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Karl Schön

Portraitbild
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 11.08.1875 - † 17.03.1955
Geschlecht: m
Geburtsort: Stare Mesto
damaliger Name: Mährisch-Altstadt
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Baumeister und Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Karl Sch. (1836-1893), Gendarmeriebeamter
Mutter: Maria, geb. Zimek (1852-1937)
Bruder: Wilhelm Schön, Architekt
Ehe (1910) mit Anna Weinzettel, später geschieden
Kinder: Herta (*1910), Karl (*1914)
Bürogemeinschaft: ca. 1910-1939 mit Wilhelm Schön
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Bürgerschule Freudenthal, Schlesien / Bruntál, CZ
1893Abschluss einer Baumeisterlehre
1894-1897Baugewerbeschule Mährisch-Ostrau, Mähren / Ostrava, CZ (nicht gesichert)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1894- 1997Bauzeichner im städt. Bauamt von Mährisch-Ostrau, Mähren / Ostrava, CZ
1897-1904Polier und Bauführer bei Baumeister J. Tomaschek in Neutra, Ungarn / Nitra, SK
1905Baumeisterprüfung in Troppau, Schlesien / Opava, CZ abgelegt
1906-1910Bauführer der Wiener Firma Georg Weinzettel
1910-1933freier Architekt in Wien, in Arbeitsgemeinschaft mit seinem Bruder Wilhelm Schön
1914-1918Kriegsdienst
1933-1945Tätigkeit als Architekt in Freudenthal, Schlesien / Bruntál, CZ
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Vita
Karl Schön wurde als ältester von sechs Geschwistern eines Gendarmeriebeamten in Nordmähren geboren. Die bescheidenen Verhältnisse der Familie erlaubten nur den Besuch der Bürgerschule mit einer anschließenden Baumeisterlehre. Der Besuch einer Baugewerbeschule ist nicht gesichert. Bereits während seiner Ausbildung war Karl Schön als Bauzeichner tätig. Nach dem Lehrabschluss arbeitete er als Bauführer einer großen Firma in Neutra/Nitra und war in dieser Funktion an der Ausführung zahlreicher Bauvorhaben, wie Villen, Fabriken, Schulen, diversen öffentlichen Gebäuden und anderen, beteiligt.

Als Karl Schön nach Wien kam, konnte er bereits auf eine jahrelange Praxis zurückblicken. Durch die Einheirat in die Firma des renommierten Wiener Stadtbaumeisters Georg Weinzettel, wurde ihm zusätzlich der Berufseinstieg erleichtert. Nach ersten gemeinsamen Projekten mit seinem Schwiegervater machte er sich selbständig und arbeitete mit seinem jüngeren Bruder Wilhelm Schön zusammen. Durch den Umstand, dass Wilhelm gleichfalls eine Tochter von Baumeister Weinzettel geheiratet hatte, waren sowohl die privaten als auch die geschäftlichen Bindungen besonders eng. Auf Grund der günstigen Baukonjunktur in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war das Atelier der Brüder Schön, dessen Schwerpunkt in der Errichtung von Wohn- und Geschäftshäusern lag, gut ausgelastet.

Der Erste Weltkrieg, in dem die beiden Brüder Kriegsdienst leisteten, bedeutete - wie für viele andere Architekten auch - eine Zäsur in ihrer Karriere. In der Zwischenkriegszeit blieben die Aufträge weitgehend aus. Während Wilhelm Schön Anfang der 20er Jahre wieder in die damalige Tschechoslowakei ging, blieb Karl in Wien. Dennoch blieben die beiden Brüder weiter in engem Kontakt und realisierten gemeinsam zwei Wohnhausanlagen im Rahmen des sozialen Wohnbauprogramms der Gemeinde Wien.

Anfang der 30er Jahre, als die Situation in Wien völlig aussichtslos wurde, zog Karl zu seinem Bruder nach Freudenthal/Bruntál, wo sie gemeinsam einige (nicht näher identifizierte) Projekte realisierten. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs musste Karl Schön als Angehöriger der deutschsprachigen Minderheit das Land verlassen. Er kam völlig verarmt wieder nach Wien zurück und erhielt auch bis zu seinem Tod keinerlei Aufträge mehr.
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Stellenwert
Obwohl Karl Schön nur eine Ausbildung als Baumeister hatte, gehört er dennoch zu den bemerkenswertesten Architekten, die in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in Wien tätig waren. Während seine frühen Realisationen noch von einem unverbindlichen Secessionismus geprägt sind, wie das Wohnhaus in der Kaiserstraße 15, lässt sich in der Folge eine intensive Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Wiener Moderne, insbesondere Josef Hoffmann und der Wiener Werkstätte, beobachten.

Gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm Schön – wobei Karl aber federführend gewesen sein dürfte – realisierte er in den frühen 10er Jahren eine Reihe von Wohn- und Geschäftshäusern, die von höchster ästhetischer Qualität geprägt sind. Durch den Einsatz der Betonständerbauweise und die Verwendung von Metall und Glas entsprachen die Bauten dem aktuellsten technischen Standard der damaligen Zeit, während die Außengestaltung (geometrische Formen und der sparsame Einsatz von Dekor, der sich zumeist auf die Zone unterhalb des Gesimses und auf den Eingangsbereich beschränkt) oftmals eine große Nähe zur Wiener Werkstätte zeigt. Ein weiteres Charakteristikum des Ateliers sind auch die höchst einfallsreich gestalteten Lukarne, die in das Dekorationsschema integriert werden. Als bedeutendster Bau ist das Haus „Zum silbernen Brunnen“ in der Plankengasse in der Wiener Innenstadt anzusehen, das mit seiner transparenten Ecklösung in Form von gläsernen Runderkern zu den progressivsten seiner Zeit gehört und ein beredtes Zeugnis einer frühen funktionalistischen Moderne darstellt.

Die Wohnhausanlagen aus der Zwischenkriegszeit nähern sich der zeitgenössischen neuen Sachlichkeit an, zeigen aber in einigen sorgfältig durchgestalteten Details wie Fensterauskragungen und Erkern (insbesondere bei der Wohnhausanlage Wien 18, Gersthoferstraße 75) noch immer die Originalität des Architekten.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
um 1903Sparkassa Aranyas-Maróth, Ungarn / Zlaté Moravce, SK (Mitarbeit)
1906Wohn- und Geschäftshaus, Wien 7, Kaiserstraße 15 (mit Georg Weinzettel)
1906-1907Wohnhaus, Wien 8, Uhlplatz 1 (mit Georg Weinzettel)

mit Wilhelm Schön:
1911-1912Miethaus, Wien 5, Schönbrunnerstraße 12
1912Miethaus, Wien 15, Diefenbachgasse 13 / Stiegergasse 5
1912Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Singerstraße 10 / Liliengasse 1 (Dom-Café von Hans Prutscher)
1912Miethaus, Wien 7, Lindengasse 65
1912-1914Wohn- und Geschäftshaus „Zum Silbernen Brunnen“, Wien 1, Plankengasse 4
1914Bürohaus, Wien 1, Plankengasse 3
1914Miethaus, Wien 8, Bennogasse / Josefstädterstraße 76
1915-1917Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Habsburgergasse 10
1928WHA d. Gem. Wien, Wien 17, Wattgasse 88
1929-1930WHA d. Gem. Wien, Wien 18, Gersthofer Straße75 / Hockegasse 1-7
1934Umbau einer Apotheke in Bennisch, Schlesien / Horny Benesov, CZ

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1889Kaiser-Franz-Josefs-Bad in Pistyan, Ungarn / Piestany SK (Mitarbeit - nicht erhalten)
um 1900Truppenspital in Neutra, Ungarn / Nitra, SK (Mitarbeit)
um 1900Gymnasium in Neutra, Ungarn / Nitra, SK (Mitarbeit)
1903Justizgebäude in Neutra, Ungarn / Nitra, SK (Mitarbeit)
1914Erzherzog-Rainer-Handelsschule, Wien 5, Josef-Schwarz-Gasse 9 (mit Wilhelm Schön, stark verändert)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
um 1900diverse Industrieanlagen in der heutigen Slowakei (damals Ungarn)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1928WHA d. Gem. Wien, Wien 12, Gaudenzdorfer Gürtel (Wettbewerb, mit Peter Thaler, eine Entschädigung)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Borsi / E. Godoli: Wiener Bauten der Jahrhundertwende. Stuttgart 1985
H. Czech / W. Mistelbauer: Das Looshaus. Wien 1976, S.99
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
Kommunaler Wohnbau in Wien Aufbruch 1923-1934 Ausstrahlungen. (Ausst.Kat.) Wien 1978
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
Neubauten in Österreich. Wien o.J., Bd.3, T.63
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
U. Prokop: Wien. Aufbruch zur Metropole. Wien u.a. 1994
K. Schön: Das Atelier Schön. Dipl.Arbeit. Wien 2001
M. Tafuri: Vienna Rossa. Milano 1989
O. Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. München 1966

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
14.1908, S.51 (Wohn- und Geschäftshaus Wien 7, Kaiserstr.)
19.1913, T.142 (Wohn- und Geschäftshaus Wien 1, Singerstr.)

WBIZ
25.1907/8, T.65 (Wohnhaus Wien 8, Uhlpl. 1)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio 1; Dehio 2; Dehio 3
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Anmerkungen
Karl Schön ist keinesfalls (wie des öfteren angeführt) mit Friedrich Schön verwandt.
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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