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Hans Dworak

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 19.05.1870 - † 17.04.1920
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien 19
damaliger Name: Nußdorf bei Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
weitere Namen: Dworzak; Dvorak; Dworack; Dworschak; Johann Franz Anton
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Josef D., k.k. Linienamts-Offizial (1828-1899)
Mutter: Marie, geb. Geißler (1833-1902)
Bruder: Karl D., Post-Oberkontrollor
Ehe (1897) mit Rosa Maria Katharina, geb. Zakarias (*1873)
Kinder: Edith (*1899), Beamtin; Erna (*1903); Hans (*1906)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1888Matura an der Staatsgewerbeschule Wien
1891-1893Akademie der bildenden Künste Wien (bei Karl Hasenauer)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab ca.1900selbständiger Architekt
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Mitgliedschaften
ab 1908Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Hans Dworak wurde 1870 in Nußdorf, damals ein Vorort von Wien, als Sohn eines Beamten geboren. Er besuchte zunächst die Staatsgewerbeschule und trat nach der Matura in die Spezialschule Karl Hasenauers an der Akademie der bildenden Künste ein. Anschließend absolvierte er vermutlich die üblichen Praxisjahre, bis er im Jahr 1900 erstmals mit der Errichtung von Wohnhäusern in Wien aufscheint. In der Folge führte Dworak ein äußerst erfolgreiches Architekturbüro, wobei er sich ausschließlich auf Wohn- und Geschäftshäuser in Wien spezialisierte. Dabei gelang es ihm, auch Großprojekte für sich zu lukrieren, wie etwa die Errichtung von Wohnhausanlagen, die sich über mehrere nebeneinander liegende Parzellen erstreckten wie z.B. der „Marxer-Hof“, Wien 3, Bechardgasse 14-16 / Untere Viakduktgasse 25 / Kegelgasse 5.

Wie für viele Architekten dieser Zeit bedeutete der Ausbruch des Ersten Weltkriegs auch für Dworak eine dramatische Zäsur in der beruflichen Laufbahn. "Wegen Schwäche" war er für den Waffendienst untauglich, wie er die Zeit während des Krieges verbrachte ist jedoch nicht bekannt. Bauten nach dem Jahr 1914 sind nicht dokumentiert.

Hans Dworak starb an einer Lungenentzündung im 50.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Obwohl Hans Dworak eine historistische Ausbildung erhalten hatte, ist sein fassbares Werk von Anfang an von der secessionistischen Reformbewegung um Otto Wagner geprägt. Dworak absolvierte die Spezialschule bei Karl Hasenauer, der den Lehrstuhl für „Moderne Architektur“ innehatte. „Moderne Architektur“ umfasste damals allerdings lediglich alle Spielarten der Renaissance, während in der parallel von Viktor Luntz geführten Bauschule die mittelalterliche Baukunst gelehrt wurde. Im Jahr 1883, ein Jahr bevor Otto Wagner die Lehrkanzel Hasenauers übernahm und sodann seine Vorstellungen einer „modernen Architektur“ in spektakulärer Weise publik machte, beendete Dworak sein Studium. Offensichtlich verfolgte er jedoch die Neuerungen im Architekturgeschehen mit großem Interesse, wobei er vorerst nur durch Publikationen von Arbeiten Wagners und seiner Schüler in der Fachzeitschrift „Der Architekt“ Anregungen erhielt.

Schon sein erstes Wohnhaus zeigt, dass sich Dworak mit dem Einsatz secessionistischen Formenvokabulars voll und ganz der neuen Architekturrichtung verschrieben hatte (Wien 15, Ortnergasse 3, 1900). Auch bei den folgenden Bauten ließ ihn die Faszination der neuen Formensprache nicht mehr los, denn die Fassaden sämtlicher dokumentierter Gebäude Dworaks sind mit jenem Vokabular ausgeführt, das heute als typisch für die Wagner-Schule gilt. Beinahe hat es den Anschein, dass Dworak die Zeitschrift „Der Architekt“ gleichsam als Musterbuch verwendete und bestimmte Motive lediglich eigenständigen Modifikationen unterwarf, da seine Gestaltungspalette letztlich recht schmal blieb.

So erhielt nahezu jedes Gebäude Applikationen von Frauenmasken, die zum Teil manieristisch überspannt weit in den Straßenraum hineinragen (Wien 8, Kupkagasse 2 / Josefstädterstraße 54, 1904). Typisch sind auch die stark vorkragenden Dächer und durch reiche Verzierungen betonte Kranzgesimse. Balkone erhielten schmiedeeiserne, phantasievoll formulierte Balkongeländer (z.B. „Marxer-Hof“, Wien 3, Bechardgasse 18 / Untere Kegelgasse 5, 1904-1905) oder schwungvolle Glas-Eisenüberdachungen (z.B. Wien 13, Trautmannsdorffgasse 50, 1904-1905).

Bei Eckhäusern bevorzugte Dworak demgegenüber stark betonte Rundungen, die zum Teil ins Monumentale gesteigert den Gebäuden eine starke Plastizität verleihen (z.B. Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 113, 1912-13). Beinahe als „Markenzeichen“ Dworaks kann die ausgeprägte Horizontalisierung der Gebäude gelten. Die Stockwerke sind nicht nur durch Gesimsbänderungen getrennt, sondern die Mauern erfahren auch durch Putznutungen, die sich zum Teil über die gesamte Fassade ausbreiten (z.B. Wien 8, Josefstädterstraße 50 / Schönborngasse 1, 1904) oder durch variationsreiche Ornamentbänderungen eine horizontalisierende Tendenz, die den Gebäuden insgesamt eine gewisse Gediegenheit verleiht.

Mit gekonnter Beherrschung architektonischer Mittel und feinem Sensorium für die moderneren Strömungen im Baugeschehen verstand es Hans Dworak, Dekorelemente der frühen Wagner-Schule virtuos einzusetzen und äußerst repräsentative und ästhetisch ansprechende Gebäude auszuführen. Bauherren, die sich als fortschrittsfreudig erwiesen, stellte er mit Wohn- und Geschäftshäusern im aktuellsten „Design“ ebenso zufrieden, wie ihn seine konservative Ausbildung davor bewahrte, durch Extreme zu schockieren.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1900Miethaus, Wien 15, Ortnergasse 3
1900-1901Wohnhaus, Wien 18, Gentzgasse 92-94
1901Miethäuser, Wien 3, Paulusplatz 8 und 9
1901Miethaus „Dreifaltigkeitshof“, Wien 7, Mechitaristengasse 1
1902-1903Wohnhausanlage „Cottage-Hof“, Wien 18, Währinger Straße 125 / Teschnergasse 39-41
1902Miethaus, Wien 7, Burggasse 88
1904Miethaus, Wien 8, Kupkagass 2 / Josefstädterstraße 54
1904Miethaus, Wien 8, Josefstädterstraße 52
1904Miethaus, wien 8, Josefstädterstraße 50 / Schönborngasse 1
1904Miethaus, Wien 18, Klostergasse 37
1904-1905Wohnhausanlage „Marxer-Hof“, Wien 3, Bechardgasse 16-18 / Untere Viakduktgasse 35 / Kegelgasse 5-7
1904-1905Wohnhaus „Fürstenhof“, Wien 13, Trautmansdorffgasse 50
1906Miethaus Wien 5, Zentagasse 6
1906Wohnhaus, Wien 18, Hans Sachs-Gasse 17
1907Wohnhaus, Wien 7, Seidengasse 20 / Zieglergasse (mit A. Jung & Russ, heute Finanzamt)
1909Wohn- u.Geschäftshaus, Wien 3, Ungargasse 2
1912-1913Wohn- u.Geschäftshaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 113
1912-1913Villa Ernestine Westen, Budweis / Ceske Budejovice, Dukelska 23, CZ, (mit Pompeo Ritter v.Wolff)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Matrikenarchiv Pfarre Landstraße Wien 3; WStLA (Totenbeschauprotokoll, Todesfallsaufnahme, Verlassenschaftsabhandlung, Musterungskopfzettel); MA 43 (Gräberdatenbank, Grabprotokoll Zentralfriedhof); Grabinschrift
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Ausgeführte Kunstschmiedearbeiten der modernen Stilrichtung in Wien und anderen Städten Östreich[sic] Ungarns. Wien 1904
E. Erbanova u.a. (Hg.): Slavne vily johoceskeho kraje. Prha 2007
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s, 2.Bd. Wien 1906
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
A. Moravansky: Die Erneuerung der Baukunst. Wien 1988
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
7.1901, S.92f (Fassadendetail Wien 7, Neustiftg.) / T.68 (Portal Wien 3, Ortnergasse)
13.1907, S.2, T.4 (Miethaus Wien 7, Zieglerg.)

Neue Architektur - eine Auswahl der beachtenswertesten Neubauten moderner Richtung aus Deutschland und Österreich. Serie 1-6, Leipzig/Wien o.J. [1901-1910]
Serie 2(?), Bl.53 (Wohn- und Geschäftshaus)
Serie 4, Bl.20 (Marxer-Hof, Wien 3) / Bl.40 (Wohnhaus, Wien 13, Trautmannsdorffg. 50)
Serie 5, Bl.37f (Wohnhaus, Wien 3, Kegelg. 5)

Neubauten in Österreich. 3 Bde., Wien o.J.
1.Band, T.12 (Wien 7, Seidengasse 20) / T.13 (13, Trautmannsdorffg. 50) / T.14 (18, Hans-Sachsg. 17)

WBIZ
23.1906, T.64 (Wien 8, Josefstädterstr. 52)
24.1907, S.418, T.95f (Wohnhaus Wien VII, Seideng. 20 Vestibül)

Wiener Neubauten im Style der Sezession. 5 Bde. Wien 1902ff
2.Band, T.17 (18, Währingerstraße 125)
4.Band, T.15ff (Marxer-Hof, Wien 3, Obere Viaduktstr.)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jahrhundert. Nendeln 1977

LEXIKA:
AKL; Weihsmann 05
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Anmerkungen
Angaben bei Weihsmann 2005 zum Teil falsch (z.B. hatte der Vater keinen Maurerbetrieb. Dworaks Ausbildung erfolgte nicht autodidaktisch, sondern Dworiak besuchte die Akademie)
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 18.08.2008
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