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Theophil Niemann

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 15.10.1883 - † 25.06.1962
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
weitere Namen: Theophilos
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Georg N. (1841-1912) Architekt, Prof.a.d. Akademie i.Wien, Archäologe
Mutter: Katharina Zimmermann
Geschwister: Ernst, Rudolf, Mathilde (verh. m. Alfred Castelliz, Architekt)
Ehe mit Melanie Ehrenfried (+1948)
Kinder: Ingomar (*1919), Ingeborg (*1912)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1902/03Höhere Staatsgewerbeschule
1905-1906Akademie der bildenden Künste Wien (bei Friedrich Ohmann)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1931Architekten-Befugnis v.Landeshptm.v.Wien (Eid: 28.8.1931); Befugnis erloschen:26.9.62
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Mitgliedschaften
ab 1920Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Der Vater Theophil Niemanns war Architekt, Archäologe und Professor für Perspektive und architektonische Stillehre an der Akademie in Wien. Er hatte als einstiger Mitarbeiter Theophil Hansens eine Publikation über diesen und seine Werke verfasst und nannte seinen Sohn nach dem bewunderten Meister. Offensichtlich war der Einfluss der beiden Vorbilder so prägend, dass auch Theophil Niemann sich entschloss, Architekt zu werden. Er besuchte die Staatsgewerbeschule und studierte dann noch ein Jahr bei Friedrich Ohmann an der Wiener Akademie.

Es gibt keinerlei Informationen über die Anfangszeit seiner beruflichen Laufbahn, weder wo er seine praktische Ausbildung begann, noch in welchem Architektur-Atelier er Mitarbeiter gewesen sein könnte. Im Ersten Weltkrieg war er als Militär-Bauoffizial in Sarajewo eingesetzt und mit der Errichtung von Desinfektionsanlagen und Krankenbaracken betraut. Nach Kriegsende und seiner Rückkehr nach Wien war er offensichtlich entschlossen, seinem Beruf nachzugehen, denn er trat der Zentralvereinigung der Architekten bei. Erfasst sind nur zwei seiner Arbeiten: ein Bau für die Gemeinde Wien und eine Kirche. Planung und Bau der evangelischen Kreuzkirche wurde ihm – selbst evangelisch und wohnhaft im 13. Bezirk – vom Verein der Evangelischen Glaubensgenossen des 13. Bezirks übertragen.

Theophil Niemann starb 78-jährig in seinem Vaterhaus in Wien 13 und wurde auf dem Friedhof Ober-St.Veit begraben.
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Stellenwert
Die erste Arbeit, mit der Theophil Niemann in Erscheinung trat, war das Projekt einer Platzgestaltung in Ober-St. Veit, bei dem er noch ganz unter dem Einfluss seines Lehrers Friedrich Ohmann steht. Mehr als zwanzig Jahre später errichtete Niemann in Wien fast zu gleicher Zeit zwei Bauten. Ein nur 32 Wohneinheiten umfassendes Wohnhaus (3, Ziehrerplatz 8) für die Gemeinde Wien, in dessen symmetrisch gestalteter Front Klinkerziegel und ein mächtig vorspringendes, von Pfeilern getragenes Gesims den Eingangsbereich markant hervorheben. Die mittlere Achse des Hauses wird von Halbloggien akzentuiert, die mit dem Eingang das einzige plastische Element in der ansonst flachen, nur mit horizontalen Nutungen versehenen Fassade darstellen. Niemann übernimmt hier die zusehends zurückhaltendere, flachere und nüchterne Oberflächenbehandlung, wie sie bei den Fassaden der späteren Gemeindebauten üblich geworden war.

Das zweite Bauwerk, das Niemann errichtete, eine kleine Kirche, wird in der locker verbauten Gegend der Cumberlandstraße, Wien 14, nur durch den kleinen Glockenturm, der den steil aufragenden Giebel des seichten Mittelrisalits ziert, als Gotteshaus wahrgenommen. Diesen Bau akzentuieren vor allem Dreieck-Formen. Neben dem steilen Giebel wurden die kantigen Balkone an den schmalen Abseiten für die Überdachung der Eingänge dreieckig, also giebelartig, ausgeschnitten. Alle Fenster wiederum bekrönen kleine aufgesetzten Spitzgiebel, ein Motiv, das auch Pate der eckigen Form des Glockentürmchens war. Die Front des Bauwerks ist symmetrisch angelegt, die Fassade flach gehalten. Plastische Elemente sind lediglich die beiden Balkone und ein den Giebel in der Mitte betonender tiefer Einschnitt, der den Glockenturm optisch verlängert und hervorhebt. Motive und Elemente dieses Bauwerks sind Wohnbauten der Gemeinde Wien entlehnt, auch wenn die vielen ausdrucksstarken Dreieckformen Assoziationen an die Neogotik wecken, von der der Kirchenbau in Wien stark geprägt war.

Traditionelle und moderne Einflüsse bestimmen Niemanns Bauten. Die Vorliebe für Symmetrie entspringt der Tradition, die flache Behandlung der Fassaden jedoch der neuen, auf die Betonung des Baukörpers ausgerichteten Tendenz im Bauen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1929-32WHA d. Gem. Wien, Wien 3, Ziehrerplatz 8
1959WHA d. Gem. Wien, Wien 3, Gstettengasse 1a-13 (mit Arch. Berg, Arch. Vana)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1930-1931evang. Kreuzkirche, Wien 14, Cumberlandstraße 48

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1927Wettbewerb f. Bad und Wäscherei, Wr.Neustadt, NÖ (3.Preis; mit Ing. E. Niemann)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
Th. Niemann: Vorschlag zur Regulierung d. Kirchenplatzes i. Wien, Ober-St.Veit. In: Der Architekt 12.1906, T.87

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv der KAIK, Matrikenarchiv der evang. Stadtpfarrkirche Wien 1
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Festschrift z.50-Jahrfeier d. Techn.gew.Bundes-Lehranst.Wien I. 1880-1930
W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde Wien 1996-1998

HINWEISE AUF WERKE:
BT
39.1919, Nr.17, Desinfektions- (Entlausungs-) Anlage bei Mostar / Nr.29, S.241f (Transportable Baracke, Bauanleitung)

Österr. Bau- und Werkkunst
1927, S.267f (Wettbewerb f. Bad u. Wäscherei i. Wr. Neustadt, 3.Preis)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
ÖBL; ThB
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Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 12.06.2007
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