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Friedrich Schachner

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 14.12.1841 - † 7.11.1907
Geschlecht: m
Geburtsort: Atzenbrugg bei Tulln, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Baurat
Religionsbekenntnis: unbekannt
Berufsbezeichnung: Architekt, Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Johann S., Verwalter der Stiftsherrschaft Atzenbrugg, später Bezirksvorsteher von Mödling
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Technische Hochschule Wien, Landbauwissenschaft
1861-1863Akademie der bildenden Künste Wien (Ornamentik bei Eduard van der Nüll und August Siccard von Siccardsburg)
1870-1876jährliche Studienreisen nach Italien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1861-1866 Tätigkeit im Atelier von Johann Romano und August Schwendenwein
1866 Selbständiger Architekt in Wien
1881-1883Hausarchitekt Künstlerhaus Wien
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Auszeichnungen und Ämter
1867Juror bei der Pariser Weltausstellung
1867Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion
1873Medaille für Kunst, Weltausstellung Wien
1876Silberne Medaille, Ausstellung für Kunst, München
1890Große goldene Karl Ludwig-Medaille, Wien (für Entwurf Karlsplatzgestaltung)
1892Kleine goldene Medaille, Kunstausstellung München
1902Ernennung zum Baurat
o.J.Officier de l’instruction publique
o.J.Ritter des spanischen Isabellenordens
o.J.Träger des russischen Annenordens
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Mitgliedschaften
ab 1869Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1878Wiener Bauhütte
ab 1907Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (Gründungsmitglied)
o.J.Architektenclub der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (1896-1898 Obmann)
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Vita
Friedrich Schachner studierte an der Technischen Hochschule Wien Landbauwissenschaft, danach zwei Jahre an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach mehrjähriger Mitarbeit im Atelier Romanos und Schwendenweins unternahm er zwischen 1870 und 1876 jährlich Studienreisen nach Italien. Diese vermittelten ihm die detaillierte Kenntnis der italienischen Palastarchitektur der Hochrenaissance, die für sein späteres Schaffen von grundlegender Bedeutung werden sollte.

Seit 1866 als selbständiger Architekt in Wien tätig, plante und baute Friedrich Schachner von der Mitte der sechziger Jahre bis zu seinem Tod intensiv für beinahe alle wichtigen Bauaufgaben des 19.Jh.s: Museum, Kirche, Palais und Wohnhaus.

Schachners größtes Projekt blieb Papier: der 1901-02 erstellte Entwurf zum Kaiser Franz Joseph-Stadtmuseum am Karlsplatz in Wien 4., und seine Konkurrenz mit Otto Wagner endete im Streit zwischen Historismus auf der einen und Moderne auf der anderen Seite. Schachner wurde - vierzig Jahre nach Beginn seiner Laufbahn - fast zwangsläufig zum Symbol des veralteten, dennoch weithin und von allerhöchster Stelle postulierten Kunstgeschmacks, gegen den die „Modernen“ anzukämpfen hatten.

Schachner starb im 66. Lebensjahr als in konservativen Kreisen durchwegs anerkannter und geschätzter Architekt.
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Stellenwert
Schachner erhielt seine prägende Ausbildung bei Hauptmeistern der Wiener Architektur, die an der Schwelle vom „romantischen“ zum „strengen“ Historismus standen. Van der Nüll und Sicardsburg erbauten die kaiserliche Hofoper als ersten Monumentalbau an der Ringstraße, Johann Romano und August Schwendenwein, ebenfalls assoziierte Architekten, errichteten für den Adel zahlreiche Stadtpalais an der Wiener Ringstraße. Mit ihren Palais schufen sie Prototypen des repräsentativen Privatbaus im Stadterweiterungsgebiet, die durch die Adaption der italienischen Palastarchitektur der Hoch- und Spätrenaissance geprägt waren. Schon Schachners Palais Erlanger Wien 4, Argentinierstraße 33 von 1866 ist ein - noch relativ zaghafter - Versuch, diese Formen aufzugreifen. Diese sichtbaren Bezüge auf den Einfluss von Romano & Schwendenwein zu reduzieren, wäre allerdings kurzsichtig. Mitte der 1860er Jahre geriet eine aktualisierte, den modernen Ansprüchen gemäße Renaissancearchitektur zum von Adel und Großbürgertum favorisierten „Wiener Stil“.

Schachners persönliche architektonische Leistung ist also aus der Lehrzeit bei Romano & Schwendenwein ebenso zu erklären, wie sie dem Trend der Zeit folgt. Charakteristisch für Schachner - und wohl durch seine Italienreisen geprägt - ist die beim Palais Haas-Pranter, Wien 4, Waaggasse 6, zu konstatierende Auflockerung des strengen Palastschemas durch eine reich durchgebildete Gartenfassade, die in Wien die Ausnahme blieb.
Wenn auch die Neorenaissance italienischer Prägung das Gros von Schachners Bauten dominiert, so lässt sich sein Oeuvre doch nicht auf diesen Stil reduzieren. In seiner aktiven Zeit als Architekt, von der Mitte der 60er Jahre bis in die ersten Jahre des 20.Jh.s, wandelte sich die Baukunst Wiens, und Schachner blieb davon keineswegs unberührt. Mit dem Aufgreifen der „deutschen Renaissance“ (Miethaus Wien 4, Gußhausstraße 24) deutet sich eine Flexibilität im Formenrepertoire an, die keineswegs auf Schachner begrenzbar ist, jedoch 1875 bemerkenswert früh ansetzt.

Schachners größtes Projekt, der Entwurf zum Kaiser Franz Joseph-Stadtmuseum, deutet schließlich, gegen Ende seines Lebens, auf das Barock hin. Motiviert ist dieser Schritt einerseits durch die um 1900 aktuelle, von konservativen Kreisen unterstützte Rezeption des Barock als „österreichischem Reichsstil“, andererseits suchte Schachner - für einen „Historisten“ ganz selbstverständlich - die formale Anpassung an die barocke Formensprache der Karlskirche. Das „Scheitern der Moderne in Wien“ (Haiko) hatte in der Parteinahme für Schachner seinen Ursprung.

Die traditionelle, konservative, dem Neuen gegenüber ablehnende Haltung, die man nicht zuletzt durch den Konflikt um das Stadtmuseum Schachner heute zuschreiben mag, wird seinem Gesamtwerk jedoch keineswegs gerecht und verstellt die Sicht auf einen Architekten, der in den Jahrzehnten zuvor aktuelle Strömungen bereitwillig aufgenommen und mitgeprägt hatte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1866Palais Erlanger, Wien 4, Parkallee (heute Argentinierstraße 33) (Adaptierung 1889 von Karl König und Oskar Laske)
1868-1869Miethaus, Wien 1, Beethovenplatz 2
1869Miethaus, Wien 1, Bösendorferstraße 9
1869-1870Miethaus, Wien 1, Zelinkagasse 10
1871Palais Nako (später Wittgenstein), Wien 4, Alleegasse (heute Argentinierstraße 16, abgerissen)
1872Palais Sessler von Hertzinger, Graz, Stmk.
1875Miethaus, Wien 4, Gußhausstraße 24
1875Palais Haas, Wien 4, Waaggasse 6
1881Miethaus, Wien 4, Frankenberggasse 7
1882Miethaus, Wien 5, Bacherplatz 3
1897-1898Miethaus, Wien 1, Neuer Markt 6/Kärntner Straße 24 (für Adolf Josef Fürst zu Schwarzenberg)
1897-1899Palais Bratmann, Wien 3, Metternichgasse 4 (heute Chinesische Botschaft)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1868-1869Haus des Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia, Wien 1, Werdertorgasse 12
1880-1883Administrationsgebäude der „Allgemeinen Verkehrsbank“, Wien 1, Wipplingerstraße 28 (mit Josef Pokorny, heute Stadtschulrat für Wien)
1881-1882Künstlerhaus, Wien 1, Karlsplatz 5 (Erweiterungsbau, mit Andreas Streit)
1893-1894Fassade der Stadtpfarrkirche Klagenfurt, Kärnten
1904Grabmal Adolf Lehmann, Wien 11, Zentralfriedhof
1904Grabmal Hofrat Kaposi, Wien, Döblinger Friedhof (mit Karl Kundmann)
1900-1901Türme und Fassade der Universitätskirche in Innsbruck, Tirol
1903-1904Kroatisch-Slawonische Landes-Hypothekenbank, Agram / Zagreb, HR
1905Kriegerdenkmal 1805, sog. „Franzosendenkmal“, Oberloiben bei Dürnstein, NÖ
o.J.Sanatorium Vorderbrühl, Mödling, NÖ
o.J.Böhmische Sparkasse, Prag, CZ

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1870Vereinshaus des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins (Wettbewerb, 1.Preis)
1884Amtsgebäude der Bodencreditanstalt, Wien 1, Teinfaltstraße (geladener Wettbewerb)
1889Karlsplatzgestaltung Wien
1889Amtshaus Währing, Wien 18 (Wettbewerb)
1890Rathaus in Oedenburg (Wettbewerb, 2.Preis)
1891Sparkasse, Prag (Wettbewerb, 1.Preis)
18922.Entwurf Karlsplatzgestaltung Wien
1912Kaiser Franz Josef-Stadtmuseum (Engere Konkurrenz - Stimmenmehrheit)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
F. Schachner: Entwürfe für eine Kirche in Ottakring. In: Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 10.1885, S.361ff

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
KHA des WStLA; Archiv Wiener Ringstraße
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861-2001. Bd.1 Wien 2003
Anonym: Schachner, Friedrich. In: Deutsche Bauzeitung 41.1907, Nr.98, S.692 (Nachruf)
R.S. Budig/G. Enderle-Burcel: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien 1995
Catalog der historischen Kunst-Ausstellung (der k.k. Academie der bildenden Künste in Wien) 1877. Wien 1877, S.47
K. Ginhart (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Kärntens. Klagenfurt 1929-33. S.492
P. Grueber: Die Stadtpfarrkirche zu St.Egyd in Klagenfurt. In: Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 14.1908, S.177ff
Herbstausstellung und Gedächtnisausstellung Friedrich Schachner (Ausst.Kat). Künstlerhaus Wien 1908
Hist. Museum d. Stadt Wien (Hrsg.): Das ungebaute Wien 1800-2000 (Ausst.Kat.). Wien 1999
Hist. Museum d. Stadt Wien (Hrsg.): Otto Wagner und das Kaiser-Franz-Josef-Stadtmuseum. Das Scheitern der
Moderne in Wien (Ausst. Kat.). Wien 1988
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße, Bd.4. Wiesbaden 1972
C. Lützow/L. Tischler (Hrsg.): Wiener Neubauten, 3 Bde. Wien 1876-1891
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. 1910
A. Prokop: Die Konkurrenzpläne für das deutsche Haus in Brünn. In: ZÖIAV 40.1888, S.39ff
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861-1951. Wien 1951, S.51, 176
C. Sitte: Die Ergebnisse der Vorkonkurrenz zu dem Bau des Kaiser Franz Josef-Museums in Wien. In: Allgemeine Bauzeitung 67.1902, S.61ff
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jahrhundert. Wien 1970

HINWEISE AUF WERKE:
Allgemeine Bauzeitung
42.1877, S.15, T.7f (Haus Freiherr Sessler v. Hertzinger in Graz)
43.1878, S.14, T.17ff (Hotel Austria in Gmunden)
44.1879, S.90f, T.70f (Wihnhaus des Herrn Hugo Ernst in Wien, Gußhausstraße)
46.1881, S.84, T.59f (Wohnhaus in der Gusshausgasse in Wien)
51.1886, S.105, T.72ff (Geschäftshaus der k.k. Priv. Allgemeinen Verkehrsbank in Wien)
52.1887, S.39, T.32ff (Der Rainer-Hof in Klagenfurt)
57.1892, S.32, T.31 (Miethaus des Herrn J. Coeln in Wien I4, Hechtengasse 7) / S.96, T.78f (Villa des Herrn Alois Schumacher in Baden bei Wien)
68.1903, S.67,T.28ff (Ausbau der Türme und Fassade der Universitätskirche in Innsbruck)

Der Architekt
1.1895, S.6, T.3 (Projekt eines Rathauses in Oedenburg) / S.32 , T.41f (Geschäftshaus des Herrn Stefan Esders in Wien)
8.1902, T.65 (Kaiser Franz Josefs-Museums in Wien)
9.1903,S.28 (Modell des Kaiser-Franz-Josef-Stadt-Museums samt Platz)
12.1906, S.17f (Kriegerdenkmal Dürnstein)

Architektonische Rundschau
6.1890, H.1, T.1 (Priv. Allgemeine Verkehrsbank in Wien)

Deutsche Bauzeitung
13.1879, Nr.99, S.505 (Konkurrenzentwurf zum Justizpalast in Wien)

Der Bautechniker
13.1893, S.651f (Facadenbildung an der Pfarrkirche zu St.Egyd in Klagenfurt)
14.1894, S.129f (Villa Hohenhof auf dem Kahlenberge zu Wien)
17.1897, S.509ff (Villen in Strobl - Villa Uzel und Villa Coeln)
19.1899, S.175 (Miethaus in Wien 7, Mariahilferstraße)
21.1901, S.1ff (Palais des Herrn Josef Bratmann in Wien 3, Metternichgasse)
22.1902, S.217ff (Anstaltsgebäude der Böhmischen Sparcassa in Prag)
26.1906, S.577ff (Kroatisch-Slavonische Landes-Hypotheken-Bank in Agram)

WBIZ
9.1891, S.35, T.3 (Gebäude der k.k. Priv. Allgemeinen Verkehrsbank in Wien)
11.1893, S.75f (Erweiterung des Sparcassengebäudes in Prag)
17.1900, T.60 (Hotel Krantz, Wien 1, Neuer Markt 6)

ZÖIAV
21.1870, S.147ff (Project für das Vereinshaus des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins und des n-ö. Gewerbe-Vereins)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1 - 1.-12. Bezirk; Dehio 1 - I. Bezirk; Dehio 2 - II.-IX. u. XX. Bezirk; Dehio 3 - X.-XIX. und XXI.-XXIII. Bezirk; Dehio NÖ/Nord
C. v. Wurzbach: Biographisches Lexikon Österreichs. 1875
L. Eisenberg, Das geistige Wien. Wien 1893
H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Wien 1902
A. Bettelheim: Biographisches Jahrbuch 1907
Handbuch der Architektur IV/2/2,1902, S.47f

LEXIKA:
ThB; Czeike; ÖBL
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Ausstellungen
1877Historische Kunst-Ausstellung, Akademie der bildenden Künste Wien
1890Jahresausstellung Künstlerhaus Wien
1908Herbstausstellung und Gedächtnisausstellung Friedrich Schachner, Künstlerhaus Wien
1988Otto Wagner und das Kaiser-Franz-Josef-Stadtmuseum. Das Scheitern der Moderne in Wien, Hist. Museum d. Stadt Wien
1999Das ungebaute Wien 1800-2000, Histor. Museum d. Stadt Wien
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Anmerkungen
Eingegeben von: Andreas Nierhaus
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 10.11.2008
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