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Adolf Stöckl

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 07.01.1884 - † 02.09.1944
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
Titel: Dipl. Ing. ,Oberstadtbaurat
weitere Namen: Stekl
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Adolf St. (Kaufmann)
Mutter: Josefa, geg. Heinl
Ehe (1909) mit Friedericke Prager (1887-1977)
Kinder: Dipl.Ing. Ernst (1912-2000); Maria (*1916), verh. Kraus; Anneliese (1922-1945), verh. Leopold, Schauspielerin
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule Wien
1902-1907Technische Hochschule Wien (u.a. bei Karl König u. Karl Mayreder)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1911-1944 im Stadtbauamt
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Auszeichnungen und Ämter
1920Bauoberkommissär
1929Oberstadtbaurat
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Mitgliedschaften
1913-1929Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Adolf Stöckl stammte aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Als Sohn eines Kaufmannes 1884 in Wien geboren, besuchte er die Realschule und studierte an der Technischen Hochschule Wien, wo u.a. Karl König und Karl Mayreder seine Lehrer waren. Nach dem Studium dürfte er diverse Praktika absolviert haben, bis er 1911 im Stadtbauamt angestellt wurde. Noch in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg realisierte er mehrere größere Bauvorhaben der Kommune, wie Schulen, Kindergärten und Wohnhausanlagen.

Stöckl setzte seine Arbeit im Stadtbauamt auch in der Zwischenkriegszeit fort. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit blieb weiterhin die Planung von Einrichtungen der Kinderfürsorge, wie Schulen und Kindergärten. Das bedeutendste und damals wegweisende Projekt war die sog. „Kinderübernahmestelle“ in Wien 9, Ayrenhoffgasse 9. Daneben war er aber auch für die Planung zahlreicher Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien verantwortlich. Stöckl, der im 60. Lebensjahr verstarb, war bis zuletzt im Stadtbauamt tätig und hinterließ eine Frau und vier Kinder.
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Stellenwert
Im Rahmen der formalen Bandbreite der Architekten, die in der Zwischenkriegszeit im Stadtbauamt tätig waren, gehört Adolf Stöckl, der als Schüler Karl Königs noch von späthistoristischen Kriterien geprägt war, sicher zu den traditionsverbundensten. Die für seine Bauten typischen Charakteristika, wie kleinteilige, verschachtelte Baukörper, eine Neigung zu einer romantisierenden, dem Heimatstil nahestehenden Formensprache, prägen seine Schulen und Kindergärten, die noch in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entstanden sind.

Auch in der Zwischenkriegszeit setzte sich diese konservative Haltung – wenn auch in gemäßigter Form – bei den Bauten Adolf Stöckls fort. Möglicherweise wurde gerade diese Formensprache als kindergerecht empfunden und Stöckl mit Projekten der Kinder- und Jugendfürsorge betraut. Dieser Ausrichtung entsprach auch sein bedeutendster Bau, die „Kinderübernahmestelle“ (Wien 9, Ayrenhoffgasse 9), die im Rahmen der umfassenden Reformen Julius Tandlers in der Gesundheits- und Jugendfürsorge projektiert wurde. Im Sinne von Tandlers Ausspruch: „Wer Kindern Paläste baut, reißt Kerkermauern nieder“ intendierte Stöckl bei der über einen L-förmigen Grundriss errichteten Anlage explizit Anlehnungen an die Palastarchitektur. Reich gegliedert mit Türmchen, Loggien, diversen Aufbauten und dekorativen Ausgestaltungen wurden synkretistisch Elemente des Heimatstiles mit spätsecessionistischen Details vermischt. Demgemäß wurden auch historische Vorbilder zitiert. Die an der Außenseite angebrachten Medaillons mit Findelkindern sind eine unmittelbare Übernahme eines Renaissancemotivs des florentinischen Ospedale degli Innocenti. In gleicher Weise wurde auch auf die Innenausstattung viel Sorgfalt gelegt, wobei man sich formal an die Ästhetik der Wiener Werkstätte anlehnte.

Die Kinderübernahmestelle, die der Versorgung von sozial verwahrlosten oder verwaisten Kindern dienen sollte und im Verband mit dem Karolinen-Spital errichtet wurde, war für die damalige Zeit wegweisend. Für rund 220 Kinder und das entsprechende Pflegepersonal konzipiert, umfasste sie neben den Räumlichkeiten für die Kinder noch einen Infektionspavillon, eine Prosektur und entsprechende Personalräume. Während anfangs eher die medizinische Versorgung im Vordergrund stand, wurde nach der Umwandlung in ein „Julius-Tandler-Heim“ Mitte der 60er Jahre der Schwerpunkt auf psychologische Betreuung gelegt. Eine dunkle Episode stellte die NS-Zeit dar, wo die Institution, die in den Jahren von 1925 bis 1934 rund 63.000 Kinder und Jugendliche vorbildlich betreut hatte, im Sinne der „NS-Volksgesundheit“ als Schaltstelle des Kinder-Euthanasieprogramms missbraucht wurde.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1913WHA d. städt. Gaswerke, Wien 11, Kopalgasse 51-53 / Simoningplatz 3
1913WHA d. städt. Gaswerke, Wien 21, Justgasse 1-7 / Edergasse 9 (mit Hugo Mayer)
1923-1924WHA d. Gem. Wien „Alfons-Petzold-Hof“, Wien 11, Lorystraße 36-38 / Hakelgasse14-18 / Herderplatz
1923-1924WHA d. Gem. Wien, Wien 21, Justgasse 9-27 / Edergasse 4-10 (mit Konstantin Peller u. Julius Stoik)
1925WHA d. Gem. Wien, Wien 21, Justgasse 2-4 / Berzeliusgasse 9-13 / Carrogasse 1-5 (mit Konstantin Peller u. Julius Stoik)
1925-1926WHA d. Gem. Wien „Reumann-Hof“, Wien 5, Margaretengürtel 100-110 (in Zusammenarbeit mit Hubert Gessner)
1926-1927WHA d. Gem. Wien „Bieler-Hof“, Wien 21, Kinzerplatz 10-11
1932-1934WHA, Wien 22, Langobardenstraße 207

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1910-1911Kindergarten der Stadt Wien, Wien 21, Bunsengasse 8
1911Volksschule Wien 2, Jungstraße 6 / Feuerbachstraße / Schönngasse
1911-1912Volksschule, Wien 14, Märzstraße 178-180
1912-1913Schule, Wien 16, Seeböckgasse 32 / Odoakergasse (mit Max Fiebiger)
1916Tiertränkebrunnen, Wien 6, Gumpendorfer Straße / Theobaldgasse (mit Bildh. Josef Thorak)
1917Kühlhaus der Stadt Wien, Wien 2, Engerthstraße 257
1923Kinderfreibad neben dem Wasserbehälter Steinhof, Wien 16, Johann-Staud-Straße (nicht erhalten)
1923-1924Infektionspavillon des Karolinen-Kinderspitals, Wien 9, Ayrenhoffgasse 5
1924-1925Kinderübernahmestelle, Wien 9, Sobieskigasse 31 / Lustkandlgasse 50 / Ayrenhoffgasse 9
1924-1926Städtisches Volksbad, Wien 12, Ratschkygasse 26 (mit Julius Bittner u. Hubert Gessner)
1934Hauptschule, Wien 22, Langobardenstraße 203-205
1939Zentrale der Hauptfeuerwehrwache und WHA d. Gem. Wien, Wien 17, Johann-Nepomuk-Berger-Platz 12-13 / Rosensteingasse 2 / Taubergasse 1

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1910Typen für Kleinhausbauten (Wettbewerb, ein Preis, mit Hugo Mayr)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; MA 43; Pfarramt Maria Treu (Matrikenstelle); Bezirksmuseum Hernals
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Sekundärquellen

LITERATUR:
M. Eisler: Neuwiener Baukunst. In: Moderne Bauformen, 24.1925, S.353ff (Kinderübernahmestelle Wien 9, WHA Wien 21, Justg.)
M. Fiebiger: Über Schulen und Kindergärten der Gemeinde Wien. In: ZÖIAV 67.1915, S.369ff
H. Hafner: Die Bautätigkeit d. Gem. Wien auf dem Gebiet d. Hochbaus nach dem Krieg. In: ZÖIAV 1924, S.127ff
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
H. Jaksch: Die Bautätigkeit der Wr. Stadtverwaltung. In: Österr. Bau- u. Werkkunst 1.1924/25, S.183ff (WHA Wien 21, Justg.)
G. Kapner: Freiplastik in Wien. Wien 1970
H. Kodré: Die Entwicklung d. Wr. sozialen Wohnbaues i.d. Jahren 1918-1938. In: der aufbau, 19.1964, S.343ff
Kommunaler Wohnbau in Wien Aufbruch 1923–34. Ausstrahlungen. (Ausst. Kat.), Wien 1978
E. Meßner: Die Innere Stadt. Wien 1928
Das neue Wien (Hg. Gemeinde Wien). Wien. 4 Bde., Wien 1926-1928
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Österr. Bauzeitung
1.1925, S.266fff (WHA Wien 11, Loryg./Hackelstr.)

Österr. Kunst
9.1938, H.1, S.20ff (Hauptschule Wien 22, Aspern, Langobardenstr.)

Wasmuth’s Monatshefte für Baukunst
10.1926, S.357ff

WBIZ
29.1912, S.166ff (Volksschule 2, Junggasse)
36.1919, S.26f (Kindergarten Wien 21, Bunseng.) / S.28f (Volksschule Wien 16, Seeböckg.)

Zeitschr. d. Baumeister
13.1926, Nr.7, S.1 (WHA Wien 21, Justg.) / Nr.14, S.1 (WHA Wien 11, Herderpl.)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
Czeike 5, H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005

INTERNETLINKS:
www.dasrotewien.at; www.spoe.at
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 22.02.2007
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