A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Georg Wünschmann

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 11.02.1868 - † 12.10.1937
Geschlecht: m
Geburtsort: Limbach i.S.
Land: Deutschland
damaliger Name: Sachsen
Sterbeort: Leipzig
Land: Deutschland
damaliger Name: Deutsches Reich
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Ehe mit Dora von Toula (1871 Wien–1938 Leipzig), Opernsängerin
Kinder: Werner (*1905), Architekt
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
um 1888-1890Architekturschule Chemnitz
um 1890Studienreise nach Italien
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
um 1891Praktikum in Leipzig
ca.1895-1930selbständiger Architekt in Leipzig
top
Mitgliedschaften
o.J.Leipziger Künstlerverein (1914/15 Vorsitz)
o.J.Bund deutscher Architekten (Vorsitz)
top
Vita
Georg Wünschmann, der aus Sachsen stammte, erhielt seine fachliche Ausbildung an der Architekturschule in Chemnitz. Am Beginn seiner Karriere arbeitete er in einem großen Büro in Leipzig, um sich nach einiger Zeit mit einem Atelier für Architektur und Kunstgewerbe selbständig zu machen. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg errichtete er in Leipzig, das sich damals einer großen wirtschaftlichen Blüte erfreute, zahlreiche bedeutende Projekte.

Darüber hinaus ermöglichte es ihm eine Erbschaft, sich im Immobilengeschäft zu betätigen und einem großzügigen Lebensstil zu frönen. Durch seine Heirat mit einer aus Wien stammenden Opernsängerin ergaben sich Verbindungen zu Österreich, insbesondere zu Kärnten, wo er in Friesach ein feudales Sommerhaus hatte. Diese familiären Kontakte führten dazu, dass Wünschmann auch in Österreich einige bemerkenswerte Bauten errichtete.

Wünschmann konnte auch nach dem Ersten Weltkrieg seine Tätigkeit relativ erfolgreich fortsetzen. Erst auf Grund der großen Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre sah er sich gezwungen, sein Büro an seinen Sohn Werner zu übergeben.

Georg Wünschmann ist mit neunundsechzig Jahren an Herzversagen gestorben.
top
Stellenwert
Georg Wünschmann war ein typischer Vertreter jener Architektengeneration, deren große Zeit in die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg fiel und die vom Paradigmenwechsel des Späthistorismus zur zeitgenössischen Moderne geprägt waren.

Demgemäß zeichneten sich Wünschmanns frühe Bauten aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jh.s noch durch einen historistischen Formenkanon aus, der Elemente der Gotik oder Renaissance mit Tendenzen des Heimatstils mischte. Dieser Phase entsprechen seine eigene Villa in Friesach und auch das Miethaus in Wien 7, Mondscheingasse (das einzige Projekt das Wünschmann in Wien realisierte), die beide von einem ausgeprägt synkretistisch manieristischen Charakter geprägt sind. Anfangs des zwanzigsten Jh.s kommt es zunehmend zu einer Orientierung an der damaligen Moderne, die aufgrund von Wünschmanns persönlichen Verbindungen in formaler Hinsicht auch von Wiener bzw. Darmstädter Einflüssen geprägt war. Dies manifestierte sich, neben der Anwendung neuer Bautechnologien wie Stahlbeton und Skelettbauweise, auch in der Übernahme einer schlichteren, funktionalistischeren Formensprache mit klassizierenden Tendenzen.

Die Bandbreite Wünschmanns, der zu den bedeutendsten Leipziger Architekten der letzten Jahre des Deutschen Kaiserreichs zählte, umfasste Industriebauten, Anlagen für die städtische Infrastruktur wie Brücken und Wehranlagen, vor allem aber Wohn- und Geschäftshäuser mit großem repräsentativen Anspruch. Einer seiner bemerkenswertesten Bauten ist das Gewerkschaftshaus der deutschen Handlungsgehilfen (Leipzig, Karl-Liebknecht-Straße 8–14), das zu Beginn des Ersten Weltkriegs errichtet wurde. Der Bau der von einem Säulenportikus und einer mächtigen Kuppel geprägt ist, entspricht den monumentalisierenden Tendenzen dieser Jahre, die nicht zuletzt das Selbstbewusstsein der wilhelminischen Ära zum Ausdruck bringen.

In der Zwischenkriegszeit kommt es bei den Bauten Wünschmanns zu einer Abkehr von der Bombastik der Vorkriegsjahre und zu einer Hinwendung zu einem relativ unprätentiösen Funktionalismus, der sich jedoch nur zögerlich an die zeitgenössischen Bauhaus-Tendenzen anlehnte.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1888-1889Miethaus, Leipzig, D, Keilstraße 4
1897-1898Geschäftshaus Kuzmany, Velden, Ktn., Am Korso 4
1898Miethaus Wien 7, Kirchengasse 19 / Mondscheingasse 3 (Ausf. Karl Stigler)
um 1899Miethaus und Gastwirtschaft in Leipzig, D, Antoninstraße / Schleussigerweg
um 1900Villa Wünschmann (ehemals Schneer-Toula), Friesach, Ktn., St.Veiter Straße 3
um 1900Herrenhaus des Rittergutes Buchwald in Schlesien, PL
1900Geschäftshaus des Schulbilderverlages Wachsmuth, Leipzig, D, Kreuzstraße 3
1903Café Petersberg Friesach, Ktn., Wiener Straße 2
1903Wohn- Geschäftshaus, Riga, Lettland, Elizabeta iela 10b (mit H. Kozel u. M. Eisenstein)
um 1905Hotel Blaues Haus Friesach, Ktn.
um 1905Einfamilienhaus in Pörtschach, Ktn.
um 1906Villa Körnig, Leipzig, D, Prinz-Eugenstraße 36
um 1906Villa Magda Bremer, Leipzig, D, Rudolph Sackstraße 7-9
1906Villa Dr. Rudolph, Leipzig, D, Kaiser Wilhelm-Straße 20
um 1906Miethaus Wünschmann, Leipzig, D
um 1906Miethaus Bödemann, Leipzig, D, Lindnerplatz 1
1907Geschäftshaus Knaur Leipzig, D, Roßstraße 5-7
1907-1908Haus der „Sorabia“, Leipzig, D, Moltkestraße 11
1909-1910Villa Dr. Freytag in Gohlis bei Leipzig, D, Fritschestraße 6
um 1910Wünschmannhof, Leipzig, D, Thomasring 18-20
1926-1928Wohnhausanlage, Leipzig, D, Hildebrandstraße 39-45
1929-1931Wohnhausanlage, Leipzig, D, Adolph Menzel-Straße 11-17

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1903-1907evang. Kirche in Arriach, Ktn.
1914-1917Gewerkschaftshaus d. Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen, Leipzig, D, Karl-Liebknecht-Straße 8-14 (ehemals Zeitzer Straße, jetzt Haus der Leipziger Verkehrsbetriebe)
um 1910Ärzteheim Bad Berka, D
1928Verwaltungsgebäude Flughafen Leipzig Mocka, D
1928Kinderheim „Humanitas“ in Probstheida, D
o.J.Hermann Hedrich-Heim in Bad Frankenhausen, D
o.J.Jugendherberge in Buchheim, D

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1906Fabrik Conradi, Limbach i.S., D
1913-1917Oberes Elsterwehr (Palmengartenwehr), Leipzig, D
o.J.Fotograf. Maschinendruckanstalt Aristophot in Taucha bei Leipzig, D

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
um 1908Wellenbad „Undosa“, Leipzig, D
um 1908Buchgewerbeausstellung Leipzig, D

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1901Superintendur mit Küsterei, Leipzig, D, Thomaskirchof (Wettbewerb)
1901evang. Nordkirche für Leipzig, D (Wettbewerb)
1902Hospital und Wohnhäuser in Cöthen, D (Wettbewerb)
um 1905Wohnhausviertel für die herzogl. Hofkammer in Gotha, D
1912Bebauung d. Frankfurter Wiese in Leipzig, D (Wettbewerb, mit J. P. Grossmann)
1912Krematorium Pforzheim, D (Wettbewerb, mit J. P. Grossmann)
1917Bücherhof (Paketbestellanstalt), Buchhändlerhaus Leipzig, D, Hospitalstraße
1917Baublock in Leipzig- Schönefeld, D (Wettbewerb)
1928Bebauung des Messegeländes Leipzig, D (Wettbewerb)
diverse Entwürfe für Grabmäler und Kriegerdenkmäler
top
Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Achleitner- Archiv
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
M. Eschner: Leipzigs Denkmäler. Leipzig 1910
W. Hocquel: Leipzig, Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. Leipzig 2003
C. Jäger: Österreichische Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts. Wien-Graz 2005
Leipziger Künstlerverein (Ausstellungskataloge). Leipzig 1917 u. 1920
Leipziger Nachrichten 13.2.1928 (60. Geburtstag) u. 14.10.1937 (Nachruf)
ÖKT 2 (H. Tietze): Die Denkmale der Stadt Wien (XI.– XXI. Bezirk). Wien 1908
ÖKT 51 (B.Kinzl u.a.): Die profanen Bau- u. Kunstdenkmäler der Stadt Friesach. Wien 1991
F. Tögl: Georg Wünschmann 1895- 1925. Leipzig 1925
L. Weber: Der Architekt Georg Wünschmann Leipzig, Bauten und Entwürfe. Leipzig 1910
F. Zöllner (Hg.): Georg Wünschmann (1868-1937). Leipzig 2006

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
5.1899, S.43f, T.78 (Miethaus Wien 7, Kircheng. 19)
7.1901, S.42, T.73 (evang. Kirche Leipzig)
13.1907, S.37ff, T.57ff. (Fabrik Conradi in Limbach, Villa Körnig in Leipzig, Villa Magda Brehmer in Leipzig, Haus Wünschmann in Leipzig, Miethaus Bödemann in Leipzig)

Arch. Monatshefte
6.1900, S.10f, T.20 (Wohn- Geschäftshaus in Wien)

Der Bautechniker
24.1904, S.197f (Hotel, Caférestaurant Petersberg, Friesach)

Bauwelt
21.1930, H.3, Beil., S.10f (Heim “Humanitas” in Leipzig)

Blätter f. Architektur u. Kunsthandwerk
13.1900, S.18, T.27 (Miethaus u. Gastwirtschaft in Leipzig, Antoninstr.)

Deutsche Bauhütte
19.1915, S.322ff (Wünschmannhof, Leipzig, Thomasring)

Deutsche Bauzeitung
1912, S.283f u. T.29 (Konkurrenzentwurf Friedhof Pforzheim)
1918 S.329ff u. S.333f (Bücherhof Leipzig)

Deutsche Konkurrenzen
1902, Bd.14, H.4, S.28 u. S31 (Entwurf Hospital u. Wohnhäuser in Cöthen)
1911/12, Bd.27, H.12, S.9 u. S.15f (Entwurf Krematorium Pforzheim)
1917, Bd.33, H.3, S.11ff (Baublock in Leipzig- Schönefeld)

Der Industriebau
9.1918, H.4, S.61ff (Buchhändlerhaus Leipzig, Hospitalstr.).

Österr. Bau- und Werkkunst
6.1929/30, S.125ff (Heim für gebrechliche Kinder “Humanitas” )

Der Profanbau
3.1907, Nr.21, S.313ff (Geschäftshaus Knaur in Leipzig)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. II; Achl. III/1; Dehio 2; Dehio Kärnten 2001
W. Oskar (Hrsg.): Dreßlers Kunsthandbuch 2. Wien 1930
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB 36
top
Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.11.2005
Zuletzt geändert: 08.10.2008
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung