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Percy Faber

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 02.09.1883 - † 17.07.1959
Geschlecht: m
Geburtsort: Frankolovo, Celje
damaliger Name: Sternstein bei Cilli, Steiermark
Land: Slowenien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Techn.Rat
weitere Namen: Percival Arthur
Religionsbekenntnis: Evang., dann Röm.kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Georg Louis F. (1843-1915), Kaufmann
Mutter: Alice Fanny, geb. Krupp (*1852)
Schwester: Alice (Daisy), verh. mit Helmut Wagner-Freynsheim, Architekt
Ehe (1931) mit Anna geb. Hummel (+1990)
kinderlos
Bürogemeinschaft: 1913-1921 mit Helmut Wagner-Freynsheim
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Ausbildung in Berlin, Charlottenburg, D
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1913-1921Ateliergemeinschaft mit Helmut Wagner-Freynsheim
1921selbständiger Architekt
1950 Befugnis zum Ziviltechniker
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Auszeichnungen und Ämter
o.J.Technischer Rat
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Mitgliedschaften
ab 1927NÖ Gewerbeverein
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Vita
Percy Faber entstammt einer gut situierten und weit verzweigten Kaufmannsfamilie in Wien. Durch eine Reihe von „unglücklichen Unternehmungen“ ging das Vermögen der Familie allerdings verloren, weshalb August Faber, der Großvater Percys, nach London auswanderte, wo ihm ein erfolgreicher Neubeginn als Geschäftsmann gelang. Nach seiner Heirat mit einer Engländerin nahm August Faber die englische Staatsbürgerschaft an. Sein Sohn, der Vater von Percy, George Louis Faber, wurde 1846 in England geboren.

Aus dieser Familiengeschichte erklärt sich die irreführende Bezeichnung Percy Fabers als „englischer Architekt“, obwohl er 1883 in der damaligen Südsteiermark in Sternstein bei Cilli geboren wurde und laut einem zeitgenössischen Bericht in Berlin-Charlottenburg seine Ausbildung erfahren hat. Über etwaige Arbeiten bzw. Aufenthalte in England ist nichts bekannt.

Fabers erste Tätigkeit in Wien ist durch die Gründung einer Ateliergemeinschaft mit Helmut Wagner-Freynsheim, seinem späteren Schwager, nachweisbar. Allerdings sind nur wenige Bauten aus dieser gemeinsamen Schaffenszeit bekannt. Ab dem Jahr 1921 führte Faber alleine ein Atelier, in dem auch der Maler, Schriftsteller und Architekt Hans Kaliba (1897-1985) als Architekt und Bauleiter tätig war. Auch aus dieser Zeit sind nur wenige Werke dokumentiert, die Faber in Wien, im Bereich der ehemaligen Donaumonarchie sowie im weiteren Ausland ausführte. Obwohl Fabers Mutter aus der Industriellenfamilie Krupp stammte und er sicher über entsprechende Kontakte zum großindustriellen Bürgertum verfügte, waren in der schwierigen Zwischenkriegszeit offenbar keine namhaften Aufträge zu requirieren. Percy Faber starb im 76. Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Obwohl es heißt, dass Percy Faber schon in jungen Jahren eine Fülle verschiedener Bauaufgaben ausführen konnte (Bauwelt 1926), sind nur wenige Werke von ihm bekannt. Die dokumentierten Arbeiten zeigen, dass sich Faber in der formalen Gestaltungsweise zum Teil den örtlichen Gegebenheiten, zum Teil den aktuellen Tendenzen bzw. den jeweiligen Bauaufgaben angepasst hat. Beim Herrenhaus in Hartberg etwa hat Faber auf einem weiß geputzten Ziegelunterbau einen „Blockbau alpenländischer Bauweise aufgesetzt“ (Bauwelt 1926). Auch das Beamtenkasino der Karpathen-Petroleum A.G. bei Gorlice, PL, ist mit den Fenster- und Erkerausbildungen sowie einer differenzierten Dachlandschaft der Umgebung angepasst. Das Miethaus in Wien 3, Ziehrerplatz 4-5 (1930-19031) hingegen zeigt eine sachlichere Formensprache, denn hier wird die glatte Fassade durch Gesimsbänderungen und gleichmäßig gereihte Fenster und Balkone rhythmisiert. Das letzte bekannte Werk Fabers, das Haus der Magnesitwerke in Wien 1, Schubertring 10-12, das er in den Jahren 1952-1954 gemeinsam mit Erich Boltenstern ausführte, stellt schließlich einen ungegliederten Stahlbetonbau dar, dessen einziger „Schmuck“ aus einer Steinplattenverkleidung besteht.

Viel Beachtung fand seinerzeit die Einrichtung des Theaters „Die Komödie“, die Faber 1924 im ehemaligen Versammlungssaal im Haus des Kaufmännischen Vereins, Wien 1, Johannesgasse 4 ausführte. Dem Zuschauerraum ist ein ovaler Vorraum vorgelagert, und das gesamte Theater ist im Stil des Neobarock bzw. Neorokoko kostbar mit Stuckdekor, Holzverkleidungen, Wandbespannungen aus Seidendamast, vergoldeten Kunstschmiedearbeiten sowie roten Teppichen ausgestattet. In der zeitgenössischen Beschreibung wurde insbesondere die festliche Atmosphäre des Theaters betont, die Faber nicht zuletzt durch den Einfall erzielte, sämtliche Glühbirnen in eine mattgelbe Schellacklösung zu tauchen.

In Percy Faber zeigt sich ein Architekt, der in seinen Konzeptionen eine späthistoristische Grundhaltung bis in die 1930er Jahre hineintrug: Je nach Bauaufgabe bediente er sich zur Charakterisierung der jeweiligen Gebäude der Ende des 19. Jh.s. üblich gewordenen stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten. Dies zeigt sich bei den Häusern, die er dem ländlichen Umfeld anpasste, ebenso wie bei der Theatereinrichtung der „Kleinen Komödie“, für die Faber noch im Jahr 1924 den barocken „Theaterstil“ wählte. Mit der Bereicherung seiner konventionellen Stilpalette durch die auf seine Weise modifizierte „Neue Sachlichkeit“, gelang Faber jedoch durchaus auch der Brückenschlag zum modernen Zeittrend.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1914Umbau Haus Bujatti, Wien 13, Wattmanngasse 18 (mit H. Wagner-Freynsheim)
um 1920Stockwerkaufbau, Wien 4, Brahmsplatz 1
vor 1926Landhaus Hartberg, Stmk.
vor 1926Beamtenkasino der Karpathen-Petroleum A.G. bei Gorlice, PL
um 1930Villa Siegfried Kralik, Böhmerwald / Sumava, Eleonorenheim / Leonora 64, CZ
1930-1931Miethaus, Wien 3, Ziehrerplatz (früher Rochusplatz) 4-5 / Neulinggasse 8
1936Schloss Wasserburg bei Pottenstein, NÖ (Umbau)
1949Wohnhaus, St.Pölten, NÖ, Dr. Karl Renner-Promenade 26 (Instandsetzung des 1899 erbauten Gebäudes nach Kriegszerstörung, wurde später mehrmals umgebaut)
1952-1954Haus der Magnesitwerke, Wien 1, Schubertring 10-12 (mit Erich Boltenstern, heute Sitz der Staatspolizei)
o.J.Parfümerie Wallace, Wien 1, Kärntnerstraße (nicht erhalten)
o.J.Schloss Inzersdorf bei Wien, NÖ (Adaptierung, 1965 abgerissen)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
o.J.Fürstliche Privatkapelle, Bordighera, I
o.J. Grabmal M.G. am Wiener Zentralfriedhof

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
um 1920Verwaltungsgebäude der Böhler Stahlwerke, Wien 1, Elisabethstraße (mit H. Wagner-Freynsheim)
o.J.Österreichische Automobilfabrik A.G., vormals „Austro-Fiat“

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1924Einrichtung und Ausstattung des Theaters „Die Komödie“ im Haus Wien 1, Johannesgasse 4 (heute Metro-Kino)
1952-1954Haus der Magnesitwerke, Wien 1, Schubertring 10-12, Sitzungssaal (mit Erich Boltenstern)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
o.J.Gräfliches Landschloss in der Steiermark
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv KAIK; WStLA (Verlassenschaftsabhandlung); Grinzinger Friedhof Grabinschrift
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Sekundärquellen

LITERATUR:
E. Erbanova u.a. (Hg.): Slavne vily johoceskeho kraje. Prha 2007
F. Faber: Chronik der Familie Faber. Wien 1918
H. Kaliba: P.A. Faber. Aus den Werken des Architekten I. Wien/Leipzig 1932
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße. Bd.4, Wiesbaden 1972.
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
ÖKT 54: T. Karl / T. Brückler: Die Kunstdenkmäler der Stadt St.Pölten. Horn 1999
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien 2002 (1985)
A. Weiser: Arbeiten von Architekt P.A. Faber, Wien. In: Bauwelt 17.1926, H.42, S.1021ff

HINWEISE AUF WERKE:
profil
3.1953, S.565 (Wohnhaus Wien 3, Ziehrerplatz 4-5)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Dehio Wien/1 (I.Bez.)

LEXIKA:
AKL; Weihsmann 05

INTERNETLINKS:
http://www.filmarchiv.at/events/metrokino/chronologie.htm
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 18.08.2008
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