph H., Architekt
Ehe mit Maria Moser (*17.3.1853)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Akademie der bildenden Künste Wien (Th. Hansen)
1867Reise nach Paris zur Weltausstellung (als Begleitung seines Vaters Joseph Hieser)
1867Académie des Beaux Arts in Paris
o.J.Studienreise nach Italien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Tätigkeit in den Ateliers von Carl Tietz und Ludwig v. Zettl nach Beendigung des Studiums
1873selbständiger Architekt
zeitweise Zusammenarbeit mit dem an der Berliner Bauakademie ausgebildeten Ferdinand Wendeler
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Mitgliedschaften
ab 1881Pensionsgesellschaft bildender Künstler in Wien
ab 1882Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein
ab 1888Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
o.J.Verein der Baumeister in NÖ
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Vita
Otto Hieser wurde 1850 als Sohn des Architekten Joseph Hieser in Wien geboren. Er erhielt seine Ausbildung zunächst an der Académie des Beaux Arts in Paris, wohin er seinen Vater zur Weltausstellung 1867 begleitet hatte, als dieser dort die österreichische Abteilung gestaltete. Nach dem Tod seines Vaters nach Wien zurückgekehrt, studierte Otto Hieser an der Akademie der bildenden Künste weiter, als Lehrer wesentlich war für ihn dabei Carl Tietz. In dieser Zeit lernte der junge Architekt auch Theophil Hansen kennen, der ihm zum hilfreichen Förderer werden sollte.

Das Jahr 1873 stellt einen weiteren Wendepunkt in der Biographie Otto Hiesers dar: Der junge Architekt machte sich selbständig und wirkte erfolgreich bei der Weltausstellung in Wien mit. Jedoch verfolgte er diese vielversprechend begonnene Karriere zunächst nicht weiter, sondern entschloss sich, eine Studienreise zu unternehmen, die ihn nach Italien führte.

Möglicherweise liegt in den extensiven Auslandserfahrungen, die Hieser während seiner Jugendzeit sammeln konnte, der Grund für die starke internationale Ausrichtung des Architekten. So beteiligte er sich an Wettbewerben für Odessa, Lemberg und Amsterdam, auch war er in Horowitz und Komorn (heute geteilt: Komárom, HU und Komórno, SK) tätig, im Auftrag des Fürsten von Hanau, der ihn 1889 zum Baurat ernannte.

In kurzer Zeit hatte sich der Architekt einen ausgezeichneten Ruf erworben, er war national wie international sehr gefragt und konnte in wenigen Jahren eine große Anzahl von Aufträgen realisieren. Am 22. Oktober 1891 erlitt Otto Hieser einen Schlaganfall, an dessen Folgen er wenige Monate später im 42. Lebensjahr in Hallstatt verstarb, sein früher Tod wurde in der zeitgenössischen Literatur vielfach bedauert.
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Stellenwert
Unter den ausgeführten Bauten von Otto Hieser dominiert der Wohnbau: sei es als Stadtpalais adeliger oder großbürgerlicher Auftraggeber, sei es als Schlossbau (wie z.B. in Aigen, Neu-Schalleck oder Munkacz) oder auch als Villa. Unter den Werken des Architekten in Wien fand die Villa Harnoncourt besonders große Beachtung bei den Zeitgenossen, auch über Hiesers frühen Tod hinaus. Dieses Bauwerk wurde in den Jahren 1886 und 1887 im Wiener Prater errichtet, einer Gegend, die bis dahin für repräsentative Neubauten nicht genutzt worden war. Das vielfach publizierte Bauwerk zeigt in der Fassadengestaltung mittelalterliche Architekturformen.

Otto Hieser beteiligte sich oftmals erfolgreich an Wettbewerben für öffentliche Bauwerke, tatsächlich ausführen konnte er jedoch nur die Stephaniebrücke (an Stelle der heutigen Salztorbrücke) in Wien ab 1884 und eine Schule in Bludenz, Vbg. Jedoch schuf er eine Reihe von Grabbauten und Denkmälern, teilweise zusammen mit dem befreundeten Bildhauer Heinrich Natter. Werke Hiesers finden sich außer in Wien in nahezu allen ehemaligen Kronländern der österreichisch-ungarischen Monarchie sowie in Deutschland. Die hervorragenden Beziehungen, die der Architekt zu mehreren adeligen Familien pflegte, führten ihn oftmals zu den ländlichen Besitzungen dieser Bauherren, um weitere Aufträge zu realisieren.

Doch Otto Hieser trat nicht nur als Architekt in Erscheinung, er schuf auch eine überaus große Anzahl kunstgewerblicher Entwürfe, besonders in der ersten Hälfte der 1880er Jahre, als eine Reihe von Ausstellungen diese Betätigung einerseits förderte, andererseits gerade Künstler wie Hieser die erwünschte Hebung des Kunsthandwerks unterstützten.

Bedingt durch den plötzlichen frühen Tod des Architekten wurden mehrere seiner Entwürfe postum realisiert. Gemessen an seiner ziemlich kurzen Schaffensperiode von knapp zwanzig Jahren hinterließ Hieser ein überaus umfangreiches und vielfältiges Œuvre.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1877Miethaus des Herrn Coulon, Wien 4, Gußhausstraße 10 / Karlsgasse (gemeinsam mit F. Wendeler)
1878Wohnhaus Carl Bamberger, Wien 5, Hundsthurmerstraße 24 (heute Schönbrunner Straße)
1882Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Tuchlauben 8
1882Wohn- u. Miethaus, Wien 5, Hundsthurmerstraße 26 (heute Schönbrunner Straße)
1883Wohnhaus Huebmer, Pitten, NÖ
1884Schloss W. Coulon, Pitten, NÖ
1885Villa Hauschka, Wien-Pötzleinsdorf
1885Villa W. Sacher, Wien 13, Unter-St.-Veit
1885-1886Schloss Aigen, Sbg. (für J. v. Lippmann)
1886-1887Villa Harnoncourt, Wien 2, Prater, Sportclubstraße 262
1886-1887Schloss Neu-Schalleck bei Wöllan, SLO (für Baron Ritter)
1886-1887Saalbau Schloss Hermanmestetz, Böhmen / CZ (für Fürst Kinsky)
1887-1890Schloss Munkacz, H (für Graf Erwin Schönborn)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1877Sockel des Haydn-Denkmals, Wien 6, vor der Mariahilfer Kirche (Marmorfigur von Bildhauer H. Natter)
1884Mausoleum des Schriftstellers Etienne, Weidlingau, NÖ
1884Obergymnasium Bludenz, Vbg.
1884-1886Stephaniebrücke (heute Salztorbrücke) über den Donaukanal, Wien 1,2 (Wettbewerb gewonnen, Konstruktion Oswald Süss; 1945 zerstört)
1885Grabmal Familie Flesch, Wien 13, Ober-St.Veiter Friedhof
1885-1886Hotel Seeauer, Hallstatt, OÖ
1886-1887Hotel Sacher, Helenental, Baden, NÖ
1886-1887Villa Blumie, Helenental, Baden, NÖ
1887Anlagen der Freudenauer Rennbahn, Wien 2
1887Grabkapelle Fam. Hauschka, Wien 18, Pötzleinsdorfer Friedhof, Starkfriedgasse 59
1889Grabmal Wilhelm Coulon, Wien 11, Zentralfriedhof, Gruppe 35E
1890Pavillon für Gewerbeausstellung in Prag, Böhmen / Praha, CZ
um 1890Shawelsche Reitschule (Umbau), Wien 2, Kaiser Josefstraße (heute Heinestraße)
o.J.Mausoleum der Familie Anton Trillsam, Wien 13, Ober-St.-Veiter-Friedhof

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1884Kunstgewerbliches Atelier der Lederwaren-Fabrik Weidmann, St. Veit/Glan, Ktn.

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1877Landhaus in Lemberg, Galizien / Lviv, UA (Wettbewerb, 1.Preis)
1878Museum in Linz, OÖ (Wettbewerb, 1. oder 2.Preis)
um 1883Denkmal für General Grant, New York (Wettbewerb)
um 1883Opernhaus in Odessa, Russisches Reich / UA (Wettbewerb, 1.Preis)
1884Amsterdamer Börse, NL (Vorwettbewerb)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
O. Hieser (Hrsg.): Huldigungsadresse der Wiener Gewerbe-Genossenschaften zur Vermählung Seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen Herrn Erzherzog Rudolf mit Ihrer königlichen Hoheit der durchlauchtigsten Frau Prinzessin Stefanie von Belgien. Wien 1881
O. Hieser: Die Stephaniebrücke über den Donaucanal in Wien. In: Wochenschrift des Österreichischen Ingenieur und Architekten-Vereins 10.1885, S.36f, S.45f

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Achleitner-Archiv, ÖIAV; WStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
W. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861-2001. Bd.1. Die Künstlergenossenschaft in ihrer historischen Entwicklung und ihre Rivalen Secession und Hagenbund. Wien 2003
Anonym: Die architektonische Fassung der Stephaniebrücke, Wien. In: WBIZ 2.1885, S.517-518, S.551; WBIZ 3.1885, S.43; 3.1886, S.466
Anonym: Die Eröffnung der Stephaniebrücke in Wien. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 6. 1886, S.211
Anonym: Bericht über den Krankheitsverlauf nach dem Schlaganfall. In: WBIZ 8.1891, S.47
Anonym: Architekt Otto Hieser. WBIZ 9.1892, S.207 (Nachruf)
C. Bodenstein: 100 Jahre Kunstgeschichte Wiens. Wien 1888
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2.Bd. Wien 1906
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
A. Prokop: Markgrafschaft Mähren in kunstgeschichtlicher Beziehung IV. Wien 1904. S.1349
E. Rada: Die Entwürfe zur neuen Stephaniebrücke in Wien. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 3.1883, S.138-140
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951, S.102, 118
J. Schubauer: Ausstellungspavillon der Fürstlich Hanau’schen Eisenwerke in Komorau. In: Allgemeine Bauzeitung 58.1893, S.8
Tischler: Wiener Neubauten. 2.Bd. 1880
Tischler: Wiener Neubauten. 3.Bd. 1891
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
M. Wehdorn: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße. In: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Bd.11, Wiesbaden 1979

HINWEISE AUF WERKE:
Allgemeine Bauzeitung
52.1887, T.68ff (Stephaniebrücke über den Donaukanal)
58.1893, S.8, T.17 (Pav. auf der Prager Landesausstellung 1891)

Der Architekt
9.1903, S.3 (Familiengruft, Ober St. Veiter Friedhof, Wien)

Architektonische Details von ausgeführten modernen Wiener Wohn- und Geschäftshäusern, Villen etc. Wien 1896
Bl.4 (Hotel Sacher in Baden)

Architektonische Rundschau
2.1886, H.9, T.70f (Wettbewerb Börse, Amsterdam)
6.1890, H.11, T.85 (Mausoleum Ostfriedhof Pötzleinsdorf, Wien)
7.1891, H.10, T.75f (Villa Harnoncourt, Wien)
8.1892, H.2, T.12f (Irrenanstalt bei Heiligenkreuz, NÖ) / H.5, T.39 (Grabmal auf dem Zentralfriedhof, Wien) / H.6, T.42f (Reitschulgebäude des Herrn Jacques Shawel, Wien)
9.1893, H.3, T.21f (Villa Baron Ritter, Wölbau bei Cilli, Untersteiermark) / T.18 (Konkurrenzprojekt Denkmal General Grant, New York) / H.9, T.66 (projektierte Obelisken für die Stephaniebrücke, Wien)
10.1894, H.3, T.23 (Annex Sachersche Kuranstalt, Baden, NÖ) / H.11, T.92 (Umbau Schloss Thurn und Taxis, Baltavár, Ungarn)
14.1898, H.9, T.70 (Treppenhaus einer Villa, St. Veit, Wien)

Der Bautechniker
3.1883, S.1 (Stephaniebrücke, Wien)

Blätter für Architektur und Kunsthandwerk
7.1894, H.1, S.1f (Villa Harnoncourt, Wien)

Deutsche Bauzeitung
19.1885, Nr.53, S.317f (Wettbewerb Börse, Amsterdam)
23.1889, Nr.77, S.469 (Standbild Walther von der Vogelweide, Bozen)

Moderne Neubauten
3.1896, T.51 (Villa Harnoncourt, Wien)

WBIZ
2.1884, T.121 (Miethaus Bamberger, Wien 5, Hundsturmerstraße 24)
8.1891, S.152 (Brücke, Graz)
9.1892, S.236 (Villa Harnoncourt, Wien) / S.324 (Schloss des Fürsten Thurn und Taxis, Baltavár, Ungarn) / S.368 (Shavellsche Reitschule, Wien) / S.463 (Villa Hauschka, Pötzleinsdorf, Wien)

Wochenschrift des Österreichischen Ingenieur und Architekten-Vereins
10.1885, S.242f (Bau der Stephaniebrücke, Wien) / S.275ff (Wettbewerb Börse, Amsterdam)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1891
H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftstellerlexikon. Wien 1902

LEXIKA:
Czeike Bd.3; ÖBL;ThB
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Anmerkungen
H. Kosel gibt den 9.02. als Sterbedatum an
Eingegeben von: Barbara Sauer
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 03.02.2007
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