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Alfons Wilhelm Custodis

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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 24.05.1850 - † 20.05.1924
Geschlecht: m
Geburtsort: Emmerich
Land: Deutschland
Sterbeort: Düsseldorf
Land: Deutschland
weitere Namen: Alfons Wilhelm Jakob; Alphons
Religionsbekenntnis: unbekannt
Berufsbezeichnung: Firmeninhaber
Familiäres Umfeld: Vater: Leopold Edmund Otto C. (1814-1869)
Mutter: Caroline Amalie, geb. Ingenmey
1.Ehe (1879) mit Maria Ludowika Sabina, geb. Müller
2.Ehe (1895) mit Natalie, geb. Schmitz
Kinder aus 2.Ehe: Alfons Maria Antonius (1896-1976); Gertrud Maria Agnes/Gerta (*1897)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.wahrscheinlich Ingenieurausbildung
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ca.ab 1899Firma Alphons Custodis in Wien nachweisbar
1906Neuanmeldung des Bauunternehmens Alphons Custodis von Karl Herzer
1920Baumeisterkonzession für die Firma
1920„Alphons Custodis Ges.m.b.H.“ Bauunternehmen, insbes. Ausführung von Fabrikschornsteinen, Kesseleinmauerungen, Blitzableiteranlagen, Hütten-, Öfen- und Ziegeleianlagen (protok. Firma)
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Vita
Fälschlich in der gesamten einschlägigen Fachliteratur als Architekt des „Sonnenuhrhauses“ in Schönbrunn genannt, war Alfons Custodis in Wahrheit überhaupt nicht architektonisch tätig. Auf Grund des massiven und breit tradierten Missverständnisses wird seine Biographie – als Beitrag der wissenschaftlichen Aufklärung – hier dennoch aufgenommen.

Alfons (auch Alphons) Custodis wurde 1850 in Emmerich, Deutschland, geboren. Im Jahr 1881 gründete er die „Tonwerke Düsseldorf“, die sich auf den Bau von Feuerungsanlagen und hohen Kaminen spezialisierte. Neben regen Geschäftsbeziehungen zu Russland gründete er eine Zweigniederlassung in den USA und unterhielt auch in Prag eine Niederlassung (mit wechselnden Firmenbezeichnungen). Im Jahr 1896 ist auch eine Zweigniederlassung in Wien registriert. Als Inhaber wurde „Alphons Custodis, Ing. in Düsseldorf“ angeführt, was auf eine Ingenieurausbildung schließen lässt. Kurze Zeit später scheint Wien als Hauptfirmensitz auf, Alfons Custodis hat sich jedoch laut Meldearchiv niemals über einen längeren Zeitraum in Wien aufgehalten. An einem Inserat in der Fachzeitschrift „Neubauten und Concurrenzen“ aus dem Jahr 1899 ist ersichtlich, dass die Firma zu diesem Zeitpunkt bereits ein florierendes Unternehmen war: „Fabrikschornsteinbau, Neubau, Erhöhungen, Reparaturen ohne Betriebsstörungen. Feuerungsanlagen, Betonanlagen, Kesseleinmauerung. Ueber 3000 Referenzen aus Europa und Amerika. 15 protokollierte Geschäfte.“ Laut den Handelgerichtsakten existierten in der ehemaligen Donaumonarchie tatsächlich mehrere Zweigniederlassungen, wie etwa in Mährisch-Ostrau, Budapest, Lemberg, Kronstadt, Aussig und Graz.

Um das Jahr 1918 zog sich Alfons Custodis aus dem Wiener Betrieb zurück und der vormalige Geschäftsführer, Karl Herzer, wurde Alleininhaber dieser Firma. Allerdings blieb die Firma bis in die 70er Jahre des 20.Jahrhunderts unter dem Firmennamen „Alphons Custodis G.m.b.H.“ in Wien registriert. Mit der Erlangung der Baumeisterkonzession im Jahr 1920 erhielt die Firma die Berechtigung, auch das Baumeistergewerbe in Wien auszuüben.

Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt übernahm Alfons Custodis’ Sohn Alfons die Firma seines Vaters. Laut Meldearchiv hielt er sich in den 30er Jahren einige Zeit in Wien auf, eine etwaige Beteilung des Sohnes an der Wiener Firma ist jedoch in den Handelsgerichtsakten nicht dokumentiert.

Alfons Custodis sen. starb im 74.Lebensjahr in Düsseldorf.
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Stellenwert
Alfons Custodis hatte wahrscheinlich eine Ingenieurausbildung erhalten, und seine überaus erfolgreiche Geschäftsführung lässt eventuell auch auf eine kaufmännische Ausbildung schließen. Der Grund, weshalb Custodis dennoch in dieses Lexikon aufgenommen wurde, ist auf den Umstand zurückzuführen, dass Custodis in sämtlichen Quellen als Architekt des „Sonnenuhrhauses“, ein Glashaus im Schönbrunner Schlosspark (1904-1905), genannt wird. Insbesondere seit der Renovierung des Sonnenuhrhauses und der Wiedereröffnung als so genanntes „Wüstenhaus“ (es beinhaltet Kakteen sowie div. Kleintiere) im Jahr 2003 hat die falsche Architektenangabe weite Verbreitung gefunden. Bei „Wikipedia“ avancierte Custodis sogar zum ku.k Hofarchitekten.

Die falsche Zuscheibung scheint folgendermaßen zustande gekommen zu sein: Im Zuge der Installation der Zentralheizung des Sonnenuhrhauses wurde gleichzeitig auch für das bereits im Jahr 1880 errichtete „große“ Palmenhaus eine neue Heizanlage errichtet. Laut heutiger Forschungslage wurde die renommierte Firma Alphons Custodis, die auf Kesseleinbauten sowie die Errichtung von Fabriksschornsteinen spezialisiert war, mit der Ausführung betraut. Auf Grund einer stilistisch unglücklichen Satzkonstruktion in der „Schönbrunner Chronik“, Wien 1976 (1969) ist in weiterer Folge offenbar bei allen Rezipienten der Eindruck entstanden, dass es sich bei Custodis um den Architekten des „Sonnenuhrhauses“ handelt: „Die Kesselanlage für das Palmenhaus stand anfangs am Südende im ehemals anschließenden ‚Elefantenhof‘ des Tiergartens und wurde nach dem von A.Custodis geplanten und in den Jahren 1904/05 mit einem Kostenaufwand von 290.000 K errichteten Sonnenuhrhauses an den Rand des Gartens an der Maxingerstraße verlegt.“ (S.100f)

Demgegenüber konnte bislang nur eine einzige Quelle ausgeforscht werden, die den tatsächlichen Architekten des Sonnenuhrhauses angibt: In der „Zeitschrift für Gärtner und Gartenfreunde“ aus dem Jahr 1906 (Nr.8, S.118f) ist der k.u.k. Hofarchitekt Franz Orban von Telekfalvader ausdrücklich als Architekt des Sonnenuhrhauses angeführt. (Franz Orban von Telekfalvader war Hofbau-Ingenieur im Obershofmeisterstab.)
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1904-1905Sonnenuhrhaus, Wien 13, Schönbrunner Schloßpark (Kesseleinbauten für die neue Heizungsanlage)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; WStLA (Meldearchiv); Bundesgärten Wien; Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H; Handelsgerichtsakte Wien
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Arge Sonnenuhrhaus (Hg.): Wüstenhaus Schönbrunn. Wien 2003 (Zuschreibung an A.C.)
Eberhard: Das neue Neuholländerhaus in Schönbrunn. In: Zeitschrift für Gärtner und Gartenfreunde. Nr.8, 1906, S.118f
Schönbrunner Chronik. Wien 1976 (1969) (Zuschreibung an A.C.)
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000 (Zuschreibung an A.C.)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.) (Zuschreibung an A.C.)

INTERNETLINKS:
alle Zuschreibung an Alf(ph)ons Custodis (Auswahl):
www.bundesgaerten.at/article/articleview/63414/1/17612
www.zoovienna.at/wuestenhaus.htm
www.schoenbrunn.at/en/things-to-know/tour-through-the-park/desert-house.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Sch%C3%B6nbrunnSonnenuhrhaus
http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenuhrhaus_(Wien-Sch%C3%B6nbrunn) (Zuschreibung an k.u.k. Hofarchitekt A.C.)
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Persönliche Mitteilungen
von Paul-Georg Custodis, Düsseldorf (2007/08)
Herrn Wimmer von den Bundesgärten Wien ist der Hinweis auf den Architekten des Sonnenuhrhauses zu verdanken.
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Anmerkungen
Ferencz (Franz Anton Adalbert) Orban v. Telekfalva, geb. 30.08.1874 in Deva, H; gest. Ende 08. 1960 (1961?) in Budapest, H; Relig.: Ev.HB.
1905 Ehe mit Klara Franziska Margarete geb. Netcke (*1882), Sohn: Ferencz (*1906)
1900-1905 Hofbauadjunkt, 1905-1908 Architekt und Ingenieur im Hofbau-Departement.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 27.03.2009
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