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Rudolf Breuer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 23.07.1857 - † 27.01.1936
Geschlecht: m
Geburtsort: Opava
damaliger Name: Troppau, Ö-Schlesien
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Baurat
weitere Namen: Rudolph
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Ehe mit Lina, geb. Hoppe
Schwager: Paul und Emil Hoppe, Architekten
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
ca.1871Beginn einer Mauererlehre in Troppau, Ö-Schlesien
1874/75Bauschule in der Gußhausstraße (der späteren Staatsgewerbeschule Wien)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca.1876-1888Tätigkeit im Atelier Friedrich Schmidt
1885Baumeisterkonzession
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Auszeichnungen und Ämter
1904Baurat
1907Ritterkreuz des Franz Josef Ordens
1933Gold. Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
o.J.Gerichtl. beeideter Sachverständiger und Schätzmeister
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Mitgliedschaften
ab 1893Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1897Verein der Baumeister in Niederösterreich
ab 1901Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister
ab 1907Wiener Bauhütte
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Vita
Rudolf Breuer wurde 1857 in kleinbürgerlichen Verhältnissen als Sohn eines Tapezierers in Troppau, dem heutigen Opava, geboren. Mit 14 Jahren begann er eine Maurerlehre und soll sich als so tüchtig erwiesen haben, dass er im 3.Lehrjahr bereits ausschließlich als Polier eingesetzt wurde. Nach Abschluss der Lehre ging Breuer nach Wien und besuchte die Bauschule in der Gußhausstraße, die spätere Staatsgewerbeschule. Auch hier erwies sich Breuer als außerordentlich begabt, so dass ihm zwei Klassen erlassen wurden und er die Schule bereits nach einem Jahr abschließen konnte. Auf den außergewöhnlichen Absolventen aufmerksam gemacht, nahm ihn Friedrich Schmidt in sein Atelier auf. Breuer arbeitete zunächst beim Bau des Wiener Rathauses mit, wo er vor allem mit Steinmetzarbeiten betraut wurde. Als Schmidt nach dem Brand des Ringtheaters, den Breuer als Logenbesucher selbst miterlebt hatte, das kaiserliche Stiftungshaus „Sühnhof“ am Schottenring, an der Stelle des ehemaligen Ringtheaters, erbaute, hatte Breuer die Bauleitung inne. Als letzte Arbeit im Atelier Schmidt führte er die Restaurierungsarbeiten der Burg Runkelstein in Tirol durch, die er im Jahr 1887 beendete.

Ohne die übliche Prüfung wurde Breuer in den Baumeisterstand erhoben, erhielt im Jahr 1885 die Baumeisterkonzession und betätigte sich seither als selbständiger Baumeister. Einige Jahre war – wie Friedrich Achleitner vermerkt – Emil Hoppe im Büro Breuers tätig, um dort nach seinem Architekturstudium bei Otto Wagner Praxis zu erwerben.

Anlässlich seines 50-jährigen Baumeisterjubiläums wurde Breuer in der Zeitschrift „Der österreichische Baumeister“ (1935) vom Verband der Baumeister „gegen seine sonstige Gepflogenheit“ außergewöhnlich detailreich gewürdigt. Neben der ausführlichen Schilderung des Lebenslaufs wird eine Reihe von öffentlichen Bauten aufgezählt, die Breuer ausgeführt habe, wie etwa das k.k. Wilhelminenspital (nach den Plänen von Franz Berger) oder die Postsparkassa „unter Oberbaurat Wagner“. Weiter heißt es, dass Breuer eine große Anzahl Zinshäuser, Villen, Landhäuser und „Utilitätsbauten größeren Umfangs“ erbaute und Fürst Karl Auersperg, Springer, Baron Rothschild sowie Baron Gustav Heine zu seinen Kunden zählten. Insgesamt wird von Rudolf Breuer das Bild eines äußerst erfolgreichen Baumeisters gezeichnet und den damaligen Gepflogenheiten entsprechend keine klare Trennung zwischen selbst entworfenen Bauten und solchen, die er für andere Architekten ausführte, vollzogen. Laut heutigem Forschungsstand hat Breuer zwar einige Gebäude nach seinen Entwürfen realisiert, zwei Wohnhäuser, bei denen Breuer bislang als Planverfasser bzw. als Mitautor galt, wurden jedoch von Emil Hoppe (Haus Wien 5, Kleine Neugasse 9, 1902-1903) bzw. Emil Hoppe, Marcel Kammerer und Otto Schönthal (Wien 4, Frankenberggasse 3, 1910) geplant, und Breuer oblag lediglich die Ausführung.

Rudolf Breuer starb hoch angesehen – er galt als einer „der bedeutendsten Baumeister seiner Zeit“ – im 78.Lebensjahr in Wien und wurde am Mödlinger Friedhof begraben.
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Stellenwert
Rudolf Breuers Bauten waren völlig dem Späthistorismus verpflichtet. Die repräsentativen Gebäude sind dreizonig konzipiert, plastisch gegliedert und reich mit barockisierendem Dekor ausgestattet. Das Eckhaus in Wien 4, Gußhausstraße 2 (1896) erhielt ein besonders monumentales Erscheinungsbild, indem der Zusammenstoß der Fassaden als markanter, von einer Kuppel bekrönter Eckturm ausgebildet wurde.

Die zeitgleich entstandene ehemalige Militärkonservenfabrik in Bruckneudorf im Burgenland reiht sich mit einer romantisierenden Außengestaltung den zur Jahrhundertwende üblichen Fabriksbauten ein. Die Gliederung durch Eck- und Mittelrisalite, die Ausbildung von Lisenen, die über das Dach als Türmchen hochgezogen werden, und schließlich die Kombination von hell verputzten Wandflächen mit Sichtziegelflächen, die zum Teil Motive der Romanik als Dekor modifizieren, verleihen der Fabrik ein äußerst malerisches Erscheinungsbild.

In Breuers Nachruf wird angegeben, dass er „viele große und würdige Meisterwerke der Baukunst in Wien als Andenken und Zeugnis seines Könnens zurückgelassen“ habe (Österr. Bauzeitung 1936). Nach heutigem Ermessen bezieht sich diese Würdigung vor allem auf seine Tätigkeit als erfolgreicher und hoch qualifizierter Baumeister.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1896Gartenpavillon, Wien 4, Schwindgasse 15
1896Eckwohnhaus, Wien 4, Gußhausstraße 2 / Technikerstraße 3
1897Miethaus, Wien 8, Zeltgasse 2 (nicht erhalten)
1902-1903Haus „Zum goldenen Löwen“, Wien 5, Kleine Neugasse 9 (A; E: Emil Hoppe)
1910Wohnhaus, Wien 4, Frankenberggasse 3 (A; E: Hoppe, Kammerer, Schönthal)
1912Arztvilla Breuer, Weyer, OÖ, Kalvarienberggasse 4 (A; E: Hoppe?)

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1896Militär-Conservenfabrik, Bruckneudorf, Bgld., Lagerstraße 8-10 (heute Stahl- und Leichtmetallbau H. Holzer)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1897Volkswohnungen und Wohlfahrtseinrichtungen in Wien 13 (Wettbewerb, Ankauf)
1904Männerlogierhaus, Wien 10.Bezirk (Wettbewerb, 1.Preis)
1904Männerlogierhaus, Wien 20.Bezirk (Wettbewerb, 3.Preis)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv ÖIAV; WStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Der Wettbewerb für Volkswohnungen und Wohlfahrtseinrichtungen in Wien. In: WBIZ 15.1897, S.129f
Anonym: BR Rudolf Breuer – 50 Jahre Baumeister! Vom Werden und Wirken eines österr. Baumeisters. In: Der österr. Baumeister 2.1935, S.420f
Anonym: Baurat Rudolf Breuer+. In: Österr. Bauzeitung 1.1936, S.37f
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
O. Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. München 1966
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1. Wien u.a. 1984

HINWEISE AUF WERKE:
Neue Architektur – eine Auswahl der beachtenswertesten Neubauten moderner Richtung aus Deutschland und Österreich. Serie 1-6, Leipzig/Wien o.J. [1901-1910]
II.(?) Serie, S.57 (5, Kleine Neugasse 9)

WBIZ
15.1898, Wr. Bautenalbum, S.37, T.93f (Wohnhaus in Wien IV, Gußhausstr. 2)

Wiener Neubauten im Style der Sezession. 5 Bde. Wien 1902ff
2.Band, T.30 (5, Kleine Neugasse 9)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. I
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)
H. Partisch: Österreicher aus sudetendeutschem Stamme. Wien 1961

LEXIKA:
AKL; Weihsmann 05
H. Sturm: Biographisches Lexikon der böhmischen Länder. Bd.1, Wien 1979
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Anmerkungen
Das Sterbedatum ist mit 27.6. in sämtlichen Lexika und im WStLA falsch angegeben. AKL: Beteiligung am Bau der Werkbundsiedlung ist falsch (Verwechslung mit Otto Breuer). Weihsmann 2005: von den Angaben sind nur das Geburtsdatum und der Geburtsort richtig.
www.archinform.net: der Link „Riba Library-Literatursuche“ führt zu 8 Artikeln in Fachzeitschriften, die sich jedoch alle auf Marcel Breuer bzw. einer auf Otto Breuer beziehen.
Im ÖKT 44 wird bei Wien 5, Kl. Neug. 9 R. Breuer als Planverfasser und Baumeister, beim Haus 4, Frankengergg. 3 als Planverfasser gemeinsam mit Hoppe, Kammerer und Schönthal angegeben. Laut I.B.White, 1989 war Breuer allerdings bei beiden Häusern nur der ausführende Baumeister.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 16.05.2007
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