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Leopold Steinitz

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 14.12.1868 - † 13.11.1942
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: KZ-Terezin
damaliger Name: KZ-Theresienstadt
Land: Tschechien
damaliger Name: Protektorat Böhmen u. Mähren
Titel: kaiserl. Rat
weitere Namen: Leo Steinitz
Religionsbekenntnis: Mosaisch, 1899 aus der Kultusgemeinde ausgetreten und im selben Jahr zum Protestantismus konvertiert
Berufsbezeichnung: Architekt und Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Heinrich St. (Buchhalter)
Mutter: Pauline, geb. Löwy
Ehe (1897) mit Clara Sternbach (1870-1942)
Kinder: Ing. Walter (1899-1928), Margarethe (1904-1997) verh. Fischer
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
1886-1893Studium an der Technischen Hochschule Wien (u.a. bei Karl König u. Viktor Luntz, 2.Staatsprüfung)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1894-1901Mitarbeit im Atelier von Fellner und Helmer
ab 1901selbständiger Architekt
1933Zivilarchitekt
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Auszeichnungen und Ämter
o.J.Sachverständiger und Schätzmeister für Rathäuser, Gewerbe- und Industriebauten
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Mitgliedschaften
ab 1895Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1907Ingenieurkammer für Niederösterreich (zeitweise Schriftführer)
ab 1908Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
1909-1914Mitglied der Prüfungskommission für Zivilarchitekten
ab 1930NÖ-Gewerbeverein
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Vita
Leo Steinitz war der Sohn eines aus Neutra / Nitra (heute Slowakei, damals zu Ungarn gehörend) stammenden jüdischen Buchhalters. Aufgewachsen in einem mittelständischen Milieu, besuchte er in Wien die Realschule und studierte dann an der Technischen Hochschule Wien, wo unter anderen Karl König sein Lehrer war. Nachdem er das Studium mit der 2. Staatsprüfung abgeschlossen hatte, praktizierte er einige Jahre im renommierten Atelier von Fellner & Helmer, wo er in zahlreiche Großprojekte eingebunden war. In dieser Zeit ging er eine Ehe mit Clara Sternbach ein. Kurz vor der Geburt seines Sohnes konvertierte er gemeinsam mit seiner Frau zum Protestantismus und ließ in der Folge auch seine beiden Kinder taufen.

Um 1900 machte er sich selbständig, wobei er sich in seinen frühen Jahren vor allem auf den Wohnbau spezialisierte. Steinitz gelang es auch über den Ersten Weltkrieg hinaus, sein Büro weiterzuführen und war in der Zwischenkriegszeit insbesondere mit Industriebauten für die E- Wirtschaft befasst. Daneben bekleidete er verschiedene Funktionen der Niederösterreichischen Ingenieurkammer und war auch als Sachverständiger und Gutachter tätig. Sein beruflicher Erfolg wurde jedoch von einer familiären Tragödie überschattet, als er den Tod seines einzigen, noch nicht 30-jährigen Sohnes miterleben musste.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland wurde Leo Steinitz aufgrund seiner jüdischen Herkunft zum „Geltungsjuden“ erklärt und am 13. August 1942 bereits 74-jährig mit seiner Frau in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er drei Monate später verstarb.
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Stellenwert
Aufgrund des Umstandes, dass nur ein kleiner Teil des offensichtlich viel umfangreicheren Werkes von Leo Steinitz dokumentiert ist, kann eine Auseinandersetzung mit seiner architektonischen Tätigkeit nur ansatzweise erfolgen. Generell lässt sich jedoch, wie bei den meisten der Schüler Karl Königs, in der formalen Durchgestaltung eine Neigung zur Fortführung der klassischen Tradition beobachten, jedoch in Verbindung mit einer großen Aufgeschlossenheit technischen Neuerungen gegenüber.

Die frühen Wohnbauten von Steinitz aus dem Anfang des 20.Jh.s sind demgemäß noch einem klassisch-späthistoristischen Kanon verpflichtet, und zeigen nur eine zögerliche Annäherung an den zeitgenössischen Secessionismus. Dieser Ausrichtung folgen insbesondere seine beiden Miethäuser in Wien 3, Baumannstraße 1 u. 2, die als einander gegenüber liegende Eckhäuser den Abschluss einer Sackgasse bilden und damit auch in städtebaulicher Hinsicht einen Akzent setzen. Die beiden Wohnhäuser, die für den gehobenen Mittelstand konzipiert wurden, zeichnen sich durch eine große Eleganz und gekonnte Proportionierung aus, die vor allem durch die großen vielteiligen Fenster erzielt wird. Ein secessionistisch angehauchter Dekor kommt nur sehr sparsam zum Einsatz.

Ein klassizierende Haltung prägt auch die Nutzbauten von Steinitz, wie die kurz nach dem Ersten Weltkrieg errichtete Spielkartenfabrik in Wien 17, Dürauergasse 16. Mittels Architekturelementen wie Dreieckgiebel, flachen Lisenen und Ecktürmchen wird assoziativ ein klassizistisches Palais beschworen. Ähnlichen Kriterien folgt auch das Mitte der 20er Jahre errichtete Umspannwerk in Knittelfeld in der Steiermark (Ghegastraße 2), das trotz kubistoider formaler Details sich letztlich an den Typus eines Schlosses anlehnt. Diese Intention wird auch durch die Anfügung eines äußerst dekorativ gestalteten Eckturms und einer repräsentativen Außentreppe unterstrichen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1902Miethäuser Wien 3, Baumannstraße 1 u. 2 / Beatrixgasse 3 u. 5
1902Miethaus Wien 4, Mommsengasse 25
1904Wohnhaus Wien 19, Grinzingerstraße 139 / Greinergasse
1906Miethaus Wien 2, Untere Augartenstraße 4-6 (nicht erhalten)
1923Wohnhaus der Welser E-Werke, Wels, OÖ, Alois Auerstraße 2

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
o.J.Kirchenanbau in Biala (österr. Schlesien) / Bijelsko-Biala, PL

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1917Fabrik der Fa. „Kontakt“, Wien 16
1919Spielkartenfabrik Wien 17, Dürauergasse 16 (jetzt Schuhfabrik Wittmann)
1920Fabrik der Fa. Heigel u. Co, Wien 20, Nordbahnstraße 8 (Adaptierung)
1925Umspannwerk d. steirischen Wasserkraftwerke Knittelfeld, Stmk., Ghegastraße 2
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; MA 43; WSTLA (biograph. Sammlung); IKG (Matrikenstelle); Archiv Adler; DÖW
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Sekundärquellen

LITERATUR:
C. Jäger: Österreichische Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts. Wien-Graz 2005
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.2, Wien u.a. 1991

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. I; Achl. II; Achl. III/2
H. Kosel: Deutsch-österr. Künstler- u. Schriftstellerlexikon. Wien 1902
Wr. Künstler u. Schriftsteller (Hg. P. Reinhart). Wien 1902
A. Staudacher: Jüdisch-protestantische Konvertiten in Wien 1782-1914, Teil 2, Wien 2004
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Anmerkungen
Das Geburtsdatum wird manchmal auch mit 15.12. angegeben
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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