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Johann Kazda

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 11.09.1869 - † 30.01.1931
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
weitere Namen: Hans
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt, Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Thomas Kazda, Maurermeister und ab 1900 k.k. Hofstuckaturmeister (1839-1913)
Mutter: Rosalia, geb. Spika (1853-1917)
Brüder: Rudolf Kazda, Stadtbau- und Stuckaturmeister, (1867-1926)
Franz Kazda, Stuckaturmeister (1881-1933)
Ehe mit Adele, geb. Schindler (1880-1965)
Kinder: Hans (1900-1947) Autovertreter; Grete Wrede (*1905); Adele (*1909); Herbert (*1913)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1885/86Staatsgewerbeschule Wien 1 (Werkmeisterschule, Baugewerbl. Abteilung)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1896Baumeisterkonzession
1908-1916Öffentlicher Gesellschafter des „Wiener Cottage-Sanatoriums Dr. Rudolf Urbantschitsch & Co“, Wien 18, Sternwartestraße 74
1912Bauaufsichtsrat-Stellvertreter in Wien 18
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Mitgliedschaften
1896Bau- und Steinmetzmeister-Genossenschaft Wien
1900Verein der Baumeister Niederösterreichs
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Vita
Johann Kazda stammte aus der kinderreichen Familie des Wiener k.u.k. Hofstuckateurs und Maurermeisters Thomas Kazda. Nach dem Abschluss der Staatsgewerbeschule in Wien 1 im Jahre 1886 wird er erst wieder 1896 mit der Erlangung der Baumeisterkonzession in Wien greifbar. Kazda, der in Wien vor allem Wohnhäuser errichtete, zählte laut der damaligen Tagespresse vor dem Krieg zu den reichsten und bekanntesten Baumeistern in Wien, der oft auch als Bauherr auftrat.

Eine glückliche Hand bewies Kazda bei der Planung und Erbauung des Wiener Cottage Sanatoriums für Stoffwechsel und Nervenkranke in Wien 18, Sternwartestraße 74 (1908), da es in Wien um die Jahrhundertwende einerseits nur zwei Sanatorien zur Behandlung ausschließlich innerer Krankheiten gab und andererseits ein Bedarf an Sanatorien für den damaligen Mittelstand vorhanden war. Kazda stellte den Baugrund für das Sanatorium zur Verfügung und gründete mit dem ärztlichen Leiter des Sanatoriums Dr. Rudolph Urbantschitsch eine öffentliche Gesellschaft. Ende 1916 wurde diese Gesellschaft durch Verkauf aufgelöst.

Kazda, der an eine intensive Bautätigkeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs glaubte, verkaufte sämtliche Habe, um wieder bauen zu können. Durch die schlechte Wirtschaftslage, die damit verbundene schlechte Auftragslage und die Inflation verlor er jedoch sein Vermögen.

Johann Kazda starb im 62.Lebensjahr an einem Herzschlag und ist auf dem Hernalser Friedhof begraben. In der Tagespresse wurde allerdings vorerst Selbstmord vermutet.
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Stellenwert
Das heute bekannte Oeuvre des Architekten und Stadtbaumeisters Johann Kazdas, das großteils aus Wohnhäusern im 18. Wiener Gemeindebezirk besteht, die oft Teile einer Häuserzeile einnehmen, umfasst den Zeitraum knapp vor der Jahrhundertwende bis 1908. Die anfängliche Gestaltung der Fassaden in historisierenden Neorenaissanceformen gab Kazda knapp vor der Jahrhundertwende zugunsten eines üppigen secessionistischen Dekors, bestehend aus Masken, floralen Reliefs, Friesen und Schmiedeeisenbalkonen, auf. Wiederholt verwendete Kazda als vielbeschäftigter Baumeister das Motiv einer großen weiblichen Maske mit vier Flügeln als Parapetendekor in den Hauptgeschossen (z. B. Wien 18, Türkenschanzstraße 2 / Gentzgasse 110, erb. 1902).

Nach 1904 setzte Kazda floralen secessionistischen Dekor nur mehr spärlich ein; es vermischen sich vorwiegend nachhistoristisch barocke und geometrische secessionistische Formen. Auch in dieser Bauperiode wird seine Routine durch die wiederholte Anwendung von verkröpften Fenstergiebelverdachungen eines Typs merkbar.

Das ehemalige Wiener Cottage-Sanatorium (Wien 18, Sternwartestraße 74 / Litrowgasse / Joseph-Kainz-Platz 3, erb. 1908) besteht aus drei durch Gänge verbundenen Pavillons in barockisierend-secessionistischen Formen. Am Rande eines großen Garten gelegen, verfügte es über 76 Krankenzimmer. Auf ein komfortable und gediegene Ausstattung wurde großer Wert gelegt. Das Labor und die Röntgenstation waren mit den fortschrittlichsten Geräten ausgestattet. Die elektrische Uhrenanlage war zu dieser Zeit die größte in Wien.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1896Wohnhaus, Wien 18, Haizingergasse 10
1899Wohnhaus, Wien 18, Lazaristengasse 12 (BH, Entw.+Ausf.)
um 1899Wohnhaus, Wien 18, Vinzenzgasse ? (ehemals Lazaristengasse 32)
1899-1900Wohnhaus, Wien 18, Haizingergasse 49 / Lazaristengasse 16 (BH, Entw.+Ausf.)
1900Wohnhaus, Wien 18, Lazaristengasse 10 / Hofstattgasse 26 (BH, Entw.+Ausf.)
1901Wohnhaus, Wien 18, Vinzenzgasse 9 / Plenergasse 21
1901-1902Straßenhof, Wien 18, Haizingergasse 47 (BH, Entw.+Ausf.)
1901-1902Wohnhaus, Wien 18, Hofstattgasse 24 (BH, Entw.+Ausf.)
1902Wohnhaus, Wien 18, Türkenschanzstraße 2 / Gentzgasse 110 (BH, Entw.+Ausf.)
1903-1905Wohnhaus, Wien 18, Schulgasse 80-86 / Klostergasse 10 / Vinzenzgasse 7 (Entw.+Ausf.)
1904Wohnhaus, Wien 4, Margaretenstraße 52 / Kettenbrückengasse 2 (BH, Entw.+Ausf.)
1905Wohnhaus, Wien 12, Zenogasse 3
1905Doppelwohnhaus, Wien 18, Plenergasse 23 und 25 (Entw.+Ausf.)
1906Wohnhaus, Wien 8, Krotenthallergasse 4
1906Doppelwohnhaus, Wien 8, Schönborngasse 16 und 18

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1907-1908 ehemal. Wiener Cottage Sanatorium, Wien 18, Sternwartestraße 74 / Litrowgasse / Joseph-Kainz-Platz 3 (heute Wohnhaus; Entw. + Ausf.)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; WStLA (Meldeanfrage, Verlassenschaftsabhandlung)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Tragödie der Verarmung. Selbstmord eines Millionärs. In: Neues Wiener Journal 2.2.1931, S.3
Anonym: Die Tragödie des Baumeisters Kazda. (Berichtigung) In: Neues Wiener Journal 4.2.1931, S.10
Festschrift zur 50 Jahr-Feier der Techn. gew. Bundeslehranstalt Wien 1. Wien 1930
E. Hofmokl: Wiener Heilanstalten. Wien 1910
Neubauten in Österreich, 3 Bde. Wien o.J.; Serie 2, Bl.46ff (Wien 8, Krotenthallergasse 4)
R. Urbantschitsch: Wiener Cottage-Sanatorium. Wien o.J.
Wiener Neubauten im Style der Sezession. Serie 1, Wien, Bl. 39, 40 (Wien 18, Lazaristengasse 32)

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
29.1909, S.22ff; S.43f (Wiener Cottage Sanatorium)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Nicht zu verwechseln mit: Ing. Hans Kazda jun.: 15.12.1900 Wien-24.03.1947 Wien (1919/20 Technische Hochschule Wien, Bauingenieur-Schule; Studium abgebrochen), der als Autoverteter und Kraftfahrer tätig war.
Eingegeben von: Dagmar Herzner-Kaiser
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 29.05.2008
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